Potsdam hat seit 1945 viele Umbrüche miterlebt, von denen es sich bis heute nicht vollständig erholt hat bzw. die noch einer sachlichen Aufarbeitung bedürfen.

Plakat 1943
Nationalsozialistisches Propagandaplakat (1943).

Prägende Ereignisse des Jahres 1945 waren die Zerstörung der Potsdamer Altstadt durch britische Bombenflugzeuge am 14. April und infolge der Kämpfe zwischen auf Durchhalten eingeschworenen Militärs, Volkssturmangehörigen und sich als “Werwölfe” fühlenden Jugendlichen einerseits und Truppen der Roten Armee andererseits. Wobei letztere kurz vor dem sichtbaren Ende des Krieges nicht noch ihr Leben verlieren wollten. Am 27. April 1945 waren die Kämpfe vorbei, und Potsdam von der Roten Armee besetzt. Oberst Andrej S. Werin wirkte ab dem 28. April 1945 als erster sowjetischer Stadtkommandant.
Die Propaganda des nationalsozialistischen Regimes hatte die Bevölkerung der östlichen Gebiete des Deutschen Reiches darauf vorbereitet, welches Schicksal ihnen unter den Russen drohen würde. Und die ersten Wochen der Besetzung schienen die nationalsozialistischen “Vorahnungen” zu bestätigen.
Doch was spielte sich, ganz konkret, 1945 in Potsdam ab? Bis heute können wir darauf keine solide Antwort geben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Hauptgrund ist jedoch, dass in den Jahrzehnten seit dem Ende des Krieges weder von sowjetisch/russischer Seite noch von der deutschen Seite eine solide, wissenschaftliche, auf der Auswertung von Akten basierende Aufarbeitung der Zeit nach 1945 erfolgte. Das hängt u.a. damit zusammen, dass die Anfang der 1990er Jahre in Russland kurzzeitig für die Wissenschaft geöffneten Archive seit 1992 für die wissenschaftlich arbeitenden Historiker nicht mehr zugänglich sind.

Plakat Sowjetsoldat DDRAuf die Propaganda der Nationalsozialisten folgte nach 1945 die Propaganda der Kommunisten, die aus dem “Erzfeind” ein scheinbar göttliches Wesen formte, ausgestattet mit den positivsten menschlichen Eigenschaften. Das 1949 im Treptower Park eingeweihte Ehrenmal verlieh dem gestalterischen Ausdruck.
Auf der Strecke blieb bei all der Propaganda der Mensch:
Die Deutschen, die ihre Erfahrungen mit den Besatzern machen mussten bzw. konnten, und sie 49 Jahre später als “Freunde” verabschiedeten. Die Angehörigen der Roten Armee, später der Sowjetarmee und noch später der Russischen Armee.
Bis heute wirken die die Normalität überlagernden Propagandawirkungen nach. Wegen nicht vorhandener, aussagekräftiger Unterlagen über die ersten Jahre der Besetzung, wegen in der Zeit des Abzugs der sowjetischen bzw. russischen Truppen mitgenommener bzw. verloren gegangener Dokumente. Die nachfolgenden Ausführungen erheben deshalb keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sind ein Versuch der Rekonstruktion der “Normalität” in Potsdam während der Zeit der Besetzung und der nachfolgenden Jahre sowjetischer DDR-Garnisonsstadt.

Potsdam als “besetzte” Stadt

Potsdam war von 1945 bis 1949, offiziell bis zur Gründung der DDR, eine besetzte Stadt, d.h. es herrschte das Besatzungsregime. Die hier stationierten Truppen der Sowjetarmee bezeichneten sich selbst als Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (GSBT bzw. GSBTD; russ. Группа советских оккупационных войск в ГерманииGruppa sowjetskich okkupazionnych wojsk w Germanii), und das bis zum 26. März 1954. Ab dann hießen sie Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (kurz GSSD, russisch Группа советских войск в Германии Gruppa sowjetskich wojsk w Germanii).

Was die Zeit zwischen 1949 und 1990 anbelangt, also dem Beginn und dem Ende der DDR, gehen die Meinungen bei der Beantwortung der Frage auseinander, ob es sich dabei um eine Weiterführung der Besatzung unter veränderten Bedingungen handelte. Auf jeden Fall war die DDR die ganze Zeit ihrer Existenz lediglich “Juniorpartner” der UdSSR.
Was Potsdam anbelangt, so muss man unterscheiden zwischen der Besatzungszeit (1945 bis 1954) und der Umwandlung der einstigen deutschen Garnisonsstadt in eine von den sowjetischen Truppen geprägte Garnisonsstadt, bereits ab Ende 1947. Dass sich an diesem über Jahrzehnte bestehenden Zustand etwas ändern würde, zeichnete sich ab dem 7. Dezember 1988 ab. Der letztliche Umfang der Veränderungen jedoch nicht.

In der Zeit der Anwesenheit der sowjetischen Truppen in Potsdam gab es 26 so genannte “Militärstädtchen” (russ. Вое́нный городо́к). Einige bestanden nur zeitweilig. Die Mehrzahl von ihnen jedoch bis zum Abzug zwischen 1990 und 1994. Es ist davon auszugehen, dass die Militärstädtchen jeweils um ein herausragendes militärisches oder ein der Besatzungsmacht zugeordnetes administratives Objekt bzw. ein Verwaltungsgebäude gebildet wurden. Wozu eine Zahl von Wohngebäuden für die Unterbringung von Beschäftigten (zivil bzw. uniformiert) mit ihren Familien kam.

Folgende Militärstädtchen konnten ermittelt werden:

N° 1 Bornstedter Feld (Pappelallee und Siedlung Am Schragen, ab 1948) Plan
N° 2 Kirschallee (Neue Kriegsschule und Siedlung Kirschallee) Plan
N° 3 Garde du Korps-Kaserne, Berliner Straße (1948)
N° 4 Voltaireweg/Schlegelstraße/Pappelallee (Garnisonshospital)
N° 5 Ruinenbergkaserne (1948)
N° 5a Weinbergstr./Gregor-Mendel-Str./Parkstr./Schlegelstr./Hegelallee (Wohnhäuser u.a.) Plan
N° 6 Hessestraße (?)
N° 7 Am Neuen Garten (“KGB-Viertel”, “Verbotenes Städtchen) Plan
N° 7a Große Weinmeister- und Langhansstraße (1948)
N° 8 Hegelallee 8 (1948)
N° 9 Jägerallee 10-12 (Post)
N° 9a Jägerallee 23/Gregor-Mendel-Str. (Ulanenkaserne bzw. Hindenburg-Kaserne)
N° 10 Leninallee bzw. Zeppelinstr. 12 (Druckerei)
Plan
N°11 Feuerbachstraße 37 u.38 (in N° 10 aufgegangen)
N° 12 Lindenstraße 54 u. 55/Dortustraße 4
REKO
N° 13 Große Weinmeisterstr. 58/59 (Poliklinik, 1948)
N° 14 Große Weinmeisterstr./Kleine Weinmeisterstr./Hessestr. (1948)
N° 15 Kulturpark Neuer Garten (1945 bis 1953)
N° 16 Jägerallee 16/Alexandrinenstr. 1-18/Gregor-Mendel-Str. 28 (1948)
N° 17 Geschwister-Scholl-Straße
REKO
N° 18 Gregor-Mendel-Str. 23 und Laboratorium (1948)
N° 18 Forststraße (bis 1988)
N° 19 Hermannswerder (Militärhospital f. Infektionskrankheiten)
N° 19a Leiterstraße
Plan
N° 20 Helene-Lange-Str./Friedrich-Ebert-Str./Behlertstr./Hegelallee/Jägerallee
Plan
N° 21 Berliner Vorstadt
Plan
N° 22 Teil der NVA-Kaserne auf dem Ruinenberg
Plan
N° 23 Schweinemastanlage Wildpark
REKO
N° 24 Wildpark
Plan
N° 25 Luftschiffhafen
REKO
N° 26 Leninallee bzw. Zeppelinstr. (Wohnhäuser)
Plan

Daneben gab es noch zwei Militärstädtchen im Ortsteil Nedlitz: N° 1 Graue Kaserne und N° 2 Rote Kaserne. Ebenfalls extra geführt wurde das zwischen 1945 und 1952 von der Sowjetarmee abgeriegelte Gebiet Neubabelsberg.

