“Das erinnert mich ja an meinen Urlaub in der Schweiz.” Der erstaunte Ausruf einer Besucherin auf der Aussichtsplattform des Turmes der Heilig-Geist-Seniorenresidenz in der Potsdamer Burgstraße rief bei den Anwesenden keine ungläubigen Gesichter hervor. Potsdam, die Hauptstadt des Landes Brandenburg, ist eine von Bergen umgebene Stadt. Auf den Klaus- folgt der Drachenberg, dem Ruinen- folgen der Mühlenberg, der Kapellenberg, der Pfingstberg… . Die Aufzählung der auf dem Potsdamer Stadtgebiet befindlichen Berge ließe sich lange fortsetzen. 49 Berge sind es aktuell ingesamt, und sie machen Potsdam zu einer Bergstadt. Da sie nach der Anzahl der auf dem Stadtgebiet befindlichen Erhebungen von keiner anderen Stadt der Welt übertroffen wird, ist die Landeshauptstadt Brandenburgs zugleich die bedeutendste Bergstadt der Welt.

Trotz der vielen Berge, eine Seilbahn gibt es in Potsdam nicht und unter Höhenangst leidende Besucher brauchen sich keine Sorgen zu machen. Denn Potsdams Berge sind eigentlich nur Hügel und die höchste der aus der Eiszeit stammenden Endmoränenerhebungen erreicht gerade einmal die Höhe von 114 Metern. Dennoch sind sie nicht zu unterschätzen. Eine Wanderung auf dem 35 Kilometer langen Wanderweg “Saarmunder Endmoränenbogen” kann da Aufklärung leisten.

Die Wanderung entlang des “Saarmunder Endmoränenbogens” beginnt am Brauhausberg, vor der alten Potsdamer Kindl-Brauerei, und folgt der zügig bergan führenden Albert-Einstein-Straße. Vorbei am Wissenschaftspark auf dem Telegrafenberg geht es entlang der “Alten Luckenwalder Poststraße”. Der gekennzeichnete Wanderweg folgt später dem Teufelsseeweg, der am Fuß des Kleinen Ravensberges endet. Auf dem 114 Meter hohen Gipfel des Kleinen Ravensberges befindet sich ein 36 Meter hoher Feuerwachturm. Vom Gipfel herab führt die Route nach links auf dem Wildackergestell entlang bis zur Kreuzung mit dem Caputher Heuweg. Auf dem halbrechts abzweigenden Waldweg machen wir uns an den Aufstieg zum Großen Ravensberg (108 m), wo wir eine hölzerne Aussichtsplattform und eine für Besucher geöffnete Waldschule vorfinden. (Die Namensgebung für die beiden Ravensberge müsste auf Grund ihrer Höhe eigentlich umgekehrt sein, doch die vom Großen Ravensberg eingenommene Fläche, damit sein Umfang und die in ihm steckenden Sandmassen machen ihn eben zum “Großen”.) Beim Abstieg vom Großen Ravensberg stoßen wir auf den aus einem eiszeitlichen Toteisloch entstandenen Teufelssee, dessen Wasserspiegel mit 44 m über NN seltsamerweise 14 m über dem Grundwasser im benachbarten Niederungsgebiet des Springbruches liegt. Für ungeübte Wanderer empfiehlt es sich, hier Richtung Potsdam umzukehren oder den Weg nach Bergholz-Rehbrücke einzuschlagen. Mit dem Linienbus ist von dort aus die Rückfahrt nach Potsdam möglich. Wer sich noch kräftig genug fühlt, kann der Markierung folgend den “Saarmunder Endmoränenbogen” über Langerwisch, Saarmund und Tremsdorf bis nach Fresdorf und Stücken weiter erkunden.

Der Wanderweg “Saarmunder Endmoränenbogen” ist nur eines von vielen Wanderangeboten auf dem Potsdamer Stadtgebiet. Wege (zumeist markiert) führen auf den Höhenzügen entlang der Havelseen oder auf den in Nähe der historischen Parkanlagen gelegenenen Erhebungen. Beliebte Wandergebiete sind der Wildpark und die Pirschheide am westlichen Stadtrand, das Katharinenholz im Norden, die Parforceheide im Westen Potsdams und der Königswald zwischen Krampnitz und Sacrow. Einkehrmöglichkeiten sind fast überall vorhanden, mit Hütten versehene rastplätze auf den im Handel angebotenen Wanderkarten eingezeichnet.

