Inhalt
- Von der Weichsel-Kaltzeit bis zum Boreal
- Forschungsstand und Darstellungsgeschichte
- Bölling-Interstadial (11.720 – 11.590 v. u. Z.)
- Alleröd-Interstadial (11.400 – 10.730 v. u. Z.)
- Jüngere Dryaszeit (10.730 – 9.700 v. u. Z.)
- Präboreal (9.610 – 8.690 v. u. Z.)
- Boreal (8.690 – 7.270 v. u. Z.)
- Atlantikum (7.270 – 3.710 v. u. Z.)
- Subboreal (3.710 – 450 v. u. Z.)
- Älteres Subatlantikum (450 v. u. Z. – 500 u. Z.)
- Jüngeres Subatlantikum (1250 – 1800 u. Z.)
- Literaturübersicht (chronologisch)
Von der Weichsel-Kaltzeit bis zum Boreal
Am Ende der Weichsel-Kaltzeit, während des späten Pleistozäns, breitete sich in Mittelbrandenburg eine Tundra mit Süß- und Sauergräsern aus. In der so genannten Jüngeren Tundrazeit, die von 10.730 bis 9.700 v. u. Z. ging, war über ganz Deutschland und Skandinavien der Weiße Silberwurz verbreitet. Heute ist diese Pflanze nur noch an klimatisch extremen Standorten zu finden. Die Vegetation prägten aber vor allem Sauergrasgewächse und Süßgräser, aber auch Schachtelhalme, Hahnenfußgewächse, Kreuzblütler und Doldenblütler.
Erneute klimatische Veränderungen führten zu starken Veränderungen der Vegetation. Gräser- und Kräutervegetationen gingen nach und nach zurück. Die Zwergbirke, der Wacholder, die Weide und die Pappel, aber auch der Sanddorn breiteten sich aus. Im Präboreal (9.610 bis 8.690 v. u. Z.), dem ältesten Zeitabschnitt des Holozäns, breiteten sich Birken, Kiefern und Hasel in Richtung Norden aus. Es entstanden Birken- oder Birken-Kiefernwälder. Die Birke war vorherrschend im präborealen Wald. Gegen Ende des späten Präboreals wurde sie von der Kiefer verdrängt. Eberesche und Espe sowie wärmeempfindliche Wacholderarten waren Begleitpflanzen der Wanderungsvegetation dieser Zeit.
Im Boreal (8.690 bis 7.270 v. Chr.) und dem sich anschließenden Atlantikum (8.000 bis ca. 4000 v. Chr.) breiteten sich aus Mitteleuropa eingewanderte Eichenmischwälder in unserer Region aus. Sie bestanden vorrangig aus Eichen, Buchen, Ulmen, Hasel, Linden sowie Erlen und verdrängten Weichhölzer, wie Birke und Kiefer. Ihnen folgten die Tiere. Hirsche lebten in den Wäldern, Rehe, Elche, Wildschweine und Auerochsen. Wärmeliebende Tierarten wie die Europäische Sumpfschildkröte waren zu finden. Zu den eingewanderten Raubtieren gehörten der Wolf, der Braunbär, der Luchs und die Wildkatze. Hasen waren weit verbreitet. In Sumpfgebieten und an Flüssen lebten Biber und Otter. Fischarten wie Hechte und Welsartige gab es zahlreich.
Forschungsstand und Darstellungsgeschichte
Eine Zusammenfassung des Forschungsstandes zur Botanik und zur Zoologie erfolgte 1969 in Band 15 der von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin herausgegebenen Reihe „Werte der Deutschen Heimat“. Potsdam und seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme ist das Produkt einer von der Arbeitsstelle Dresden der Akademie betreuten Gruppe von Autoren. Der Potsdamer Geograph Dr. Gerhard Engelmann hatte sie für die Mitarbeit gewonnen und koordinierte die Arbeiten. Das Themengebiet Landschaftsgeschichte und Pflanzenwelt bearbeitete Dr. Heinz-Dieter Krausch von der Forschungsstelle für Limnologie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und das Themengebiet Tierwelt Manfred Feiler, Bezirksheimatmuseum Potsdam. Anliegen der heimatkundlichen Bestandsaufnahme war die Verbindung von geologischen, morphologischen, hydrologischen, vegetationskundlichen, forstlichen, faunistischen und fischereikundlichen Beiträgen mit solchen ur- und frühgeschichtlicher, siedlungsgeographischer, ortsgeschichtlicher, kunstgeschichtlicher und namenkundlicher Art. Die Bestandsaufnahme wollte wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und durch die populär-wissenschaftliche Beschreibung der Ergebnissse eine breite Leserschaft erreichen.