Bei den in der Tabelle aufgeführten Militärstädtchen, hinter denen der Verweis “Plan” steht, ist es möglich, mit Hilfe von Plänen der Unterkunftsabteilung der Sowjetarmee (KETsch, КЭЧ = Квартирно-эксплуатационная часть) aus dem Jahr 1988 die konkrete bauliche Situation und den Nutzungszweck der Gebäude zu beschreiben. Der Verbleib der anderen Pläne ist nicht bekannt. Die mit “rot” hervorgehobenen Militärstädtchen bestanden zum Zeitpunkt des Abzugs der sowjetisch/russischen Truppen aus Potsdam. Zu den mit “REKO” gekennzeichneten Militärstädtchen liegen keine Dokumente vor, denen ihre Nummerierung hätte entnommen werden können. Deshalb erfolgte hier eine “Rekonstruktion” auf der Grundlage von Hypothesen.

Anhand einzelner Militärstädtchen wird im Folgenden beschrieben, wie diese entstanden und in der Zeit bis zum Abzug Anfang der 1990er Jahre genutzt wurden.

Militärstädtchen N° 1 – Bornstedter Feld

Das Militärstädtchen N° 1 entstand in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre auf dem Gelände der zwischen den Straßen Großer Schragen,  Am Schragen und Pappelallee gelegenen so genannten Bornstedter Kaserne. Hervorgegangen war sie aus der 1935 erfolgten Teilung des ehemaligen Exerzierplatzes Bornstedter Feld in die Kaserne im östlichen Teil und die Kriegsschule im westlichen.
Ein Schreiben vom Mai 1947 lässt darauf schließen, dass die Kaserne  zu diesem Zeitpunkt durch deutsche Behörden frei begehbar und somit noch nicht von der Besatzungsarmee bzw. den Besatzungsbehörden genutzt wurde.

Auf dem Gelände sind durch Kriegsereignisse mehrere Baracken, Pferdestall, ein Reithaus und Wirtschaftsgebäude zerstört worden, deren Ruinen abzubrechen sind, weil sich ihr Wiederaufbau nicht lohnt.
Es ist geplant, einen Teil der Bauten für industrielle Zwecke bereitzustellen. … Außerdem soll ein größerer Teil der Gebäude wie Stabs- und Mannschaftshäuser und andere zu Wohnzwecken verwendet werden.

Die im weiteren Text ausgeführten und mit finanziellen Berechnungen unterlegten Ideen für eine zivile Verwendung gelangten nicht zur Ausführung. Die Sowjetarmee übernahm wenig später das komplette Areal und nutzte es bis zu ihrem Abzug für militärische Zwecke.

Kaserne Bornstedter Feld 1947.

Die Belegung der Kaserne erfolgte vermutlich im Herbst 1947 in Verbindung mit der Durchsetzung von Maßnahmen zur konzentrierten Unterbringung der Besatzungstruppen an bzw. in zu diesem Zweck von der deutschen Bevölkerung geräumten Plätzen oder Objekten. Marschall Wassili Sokolowski , Chef der SMAD, hatte dazu angewiesen, Dörfer und Stadtbezirke von Sowjetsoldaten zu räumen, um jeden regelmäßigen Kontakt mit der deutschen Bevölkerung zu unterbinden. Zugleich wurden Deutsche aus Gebieten evakuiert, in denen die Sowjettruppen konzentriert werden sollten. In vielen Städten wurden von den Sowjetbehörden große Wohnblocks für ihr Personal beschlagnahmt bzw. ganze Straßenzüge von der Armee übernommen. In den Städten wurden um diese Militärbezirke Stacheldrahtzäune errichtet. Auf dem Land entstanden aus kompletten Dörfern russische Siedlungen.
Ganze Straßen und viele Wohnungen wurden auch in Potsdam beschlagnahmt, sofern dies nicht bereits schon geschehen war. Die zahlreichen militärischen Objekte der Garnisonsstadt Potsdam, die für diese Zwecke reaktiviert wurden, bewahrten die Bevölkerung vor noch größeren Vertreibungen.

Im Februar 1992 verließen die nunmehr russischen Truppen das Gelände. Bereits 1994 konnte die Fachhochschule Potsdam die ersten umgebauten Kasernengebäude beziehen.

Areal des Militärstädtchens Nr. 1, beim Abzug der sowjetischen/russischen Truppen.

Auf dem 16,3 ha großen Gelände standen zum Zeitpunkt des Abzugs 44 Gebäude, zivile und militärische. Die Flächenangabe bezieht sich auf die Ketsch-Berechnung. Nach dem Freizug wurde die “Kaserne Pappelallee” mit einer Größe von 23 Hektar angegeben.

Militärstädtchen N° 2 – Kirschallee

Das Militärstädtchen N° 2 wurde, wie die N° 1, im Herbst 1947 geschaffen. Es entstand auf dem Areal rund um die  1935/36 erbaute Kriegsschule, zwischen der Pappelallee im Süden, der Kirschallee im Westen und dem Militärstädtchen N° 1 im Osten. Die Kasernenblöcke im westlichen Kasernenareal wurden ebenfalls 1935/36 errichtet sowie die Sport- und Schwimmhalle. Östlich davon befanden sich Kraftfahrzeughallen und Lagergebäude. Die Sowjetarmee fügte diesen Bauten Panzergaragen und Werkstätten hinzu. Der Haupteingang zum Kasernengelände befand sich in der Kirschallee. Durch die Sowjetarmee wurde eine zweite Zufahrt in der Pappelallee geschaffen; Hauptzufahrt für die Panzer und andere schwere Fahrzeuge.
Nach dem Abzug der russischen Truppen im Februar 1992 wurden vier Tankstellen, Wartungs-/Waschrampen, Werkstätten, Garagen, Unterkunfts- und Funktionsgebäude vorgefunden. Die Kaserne Kirschallee wurde mit einer Fläche von 25 Hektar angegeben.

Militärstädtchen N° 3 – Garde du Korps-Kaserne

Das Militärstädtchen N° 3 bestand vermutlich nur von 1945 bis ca. 1952/53. Mit der Verlegung des größten Teils der in Potsdam stationierten Truppen nach Wünsdorf bzw. Forst Zinna wurde das selbständige Militärstädtchen N° 3 aufgehoben und die von der Sowjetarmee weiterhin genutzten und verstreut über die Berliner Vorstadt gelegenen Gebäude und Objekte im Militärstädtchen N° 21 zusammengefasst.
1949 war im Kasernengebäude Behlertstraße das Polizeipräsidium der Stadt Potsdam untergebracht. 1953 zog die Kasernierte Volkspolizei ein, auf sie folgte 1956 die Nationale Volksarmee.

Militärstädtchen N° 4 – Garnisonshospital

Das Militärstädtchen N° 4 entstand rund um das Garnisonshospital zwischen dem Voltaireweg im Süden, der Schlegelstraße im Westen, der Pappelallee im Norden und der Jägerallee im Osten. Es wurde mit einer Fläche von 5 Hektar angegeben und im März 1993 von den russischen Truppen freigezogen.
Das Hospital am Voltaireweg entstand 1890/94 auf einem Grundstück des Fideikomißgutes Bornstedt und sollte drei kleine innerstädtische Militärkrankenhäuser ersetzen. 1940 wurde das östliche Krankenpflegerhaus vergrößert. In der Zeit der Anwesenheit der Sowjetarmee entstanden am Nordrand des Geländes weitere Gebäude: eine Halle, Tankstelle, Heizhaus, Garagen, Wasch- und Wartungsrampen.