Anmerkungen:
– Ein Berg ist eine Erhebung im Gelände, meist höher und steiler als ein Hügel. Was als hoch angesehen wird, ist immer von der eine Erhebung umgebenden Landschaft abhängig. Der Platz der Einheit in Potsdam liegt 32,8 m über NN. Und so finden wir die Erhebungen auf dem Stadtplan Potsdams nicht mit der Bezeichnung “Hügel”, sondern mit dem topographischen Begriff “Berg”.

– Der Saarmunder Endmoränenbogen ist ein Endmoränenzug unmittelbar südlich von Potsdam und damit südwestlich von Berlin. Er besteht zum größten Teil aus Ablagerungen des älteren Stadiums der Weichsel-Eiszeit, dem Brandenburger Stadium. Mit über 18 km Länge stellt er einen großen zusammenhängenden Endmoränenbogen des Norddeutschen Tieflandes dar. Landschaftlich verkörpert er die östliche Begrenzung der Zauche und die westliche Begrenzung des Zwischenurstromtals der Nuthe, das von der Nuthe-Niederung (Höhenniveau von 32 bis 35 m ü. NN) eingenommen wird.
Höchste Erhebung ist der
Kleine Ravensberg mit 114 Meter über NN. Gegenüber der Nuthe-Niederung ergibt sich damit ein maximaler Höhenunterschied von etwa 80 Metern. Der Saarmunder Endmoränenbogen beginnt südlich von Potsdam am Brauhausberg nördlich des bekannten Potsdamer Telegrafenberges, den er mit einschließt, verläuft über den Kleinen Ravensberg, den Großen Ravensberg, den Galgenberg bei Langerwisch, den Saarmunder Berg, den Ziebchenberg, den Backofenberg, die Grämitzberge bis zum Hohen Berg bei Stücken. (Quelle: Wikipedia)

– 1991 führte die Sektion Wandern/Orientierungslauf der Betriebssportgemeinschaft Lokomotive Potsdam den 1. Potsdamer Bergwandertag durch. Daran nahmen auch Wanderer aus gebirgigen Regionen Deutschlands teil.

Von admin

Ein Gedanke zu „Bergstadt Potsdam“
  1. Hallo dem Autor des Beitrages über die Wanderung auf dem Saarmunder Endmoränenbogen!
    Ich bin Vorsitzender der Fachgruppe Mineralogie, Geologie, Paläontologie Potsdam, einer relativ selbständigen Gruppe im Brandenburgischen Kulturbund e.V.
    Mitglieder dieser Fachgruppe haben in der Waldschule “Waldhaus Großer Ravensberg” eine Ausstellung zu Kristallingeschieben und Fossilien aus dem Saarmunder Endmoränenbogen gestaltet und betreuen diese weiter. Im Moment beschäftigt sich gerade eine Arbeitsgruppe damit, diese Ausstellung straffer zustrukturieren und die Präsentation zu verbessern.
    Das sollte nur ein Hinweis sein, wenn künftig Interessenten dorthin geführt werden sollen, könnten wir auf Anfrage ggf. jemand benennen, der ein paar fachliche Informationen vor Ort geben könnte.
    Ein Hinweis noch zu Ihrem Beitrag über die Wanderung auf dem Saarmunder Endmoränenbogen:
    Ihnen ist da etwas durcheinander geraten indem Sie in Ihrem Text die Waldschule mit auf dem kleinen Ravensberg ansiedeln. Da befindet sich nur der erwähnte Feuerwachturm. Die Waldschule “Waldhaus Großer Ravensberg” befindet sich, wie es schon ihr Name verrät, auf dem flächenmäßig größeren aber doch 6 m niedrigeren Großen Ravensberg.
    Mit den besten Grüßen
    B. Frick

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