Militärstädtchen N° 5 – Ruinenbergkaserne

Das Militärstädtchen N° 5 existierte (vermutlich) bis zur Entstehung der Nationalen Volksarmee (1956), die das 9 Hektar umfassende Gelände bis zum Ende der DDR nutzte. Bis 1994 war die Bundeswehr Nutzer. Bis 1975 hielt sich hier das  Artillerie-Regiment 1 der NVA auf. Von 1973 bis Ende der 1970er Jahre (?) beherbergte sie auch eine Einheit des Baupionier-Regiments 2 (Bernau), die in Wildpark-West eine Wohnsiedlung für die Führung des Kommandos Landstreitkräfte der NVA baute. Von ihr wurde auch der auf dem Areal der Reitställe befindliche Kinosaal reaktiviert. Auf dem Gelände befanden sich ebenfalls die Militärhandelsorganisation der NVA (MHO), Dienstleistungseinrichtungen (u.a. Schneiderei und Schuhmacherwerkstatt) sowie der Militärstaatsanwalt.
Am 03. Mai 1973 hatte das Ministerium für Nationale Verteidigung den Befehl 72/73 zur Gründung der “Volkseigenen Militärhandelsorganisation” (MHO) erlassen. Die MHO diente zur Verbesserung der Dienst- und Lebensbedingungen der Zivilbeschäftigten und Armeeangehörigen der NVA.

Militärstädtchen N° 5a – Parkstraße/Hegelallee u.a.

Zum  Militärstädtchen N° 5a gibt es zwei Versionen bezüglich der ihm zugerechneten Fläche. Nach einem vorliegenden, undatierten Plan gehörten dazu nachfolgend aufgeführte Häuser:
Gregor-Mendel-Straße 14, 15, 16, 21/22, 23, 23a, 23b, 24, 25, 28, 28a, 29, 33, 34, 35, 35a
Hegelallee 22, 24, 25/26, 27, 28, 29, 30, 31
Mauerstraße 1, 2. 1945 bis ?, Sitz einer der sowjetischen Militärkommandanturen.
Parkstraße (Poliklinik) 1 bis 2, 3, 4 bis 4b, 5, 6
Schlegelstraße 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10
Weinbergstraße 10a, 11, 16, 17, 21, 23, 25 und 25a

Militärstädtchen N° 6 – Hessestraße

Das Militärstädtchen N° 6 hatte nur eine kurze Lebensdauer in den Jahren zwischen 1945 und 1950 und wurde dann dem geschlossenen Militärstädtchen N° 7 als offenes Militärstädtchen N° 7 zugeordnet. Es umfasste das Gebiet zwischen Hesse-/Persiusstraße im Süden, der Puschkinallee im Westen und dem Pfingstberg im Norden.

Militärstädtchen N° 7 – KGB-Viertel

Das Militärstädtchen N° 7 ist bereits sehr gut dokumentiert durch die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße. Die nachfolgenden Informationen stammen zum größten Teil aus ihren Publikationen.
Das 1994 von den russischen Truppen geräumte Militärstädtchen N° 7 entstand in der zuletzt bekannten Größe über mehrere Jahre. In seiner Entwicklungsgeschichte widerspiegelt sich die komplizierte machtpolitische Situation in der Sowjetunion zwischen 1945 und 1956.
Am Ende dehnte sich das Militärstädtchen auf einer Fläche von 16 Hektar aus und umfasste über 100 Gebäude. In das Militärstädtchen N° 7 gingen die Militärstädtchen N° 6, N° 7a und N° 14 ein.

Militärstädtchen N° 7a – Große Weinmeister-/Langhansstr.

Das Schicksal des Militärstädtchens N° 7a entsprach dem der N° 6. Das nordöstlich des Sportplatzes gelegene Areal war vermutlich zunächst abgetrennt von den Gebäuden der Zentralen Verwaltung der militärischen Spionageabwehr und war offensichtlich Ausdruck der Ressentiments der Geheimdienste der Sowjetunion untereinander. Mit der Neuordnung der geheimdienstlichen Tätigkeit wurde das separate Militärstädtchen aufgelöst und dem Militärstädtchen N° 7 angegliedert.

Militärstädtchen N° 8 – Hegelallee 8

Diese Bezeichnung bezog sich auf das Gelände rund um das heutige Amtsgerichtsgebäude. Von 1945 bis 1952 befand sich das Gerichtsgebäude in der Hoheit der Besatzungstruppen. Von 1952 bis 1990 gehörte es zu dem vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR genutzten Komplex.
Welche Einrichtungen der Besatzungsarmee sich damals in dem Gebäude befanden, ist bislang noch unbekannt.
Von der Besatzungsmacht genutzt wurde auch das Haus Hegelalle 9.

Militärstädtchen N° 9 – Jägerallee 10/12

Das Militärstädtchen N° 9 steht in einem engen Zusammenhang mit dem Militärstädtchen 9a. Wobei hier nicht klar ist, ob beide als separate Militärstädtchen geführt wurden oder als N° VIII bzw. IX Bestandteil des Militärstädtchens N° 20 waren.

Militärstädtchen N° 9a – Jägerallee 23/Gregor-Mendel-Straße

Siehe dazu die Ausführungen zum Militärstädtchen N° 9.

Militärstädtchen N° 10 – Zeppelinstraße

Dazu gehörten das Areal der Zeppelinstraße 12, auf dem sich die Druckerei der Sowjetarmee befand, und das sich bis zur Lennestraße ausdehnte sowie das Wohnhaus Feuerbachstraße 37/38. Es nahm eine Fläche von knapp einem Hektar ein.
Auf dem Areal bestand vor 1945 eine Filiale der in Berlin-Steglitz beheimateten Gerätebaufirma Fuess, die Steuerungstechnik herstellte, u.a. für die Luftwaffe. Weshalb es enteignet und von der Besatzungsmacht übernommen wurde. Am 31. August 1994 stellte die Druckerei die letzte Ausgabe der Militärzeitung für die russischen Truppen her. Danach stand der Gebäudekomplex leer. 1997 übernahm die Brandenburgische Boden Gesellschaft (BBG) die Liegenschaft mit Druck- und Redaktionsgebäude, Garage, Treibstofflager, Fotolabor, Werkstatt, Wohnhaus sowie Büro- und Lagerräumen.

Militärstädtchen N° 11 – Feuerbachstraße 37/38

Zunächst selbständig verwaltetes Objekt, dann jedoch in die N° 10 eingegliedert.

Militärstädtchen N° 12 – Lindenstr. 54 u. 55/Dortustr. 4

Dass es dieses Militärstädtchen so gab, ist mit Hilfe von Dokumenten noch nicht belegbar. Aber die Nummerierung der Militärstädtchen erfolgte durchgehend und mit einem mehr oder weniger sich aufeinander beziehenden geografischen Bezug.
Deshalb wurden in den Rekonstruktionsversuch dieses Militärstädtchens zwei von der Roten Armee bzw. Sowjetarmee genutzte Objekte einbezogen, die bislang noch keine Zuordnung gefunden hatten.
Das Gefängnis in der heutigen Lindenstraße 54/55 wurde von 1945 bis 1953 durch die Besatzungsmacht als Untersuchungsgefängnis genutzt. Die Untersuchung mit Verhören, die Gerichtsverhandlung und die Urteilsverkündung erfolgte entweder vollständig in diesem Gebäude oder im heutigen Amtsgerichtsgebäude, Hegelallee 8, das von 1945 bis 1952 zum Militärstädtchen N° 8 gehörte.
Zwischen diesen beiden Einrichtungen befindet sich das Haus Dortustraße 4, von 1945 bis 1960, durch die Besatzungsmacht als gastronomische Einrichtung genutzt. Möglicherweise auch als Versorgungsstelle für die in beiden Objekten tätigen Militärangehörigen.
Das Haus Dortustraße 62, Eigentum der Brauereifirma W. Senst AG, ist im Adressbuch von 1949 nicht eingetragen. Könnte also ebenfalls von der Besatzungsmacht genutzt worden sein und ließe sich damit diesem Militärstädtchen zuordnen.
Das Vorstehende trifft auch  für die Häuser Lindenstraße 53 und 56 zu.
Das Haus Brandenburgerstraße 30/31, als Russisches Magazin im Adressbuch von 1949 verzeichnet, lässt sich gleichfalls als diesem Militärstädtchen zugehörig verorten.

Militärstädtchen N° 13 – Große Weinmeisterstraße 58/59

Zwischen 1945 und Anfang der 1950er Jahre bestehendes Militärstädtchen um die Gebäude Große Weinmeisterstraße 58/59, in dem die Besatzungsarmee, zumindest für 1948 nachweisbar, eine Poliklinik bzw. ein Lazarett betrieb. Wann die Rückgabe an die Stadt Potsdam erfolgte, ist bislang unbekannt.

Militärstädtchen N° 14 – Große u. Kleine Weinmeisterstr.

Ein für 1948 nachgewiesenes Areal zwischen der Kleinen Weinmeisterstraße im Süden, der Großen Weinmeisterstraße im Osten und der Hessestraße als nördlicher Abschluss. Hierbei handelt es sich vermutlich um in diesen Straßen gelegene Einzelgebäude, die von der Besatzungsmacht genutzt wurden, und nicht zum Militärstädtchen N° 6 gehörten.
Das könnten u.a. in der Kleinen Weinmeisterstraße die Häuser 9, 11, 12, 14 bis 16 gewesen sein sowie nicht in die Militärstädtchen N° 6 und N° 7 eingegliederte Gebäude.

Militärstädtchen N° 15 – Neuer Garten

Der Neue Garten gehörte mit der Besetzung Potsdams zu den Gebieten, die sofort abgeriegelt wurden, um sie – so eine offizielle Begründung – vor Plünderern zu schützen. Dass im in diesem Gartenkunstwerk befindlichen Schloss Cecilienhof vom 17. Juli bis zum 02. August 1945 die Staatsoberhäupter Großbritanniens, der UdSSR und der USA dort tagen würden, war im Augenblick der Abriegelung möglicherweise noch nicht bekannt. Die Durchführung der Potsdamer Konferenz und die auf sie folgende politische, ideologische und agitatorische Nachnutzung boten einen weiteren Grund, die Sperrung des Neuen Gartens aufrechtzuerhalten.
Während der Konferenz waren zur Gewährleistung der Sicherheit ihrer Teilnehmer um den Konferenzort drei Sicherungsringe geschaffen worden. Diese unterteilten sich wiederum in drei Sektoren, getrennt für jede Delegation, die durch Schlagbäume passiert werden mussten. Jeder Sektor hatte einen eigenen Kommandanten, schreibt Fjodor Woloschin.
Bis zum September 1953 war der Neue Garten “Zentralpark für Kultur und Erholung” der Angehörigen der sowjetischen Besatzungsmacht und ihrer Familien. Im militärischen Sprachgebrauch wurde es unter der Bezeichnung “Militärstädtchen N° 15” geführt.

Am 10. Januar 1952 wurde das Schloss Cecilienhof durch die Sowjetische Kontrollkommission (SKK), Nachfolgerin der 1949 abgeschafften Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), an die brandenburgische Landesregierung übergeben. Verbunden war dies mit dem Auftrag, darin bis zum Ende des Jahres 1952 eine Gedenkstätte zur Potsdamer Konferenz und zur Würdigung der Tätigkeit Stalins einzurichten. In die anderen Räumlichkeiten des Schlosses zog 1953 die Bundesschule des Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) “Eugenie Cotton” ein. Sie blieb darin bis Anfang 1960.

Der Neue Garten blieb bis zum 06. September 1953 für die deutsche Bevölkerung geschlossen. Erst dann war es auch für die normalen Bürgerinnen und Bürger möglich, ungehindert in den Park und zum Schloss Cecilienhof zu gelangen. Mit diesem Datum hörte auch das “Militärstädtchen N° 15” auf zu existieren.

Militärstädtchen N° 16 – “Jägervorstadt”

Unter der Bezeichnung Militärstädtchen N° 16, das für 1948 nachgewiesen ist, und  in dieser Form vermutlich nur von 1945 bis Anfang der 1950er Jahre bestand, wurden die Wohnhäuser Jägerallee 16,  Alexandrinenstraße 1-18 (heute: Helene-Lange-Straße) und Gregor-Mendel-Str. 28 zusammengefasst verwaltet.

Militärstädtchen N° 17 – Geschwister-Scholl-Straße

Dass es dieses Militärstädtchen so gab, ist mit Hilfe von Dokumenten noch nicht belegbar. Aber die Nummerierung der Militärstädtchen erfolgte durchgehend und mit einem mehr oder weniger sich aufeinander beziehenden geografischen Bezug.
Deshalb wurden in den Rekonstruktionsversuch dieses Militärstädtchens folgende von der Roten Armee bzw. Sowjetarmee genutzte Objekte einbezogen, die bislang noch keine Zuordnung gefunden hatten.

Geschwister-Scholl-Straße 42 bis 46, 51und 62.

Die Gebäude Geschwister-Scholl-Straße 43, 44 und 45 waren von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt worden. Die Grundstücke 42 und 46 waren unbebaut. Von der Sowjetarmee genutzt wurden nach 1945 vermutlich auch die Grundstücke Geschwister-Scholl-Straße 51 und 62.

Das Haus Geschwister-Scholl-Straße 43 wurde nachweislich von 1945 bis in die 1950er Jahre durch die Sowjetarmee genutzt. Danach diente es der französischen Militärverbindungsmission als Domizil, bis diese den Gebäudekomplex in der Seestraße (Berliner Vorstadt) zugewiesen bekam.

Militärstädtchen N° 18 – Forststraße

Das erste Militärstädtchen mit der N° 18 ist für 1948 nachgewiesen und erfasste ein großes Areal rund um das Gebäude Gregor-Mendel-Straße 23, auf dem die Besatzungsmacht auch ein Laboratorium für das Garnisonshospital Voltaireweg betrieb.

Das später eingerichtete und bis ca. 1987 bestehende Militärstädtchen N° 18 entstand zunächst um die für die Versorgung der Besatzungsmacht auf dem Schienenweg wichtigen Bahnhöfe Personen- bzw. Güterbahnhof Wildpark und Kaiserbahnhof herum und dem später als Militärstädtchen N° 24 separat geführten Entladepunkt für Kohle und Baumaterialien am Werderschen Damm.

Der Kaiserbahnhof war ab 1945 Endstation des „Blauen Express“ der sowjetischen Militärkommandantur über die Strecke Moskau–Berlin. Mit dem Umzug des Oberkommandos der sowjetischen Truppen von Babelsberg nach Wünsdorf wurde die Endstation des wegen seiner anfänglichen Farbgebung so genannten Sonderzuges ebenfalls dorthin verlegt. Der Kaiserbahnhof ging 1952 in den Besitz der Deutschen Reichsbahn und wurde nacheinander als Betriebskasse, Betriebsberufsschule und Kulturraum sowie von der Transportpolizei, und letztlich als Lagerraum. 1977 erfolgte seine Sperrung wegen Einsturzgefahr.

Rekonstruktion des Militärstädtchens N° 18. (Quelle: russ. Soldatenforum)

Der unweit vom Personenbahnhof in Richtung Westen befindliche Güterbahnhof Wildpark wurde zunächst von den Einheiten der Sowjetarmee allein und nach 1956 gemeinsam mit den in der Nähe stationierten Einheiten der Nationalen Volksarmee zur Anlieferung von Versorgungsgütern und Baumaterialien genutzt. Später entstand weiter westlich auf einem bereits seit Beginn der Besatzungszeit genutzten Areal ein zusätzlicher Entladepunkt allein für die Sowjetarmee. Hier erfolgte u.a. die Anlieferung von Kohle aber auch von militärischem Gerät, das dem Blick der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollte.
(Siehe: Militärstädtchen N° 24)

Die zur Unterbringung des militärischen Personals sowie von Militär mit ihren Familien benötigten Gebäude standen zwischen den Straßen Am Wildpark und Forststraße und wurden durch die östlich davon befindliche Kleingartenanlage begrenzt.

Der Eingang zum Kasernengelände befand sich östlich des heutigen Hotels Wyndham Garden. Im Hauptgebäude des heutigen Hotels befand sich der Stab und südlich davon, an der Forststraße das Haus der Offiziere und Soldaten. Dem sich die Wohngebäude. anschlossen. Links hinter dem Kontrollposten (KPP) befand sich u.a. die Banja und weiter links davon, zu der Kleingartenanlage die Garagen und der sonstige Wirtschaftsbereich.

Das Militärstädtchen wurde vermutlich in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre aufgelöst. Am 12. Juni 1986 gab es eine Begehung des Geländes, an der von deutscher Seite Rolf Kutzmutz, Sekretär der SED-Kreisleitung für Wirtschaft, und Heinz Müller, Stellvertreter des Oberbürgermeisters für Inneres, teilnahmen. Die sowjetische Seite vertrat der für die Garnison Forststraße zuständige Kommandeur Oberst Alexander Wladimirow. Im von Kutzmutz verfassten Bericht heißt es:

Bei dieser Begehung unterbreitete Genosse Wladimirow den Vorschlag, das gesamte Gelände, das gegenwärtig von den sowjetischen Genossen genutzt wird, der Stadt Potsdam zur Nutzung zu übergeben.
Er äußerte die Bitte, zu prüfen, ob im Ausgleich dafür das Haus Jägerallee 22, das gegenwärtig nicht genutzt wird und sich unmittelbar im Blickfeld der sowjetischen Schule befindet, genutzt werden kann.
(Quelle: Stadtarchiv Potsdam, Soz/04507, Bl. 12)

Bei der Übergabe von durch die Sowjetarmee bislang genutzten Grundstücken ab 1989 kam die “Garnison Forststraße” in den dazu angefertigten Übersichten nicht vor.

Militärstädtchen N° 19 – Hermannswerder

Das Militärstädtchen N° 19 und 19a umfasste das Militärhospital für Epidemiologische Erkrankungen links vom Eingang zur Insel Hermannswerder sowie die Wohngebäude für das ärztliche Personal Leiterstraße 2, 4, 5, 10 und 12.
Im südlichen Bereich der Insel Hermannswerder hatte die Sowjetarmee nach 1945 ein militärisches Sperrgebiet geschaffen und unterhielt dort bis zum Abzug 1991 ein Militärhospital. Das nicht auf dem Gelände wohnende Personal war sowohl in der Leiterstraße untergebracht worden als auch in Häusern in der heutigen Zeppelinstraße (siehe: Militärstädtchen N° 26).

Militärstädtchen N° 20 – Jägervorstadt

Zum Militärstädtchen N° 20 gehörten folgende Objekte bzw. Häuser:
Jägerallee: Nr. 11 ( so genannte Russische Post, heute: Justizzentrum), Nr. 23 (ehemalige Ulanen-Kaserne), Nr. 24, Nr. 25
Helene-Lange-Str.: Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4, Nr. 5, Nr. 6, Nr. 7, Nr. 10, Nr. 11, Nr. 12, Nr. 13
Friedrich-Ebert-Str.: Nr. 40/42
Behlertstr.: Nr. 5, Nr. 6, Nr. 7, Nr. 8,  Nr. 26, Nr. 27, Nr. 28
Hegelallee: Nr. 2, Nr. 4, Nr. 5, Nr. 12, Nr. 13.
Zusammengefasst wird es mit einer Fläche von insgesamt 151 Hektar angegeben.

Militärstädtchen N° 21 – Berliner Vorstadt

Das Militärstädtchen N° 21 – in der Berliner Vorstadt – entstand zwischen 1945 und 1950 und dehnte sich auf einer Nutzungsfläche von 5,6 Hektar zwischen der Rubensstraße im Westen, der Seestraße im Norden, der Menzelstraße im Osten und der Berliner Straße (Schiffbauergasse im Westen, Villa Kampffmeyer im Osten) im Süden aus. Es umfasste 27 Objekte – Wohnhäuser, Verwaltungsgebäude u.a..

Die Bedeutung des Militärstädtchens ergab sich aus seiner Lage: an der Glienicker Brücke und über diese hinweg direkt an der Grenze zur Amerikanischen Besatzungszone in Berlin. Des Weiteren befanden sich hier die Militärverbindungsmissionen (MVM) Frankreichs (Seestraße 40) und Großbritanniens (Seestraße 34). Nur die Mitarbeiter der MVM sowie die dazu autorisierten Angehörigen der sowjetischen Besatzungsarmee durften die Glienicker Brücke als Passage zwischen Berlin und Potsdam nutzen.

Der Bedeutungszuwachs der Glienicker Brücke nach 1945 ergab sich vermutlich in Verbindung mit der vom 17. Juli bis zum 3. August 1945 im nahe gelegenen Schloss Cecilienhof tagenden Potsdamer Konferenz der alliierten Mächte. Der Tagungsort lag im Neuen Garten, nördlich der Havel, die Staatsoberhäupter der Sowjetunion, Großbritanniens und der USA wohnten jedoch in Neubabelsberg, südlich der Havel. Die Glienicker Brücke war kurz vor Kriegsende von Wehrmachtsangehörigen gesprengt worden. Die Glienicker Enge wurde deshalb parallel zu der Brücke mit einer stabilen Pontonbrücke überquert. Vermutlich ging diese vom Gelände des Jagdschlosses Klein Glienicke zu einem der in der Nähe der Villa Kampffmeyer gelegenen Grundstücke. Von dort fuhren die Großen Drei und ihr Troß weiter über die Schwanenallee und über die Schwanenbrück in den Neuen Garten, und dort vorbei am Grünen Haus zum Schloss Cecilienhof.

Das Eckgebäude an der Schwanenallee (Berliner Str. 86), die Villa Schöningen war zum Zeitpunkt der Potsdamer Konferenz von der Roten Armee besetzt. Auch in weiteren, nahe gelegenen Häusern hielten sich Angehörige der Besatzungsarmee auf. Zudem befand sich in dem großen Gebäudekomplex Berliner Straße 98 bis 101 zwischen dem 9. Juli 1945 und dem Jahr 1949 der Sitz der Sowjetischen Militäradministration (SMA) für die Provinz Brandenburg. Auch danach wurden Teile des großen Gebäudekomplexes durch die Sowjetarmee) genutzt. Hier befanden sich die Militärstaatsanwaltschaft (bis 1992), die Militärhandelsorganisation mit Verwaltung und Lager (bis 1994). 1949 befand sich das Kaufhaus der SMA, Univermag (russ. Универсальный магазин), in der Berliner Straße 62/67, die heutige Villa Bergmann.

In der Berliner Vorstadt ließ die SMA auch Theater spielen. Im Potsdamer Adressbuch 1949 ist in der Schwanenallee nur das Haus Nr. 10 als von Deutschen bewohnt aufgeführt. In der Menzelstraße ist es die Nummer 9 und in der Rembrandtstraße fehlen alle Hausnummern von 1 bis 18 sowie von 20 bis 23. In der Dürerstraße sind nur die Hausnummern 1 und 3 aufgelistet.

Die Villa Schöningen hatte die Kämpfe bei Kriegsende unzerstört überstanden. Die Fenster mit kaputten Fensterscheiben waren mit Holzbrettern gesichert worden. Die Rote Armee hatte im Haus beim Einmarsch ein Lazarett eingerichtet. Die verbliebenen Angestellten der Hauseigentümer mussten dieses verlassen. Lediglich die Köchin durfte bleiben. Sie wohnte in einem Zimmer neben der Küche. Im Obergeschoß mit Bibliothek und den Schlafzimmern hatten sich russische Offiziere einquartiert. In zur Berliner Straße im Obergeschoß gelegenen Zimmern zog eine deutsche Frau mit ihren zwei Kindern ein, und im Dachgeschoß eine fünfköpfige deutsche Familie. 1946 mussten die deutschen Bewohner ausziehen. Das Haus wurde von der Sowjetarmee beschlagnahmt. Wie die Köchin berichtete, seien Gemälde mit Bajonetten zerstochen worden und ein Soldat habe “die Bürste Friedrich Wilhelm IV. über der Treppe mit dem Ausruf “Kapitalist!” heruntergeschossen. 1950 durfte der FDGB darin ein Kinderheim unterbringen.
Letzter Eigentümer des Hauses war der 1882 in Potsdam, in dieser Villa geborene, und später zum Bankier aufgestiegene Paul Wallich. Unter dem Eindruck des Novemberpogroms hatte er sich am 11. November 1938 in Köln das Leben genommen. Seine Frau konnte mit den Kindern ins Ausland fliehen.
(Quelle: Kürvers, Klaus: Villa Schöningen: Potsdam, Berliner Strasse 86. Die Baugeschichte einer “Turmvilla” von Ludwig Persius, Potsdam 1999, S. 104)

Die Sowjetarmee beschlagnahmte nicht nur, sondern ließ auch kaufen.
Wie das Beispiel des Hauses Menzelstraße 14 zeigt. Das Haus Menzelstraße 13/14 war 1897 von dem Baumeister Carl Enders errichtet worden. Er bewohnte das Haus selbst. Später wechselten die Eigentümer. Zu Kriegsende gehörte es dem Kunstmaler Otto Graf Kerssenbrock. Laut Adressbuch von 1938/39 bewohnte in jenem Jahr der Universitätsprofessor Constantin. von Dietze die Villa.1946 gab sich eine Frau Vera Huth, geb. Truelsen, gegenüber der Besatzungsmacht als Eigentümerin aus. Sie betrieb in der Villa eine Pension und musste aber ausziehen, als das Gebäude am 16. Mai 1946 von der Besatzungsmacht beschlagnahmt wurde. Für die Hauptkommandantur sollte es, nach ihrer Auskunft, genutzt werden. Mit Datum 3. März 1947 wurde Frau Huth von der Garantie- und Kredit-Bank-Aktiengesellschaft Berlin, W 8, Jägerstraße 49/50 eine Kaufangebot für Haus und Grundstück in Höhe von 140.000 Reichsmark unterbreitet. Wie die Namen der handlungsberechtigten Vertreter der Bank zeigen, handelte es sich um ein sowjetisches Unternehmen: Peter Koltschanoff (stellv. Präsident), Alexander Chandurin (Vorstandsmitglied). Der Verkauf wurde vermutlich vollzogen. Ob Vera Huth ihr Mobiliar erstattet wurde, dass die neuen Eigentümer einbehalten hatten, und die von ihr getätigten finanziellen Aufwendungen für Reparaturen ist nicht bekannt.
Später zog in das Haus die Redaktion des sowjetischen Soldatensenders “Wolga” ein. Und zog erst mit dem Abzug der russischen Truppen 1994 aus.

Im Haus Rembrandtstraße 27 befand sich während der gesamten Zeit der Anwesenheit der Sowjetarmee in Potsdam die Verbindungsstelle der Sowjetarmee für die Arbeit mit den in Potsdam stationierten Militärverbindungsmissionen. Die offizielle Bezeichnung lautete Abteilung für Außenbeziehungen beim Stab der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (russ. Oтдел внешних сношений, Группа советских войск в Германии – ОВС). Von 1978 bis 1983 diente dort Dmitri Trenin als Verbindungsoffizier und Dolmetscher. Major Sergey Savchenko übte von 1983 bis 1986 seinen Dienst in der Abteilung aus.  Die Mitarbeiter von SERB (Soviet External Relations Branch), so die englische Bezeichnung, wohnten mit ihren Familien in der Rembrandtstraße 30.

Wie diese Beispiele zeigen, gab es unterschiedliche Vorgehensweisen hinsichtlich der Aneignung bzw. Übernahme von Potsdamer Häusern. Auf über 300 Objekte belief sich Ende der 1980er Jahre die Zahl der Häuser, die von der Sowjetarmee in der Zeit nach 1945 vereinnahmt worden waren.

Im Militärstädtchen N° 21 waren es Anfang der 1990er Jahre folgende (bislang bekannte) Objekte: Berliner Straße 27, Berliner Straße 61 und 61a, Berliner Straße 97, Berliner Straße 97a, Berliner Straße 98 bis 101, Berliner Straße 102, Dürerstraße 2 bis 7, Menzelstraße 5, Menzelstraße 13 bis 17, Rembrandtstraße 26 bis 28, Rembrandtstraße 30, Rubensstraße 3a.

Militärstädtchen N° 22 – Ruinenbergkaserne

Auf dem dazu vorliegenden Plan der Unterkunftsverwaltung der Sowjetarmee wird darunter ein Gebiet mit einer Fläche von 11 Hektar verstanden, das sich zwischen Pappelallee und Schlegelstraße, im rückwärtigen Bereich der Ruinenbergkaserne, befand. Es soll vormals zum Gelände des Garnisonslazaretts am Voltaireweg gehört haben.

Militärstädtchen N° 23 – Schweinemastanlage Wildpark

Dass es dieses Militärstädtchen so gab, ist mit Hilfe von Dokumenten noch nicht belegbar. Aber die Nummerierung der Militärstädtchen erfolgte durchgehend und mit einem mehr oder weniger sich aufeinander beziehenden geografischen Bezug.
Deshalb wurde in den Rekonstruktionsversuch dieses Militärstädtchens ein von der Roten Armee bzw. Sowjetarmee genutztes Objekt einbezogen, das bislang noch keine Zuordnung gefunden hat.
Es handelt sich um eine im Wildpark gelegene Schweinemastanlage, bestehend aus Schweineställen und Wohnhaus. Sie existierte bis Mitte der 1980er Jahre und wurde dann Teil von Verhandlungen zwischen der Sowjetarmee, vertreten durch den Divisionskommandeur von Krampnitz – Oberst Alexander Wladimirow – und die zuständige Verwaltung der Ketsch. Angeboten wurde die Auflösung des Militärstädtchens N° 18 und der Schweinemast im Wildpark und als Gegenleistung dafür gewünscht das Haus Jägerallee 22. Darin sollte ein Gästehaus für die sowjetische Garnison entstehen.

Militärstädtchen N° 24 – Wildpark

Das Militärstädtchen N° 24 entstand in den Jahren 1945 bis 1948 am Werderschen Damm im Wildpark und hatte eine Fläche von 5,4 Hektar. Es handelte sich hierbei um den Kohle- und Entladepunkt für die sowjetische Garnison Potsdam. Auf dem Areal befanden sich 12 Objekte.
Nach dem Abzug der russischen Truppen wurde das Areal zurückgebaut.

Militärstädtchen N° 25 – Luftschiffhafen

Dass es dieses Militärstädtchen so gab, ist mit Hilfe von Dokumenten noch nicht belegbar. Aber die Nummerierung der Militärstädtchen erfolgte durchgehend und mit einem mehr oder weniger sich aufeinander beziehenden geografischen Bezug.
Deshalb wurden in den Rekonstruktionsversuch dieses Militärstädtchens folgende von der Roten Armee bzw. Sowjetarmee genutzte Objekte einbezogen, die bislang noch keine Zuordnung gefunden hatten.

Die Grundstücke Zeppelinstraße 109 bis 112 wurden bis Ende 1951 von der sowjetischen Besatzungsmacht genutzt. 1952 wurde es der Kasernierten Volkspolizei als Trainingsanlage übergeben. 1956 ging es an die Nationale Voilksarmee, an den Armeesportklub Potsdam (ASK).

Genutzt wurden durch die sowjetische Besatzungsmacht offensicht auch die Grundstücke Zeppelinstraße 115 bis 131. Die Zeppelinstraße Nr. 127/128 war die Villa Ingenheim. Von 1945 bis 1953 nutzte die Besatzungsmacht das Gebäude auch als Untersuchungsgebäude für den Geheimdienst. 1953 ging es an die Kasernierte Volkspolizei. 1956 an die Nationale Volksarmee und den Stab der 1. Mot.-Schützen-Division.
Teile dieses Militärstädtchens gingen später in das Militärstädtchen N° 26 ein.

Militärstädtchen N° 26 – Leninallee

Plan des Militärstädtchens Nr. 26 in der Leninallee (heute: Zeppelinstraße).

Das Militärstädtchen N° 26 – Leninallee (heute: Zeppelinstraße) diente vermutlich der Unterbringung von Personal, das im Militärhospital auf der Insel Hermannswerder beschäftigt war bzw. in der Druckerei der sowjetischen Armeezeitung nahe der Kreuzung Zeppelinstraße/Feuerbachstraße.
Es bestand aus sechs Wohngebäuden und dehnte sich über eine Fläche von 0,8 ha aus. Folgende Hausnummern trugen die Gebäude: 118, 119/120, 124/124, 124 a, 124 b und 126/127.

 

Sperrgebiet Neubabelsberg

Das Sperrgebiet in Neubabelsberg (von der sowjetischen Seite als “Sondergebiet” bezeichnet) wurde mit dem Einmarsch der Sowjetarmee 1945 geschaffen und bestand bis zum Herbst 1952. Auf seinem Gebiet befanden sich die während der Potsdamer Konferenz von den Staatsoberhäuptern der Sowjetunion, der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien genutzten Villen sowie die Gebäude, in denen die ihnen zugehörigen Delegationsmitglieder untergebracht wurden sowie das jeder Delegation zustehende Wachpersonal. Des Weiteren befanden sich hier das Oberkommando der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland, die Wohngebäude der Führungskräfte des Oberkommandos sowie zahlreiche für seinen Betrieb erforderliche weitere militärisch bzw. zivil genutzte Gebäude.

Rekonstruktion Sperrgebiet Neubabelsberg 1945 bis 1952.
Rekonstruktionsversuch des Sperrgebiets Neubabelsberg, 1945 bis 1952.

Das Sperrgebiet begann im Nordwesten an der Kreuzung Allee nach Glienicke/Karl-Marx-Straße. Dort befand sich ein Kontrollpunkt in Form eines Tores, wie sie aus dem KGB-Viertel (Militärstädtchen N° 7) mit Fotos belegt sind. Daran schloss sich ein Palisadenzaun (vom Erscheinungsbild ebenfalls wie im Militärstädtchen N° 7) an, der entlang der Allee nach Glienicke bis zur zerstörten Enver-Pascha-Brücke führte. Das Ufer des Griebnitzsees bildete bis in Höhe Stubenrauchstraße die östliche Grenze. Die Häuser Stubenrauchstraße 21, 23, 24, 26, 29, 35, 37, 39 befanden sich außerhalb des Sperrgebiets. Der weitere Verlauf war vermutlich entlang der Strecke der Wetzlarer Bahn bis zur Stahnsdorfer Straße. An der Kreuzung Stahnsdorfer Straße/August-Bebel-Straße befand sich ein weiterer Kontrollpunkt. Die August-Bebel-Straße in nördlicher Richtung, durch die Bahnunterführung und dann weiter entlang der Bahnlinie Richtung Babelsberg könnte der weitere Verlauf des Palisadenzauns gewesen sein, bis in Höhe Fontanestraße. An der Kreuzung Rudolf-Breitscheid-Straße/Fontanestraße gab es möglicherweise auch einen Kontrollpunkt. Durch die Fontanestraße, nach rechts abbiegend in die Domstraße und von dort nach links abbiegend in die Rosa-Luxemburg-Straße (die Straße in der Mitte teilend) führte der Palisadenzaun bis zur Spitzweggasse. Dort bog er nach rechts in Richtung Karl-Marx-Straße ab, entlang der Grundstücksgrenze der Sternwarte, und stieß schließlich auf den Kontrollpunkt Allee nach Glienicke.
Aus dem Jahr 1949 liegen Dokumente vor, dass es bereits zu dieser Zeit Veränderungen im Verlauf der Speergebietsgrenze gab. So wurden die Grundstücke Rosa-Luxemburg-Straße 29, 30/31, 32, 33, 34 und 34a aus dem Sperrgebiet herausgenommen und der Palisadenzaun versetzt.

Während der Potsdamer Konferenz Juli/August 1945 war das Sperrgebiet in verschiedene Sektoren unterteilt. Jeweils ein Sektor für die Staatsoberhäupter und Delegationen der UdSSR, Großbritanniens und der USA sowie ein Sektor um das Areal August-Bebel-Straße 89, wo sich der Sitz des Oberkommandos der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland befand.

Babelsberg war weit genug entfernt von Berlin, um der vollen Wucht des alliierten Bombardements entgangen zu sein und nur verstreute Wohnungen waren zerstört worden. Es war eingeteilt in russische, britische und amerikanische Bereiche für die Dauer der Konferenz, …
Die Häuser waren geräumig und umgeben von wundervollen Gärten. Diese begannen Spuren von Vernachlässigung zu zeigen. …
(Zitat aus: Deane, John R.: The Strange Alliance. The Story of Our Efforts at Wartime Co-Operation with Russ, 1947)

Zur Einfahrt bzw. zum Verlassen des Sperrgebietes nutzten Stalin und seine Delegation den Kontrollpunkt an der Allee nach Glienicke in Richtung Klein Glienicke. Churchill und seine Delegation könnten durch einen zeitweilig in der Domstraße eingerichteten Kontrollpunkt gefahren sein und die US-amerikanische Delegation um Truman durch den Kontrollpunkt Rudolf-Breitscheid-Straße/Fontanestraße. Die Nutzung der August-Bebel-Straße in Richtung Großbeerenstraße (ab Bahnunterführung) war vermutlich nur den Angehörigen der sowjetischen Besatzungstruppen gestattet. Es gibt aber auch Hinweise, dass die amerikanische Delegation über die August-Bebel-Straße zur Ernst-Thälmann-Straße (heute: Großbeerenstraße) fuhr und von dort aus nach links abbiegend zur Auffahrt auf die Autobahn Richtung Berlin.
Vermutlich galt das auch für das Gebiet rund um den Bahnhof Griebnitzsee. Von April 1945 bis zum 15. Juni 1948 gab es keinen S-Bahnverkehr zwischen Zehlendorf und dem Bahnhof Babelsberg-Ufastadt (heute: Griebnitzsee). Der Grund war eine bei Kriegsende zerstörte und erst 1948 wieder hergestellte Brücke über den Teltowkanal bei Kohlhasenbrück.

Um zum Tagungsort im Schloss Cecilienhof zu gelangen, nutzten alle drei Delegationen den Kontrollpunkt Allee nach Glienicke/Karl-Marx-Straße und darauf eine von den sowjetischen Truppen  über die Havel zwischen dem Jagdschloss Klein Glienicke und dem Areal unweit der Villa Kampffmeyer in der Berliner Straße errichtete Pontonbrücke.  Über die Schwanenallee und die Schwanenbrücke gelangten sie in den Neuen Garten und dort, vorbei am Grünen Haus (das vermutlich als Kontrollposten für den engeren Sperrkreis um das Schloss Cecilienhof genutzt wurde) zum Tagungsort.
Eine weitere Pontonbrücke gab es zwischen dem Uferbereich vor dem Gasthaus Moorlake hinüber nach Sacrow. Von wo aus die britische Delegation weiter zum Flugplatz Gatow fuhr. Die amerikanische Delegation nutzte offensichtlich der Flughafen Tempelhof.

Im Herbst 1952 wurde das Sperrgebiet Neubabelsberg im Ergebnis eines Gebietsaustausches (Wünsdorf und Forst Zinna) von den sowjetischen Besatzungstruppen geräumt. Der Zaun um das Sperrgebiet und die Kontrollpunkte blieben jedoch erhalten. Die Deutsche Verwaltungsakademie (DVA), zuvor in Forst Zinna beheimatet, zog in das Sperrgebiet. Ihre Mitarbeiterschaft erhielt Wohnräume in den durch die Sowjetarmee enteigneten Gebäuden.

Der Umzug der Akademie von Forst Zinna nach Babelsberg im Jahre 1952 erforderte eine umfangreiche organisatorische und politisch-ideologische Arbeit der Partei- und Gewerkschaftsorganisation sowie der Verwaltung. Es ging bei der Verlegung nicht nur darum, große Mengen materieller Güter nach Babelsberg zu schaffen, sondern es mußten auch die vormals in Forst Zinna und Umgebung wohnenden Arbeiter und Angestellten dazu gewonnen werden, weiter an der Akademie tätig zu sein. Melchior Schüllermann und Richard Simchen führten diesbezügliche Gespräche mit Fachkräften in Luckenwalde, Jüterbog und anderen Orten. Es zeugte von einer festen Verbundenheit mit der Akademie, wenn die meisten Arbeiter und Angestellten nach Babelsberg übersiedelten. Unter Leitung des Verwaltungsdirektors Fritz Polewicz und des Oberassistenten Gustav Schminkel wurden die Gebäude mit dem noch vorhandenen Inventar übernommen und der künftige Verwendungszweck festgelegt. …
Die Akademie verfügte im Jahre 1953 an ihrem neuen Standort über …67 Internatsgebäude… .
(Die Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft der DDR. 1948 – 1987. Abriß. Teil I, Potsdam 1988, S. 24)

Hinzu kamen das Hauptgebäude (August-Bebel-Straße 89) und die dort vorhandenen Nebengebäude sowie das Lehrgebäude und die Internate im Park Babelsberg (Bezirk II).

Nach dem Abzug der Besatzungstruppen und der Übergabe des Gebiets an die DVA gab es weitere Veränderungen im Verlauf des Palisadenzaunes. Im Dezember 1953 stellte Dipl.-Ingenieur Werner Kuntze, wohnhaft In der Aue 19, den Antrag auf Schaffung eines neuen Zugangs zu dem im Oktober 1952 für den S-Bahn-Verkehr wieder in Betrieb genommenen Bahnhof Griebnitzsee. im Frühjahr 1954 bemühte sich die Stadtverwaltung Potsdam um die Verlegung des Eingangstores zum DVA-Gelände von der Kreuzung Allee nach Glienicke/Karl-Marx-Straße in südliche Richtung. Zunächst ging es um eine Entfernung von 50 m. In Aussicht gestellt wurde jedoch eine größere Freigabe, wenn im Haus Karl-Marx-Straße 27 eine Gedenkstätte für J. W. Stalin eröffnet werden würde. Die Eröffnung der Nationalen Gedenkstätte “Stalin-Haus” erfolgte am 2. August 1955.

Beschluss des Ministerrates zur Gründung der Stalin-Gedenkstätte und des Museums für die Geschichte des Potsdamer Abkommens, 18.5.1953

Nach dem heroischen Kampf und dem Sieg der ruhmreichen Sowjetarmee über den deutschen Faschismus fand in Potsdam vom 17. Juli bis 2. August 1945 die Dreimächte-Konferenz in dem ehemaligen Schloß Cäcilienhof statt.

Dank der Initiative Generalissimus Stalins wurde das Potsdamer Abkommen abgeschlossen, das die Grundlage zum Aufbau eines einheitlichen friedliebenden, demokratischen Deutschland bildet.

In diesen historischen Tagen der Potsdamer Konferenz wohnte und arbeitete Stalin in Potsdam-Babelsberg, Karl-Marx-Str. 27. Damit sind das ehemalige Schloß Cäcilienhof und das Wohnhaus Stalins als bedeutende Gedenkstätten in die Geschichte unseres Volkes eingegangen.

Ausgehend vom Beschluß des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands “Erfüllt das Vermächtnis des grossen Stalin” sind das Stalin-Wohnhaus und Cäcilienhof zu würdigen, nationalen Gedenkstätten zu gestalten, die der historischen Bedeutung dieser Konferenz und der Größe der Persönlichkeit Stalins entsprechen.

Daher wird beschlossen:

  1. Das Stalin-Wohnhaus in Potsdam-Babelsberg und das ehemalige Schloß Cäcilienhof in Potsdam werden zu nationalen Gedenkstätten des deutschen Volkes erklärt.
  2. Beide Objekte werden unter Denkmalschutz gestellt
  3. Das Haus in Potsdam-Babelsberg, in dem Stalin 1945 wohnte, wird zur Stalin-Memorial-Stätte ausgebaut.
  4. Das ehemalige Schloß Cäcilienhof wird als Museum der Geschichte des Potsdamer-Abkommens eingerichtet, das die Rolle Stalins als Befreier vom faschistischen Joch würdigt.
  5. Am Jahrestag der Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens werden die historischen Räume Cäcilienhof feierlich eröffnet.
  6. Die Stalin-Memorialstätte und das Museum der Geschichte des Potsdamer Abkommens sind Zweigstellen des Museums für Deutsche Geschichte und damit dem Staatssekretariat für Hochschulwesen unterstellt.

[Quelle: SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3/382.]

Wann genau der Palisadenzaun um das Sperrgebiet vollständig abgebaut wurde, lässt sich bislang, bestätigt durch Dokumente, nicht sagen. Der Abbau könnte jedoch zwischen 1956 und 1957 erfolgt sein. Aus dem Jahr 1957 sind mehrere Fälle der Rückgabe von zuvor durch die Deutsche Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft “Walter UIbricht” genutzten Gebäuden an die früheren Eigentümer bekannt.

Hinweis

Der vorstehende Text ist ein Auszug aus einer umfangreicheren Studie mit dem Arbeitstitel:
Das sowjetische/russische Potsdam. Rekonstruktion einer “Normalität”. 1945 bis 1994.

© Dr. Volker Punzel, GeschichtsManufaktur Potsdam (04.09.2019)

 

Von admin

5 Gedanken zu „Die “Russen” in Potsdam“
  1. Guten Tag, ich habe als Kind in der Weinbergstraße gewohnt und erinnere, dass dort eine Reihe Häuser und Villen von Familien sowjetischer Offiziere lebten. Haben Sie zu diesen Gebäuden bzw. den Stellungen dieser Offiziere im Gesamtkontext : Position, Namen, etc., die Möglichkeit Informationen zu geben?
    Mit freundlichen Grüßen
    Uta Mögelin

    1. Die Häuser Weinbergstraße 10a, 11, 16, 17, 21, 23, 25, 25a gehörten zu dem, hier noch nicht beschriebenen Militärstädtchen N° 5a. Die darin wohnenden Offiziersfamilien der Sowjetarmee sind – Dokumente gibt es dazu keine – dem medizinischen Personal oder sonstigem höheren Personal zuzurechnen, dass sowohl im Lazarett Voltaireweg als auch in der Poliklinik Parkstraße tätig gewesen ist. Alle vorstehend aufgeführten Häuser wurden um 1906 gebaut.
      Die Beschreibung des Militärstädtchens N° 5a wird in der Übersicht noch ergänzt.

      1. Hallo, bezüglich der Weinbergstr. 17 wurde nur das Gartenhaus von der Sowetischen Armee bewohnt. Hier wohnten ausschließlich Offiziere, die der russischen Militärmission in der Hegelallee unterstanden.
        Das Haus wurde verwaltet von der Verwaltung, die sich in der Gregor-Mendel-Str.befandt. das Haus wurde erst nach der Wende geräumt.Brigitte Reiß Reiß Ich wohnte selbst in den 70 ziger Jahren in dem Haus.

        1. Vielen Dank für die Information. Aufgrund der doch sehr übersichtlichen Quellenlage helfen solche Informationen weiter, unser Bild über die Zeit der sowjetischen Besetzung in Potsdam zu präzisieren. Wenn Sie noch mehr Informationen zu diesem Haus haben, würde ich die gern mit einarbeiten wollen.
          Dr. Volker Punzel

  2. Hallo Volker, danke für die Nachricht, habe im Fall Weinbergstr. 16 heraus finden können, dass diese Villa von den bekannten Stukkateur-Brüdern Koch erbaut wurde, muss Ende der achtziger Jahre 19. Jhd. sein. Schade, dass wir als Kinder keinen Kontakt knüpfen konnten…
    Viele Grüße U.M.
    P.S. Das gesamte Areal steht ja unter Denkmalschutz, weißt du wie es aktuell mit den Weinbergterassen weiter gehen soll? Es sieht ja fürchterlich dort aus.

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