Über das Niveau der 1969 veröffentlichten Forschungsergebnisse zu Botanik und Zoologie des Potsdamer Raumes hinaus gehende Arbeiten zur Geschichte Potsdams sind nicht bekannt. Eine Zusammenfassung des nach 1969 erreichten Forschungsstandes bildet gewissermaßen die im Jahr 1997 im Selbstverlag von mehreren Geowissenschaftlern erstmals und 2001 in zweiter erweiterter Auflage herausgegebene Arbeit Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg, Nr. 4: Potsdam und Umgebung.
Dr. Volkmar Rowinsky befasst sich darin mit der Entwicklungsgeschichte des 500 m vom Dorf Ferch entfernten Großen Moores (Fercher Kesselmoor). das Kesselmoor gehört zu den Mineralbodenwasser beeinflußten Moortypen. Nach der Verlandung eines Gewässers entsteht in abflusslosen Hohlräumen ein zumeist sehr mächtiger Torfkörper. Der schnell wachsende Torfkörper umschloss Pflanzen- und Tiereste, die sich luftdicht abgeschlossen sehr gut erhalten konnten. Im großen Fercher Kesselmoor konnte Rowinsky so nicht nur 13.000 Jahre Moorentwicklung nachvollziehen, sondern auch der Entwicklung von Flora und Fauna.
Bölling-Interstadial (11.720 – 11.590 v. u. Z.)
Die Sedimente aus dieser Zeit enthalten eine Vielzahl von Fossilien. Vertreter flacher Gewässer (Wassertiefe bis 4 m) kommen vor (Muscheln und Muschelkrebse), aber auch Landlungenschnecken. Armleuchteralgen besiedeln den Sanduntergrund des Gewässers. Die das Moor umgebenden Hänge sind vor allem mit Birken bewachsen.
Alleröd-Interstadial (11.400 – 10.730 v. u. Z.)
Im Älteren Alleröd verstärkte sich die Bewaldung, bei der Baumbirke und Wacholder dominierten. Im Uferbereich des Moores wurden für diese Zeit Weiden und Zwergbirken sowie Sanddorn nachgewiesen.
Im Jüngeren Alleröd bestimmte die Kiefer das Bild des Waldes.
Der Ausbruch des Laacher Vulkans und der damit verbundene Aussto´von vulkanischen Aschen führte für eine kurze Periode zum Abfall der Temperatur. Das Wachstum der Flora stagnierte.
Jüngere Dryaszeit (10.730 – 9.700 v. u. Z.)
Auflichtung des Waldbestandes infolge weiterer Klimaverschlechterung.
Präboreal (9.610 – 8.690 v. u. Z.)
Die das Moor umgebenden Hänge sind vollständig von Wald bedeckt.
Boreal (8.690 – 7.270 v. u. Z.)
Das Kleingewässer wird von der Weißen Seerose besiedelt. Sauergräser nehmen größere Flächen im Uferbereich ein. Die Waldkiefer bestimmt das Bild des Waldes an den umliegenden Hängen.
Atlantikum (7.270 – 3.710 v. u. Z.)
Eine länger anhaltende Bewaldung in der Umgebung des sich immer mehr zum Moor ausbildenden Gewässers ist nicht nachweisbar.
Subboreal (3.710 – 450 v. u. Z.)
Kurzfristiges Birkenwaldstadium mit Scheidigem Wollgras. sauergräser herrschen vor. gegen Ende des Subboreals können sich Baumbirken wiederum stärker auf dem zentralen Teil des Seggenmoores ansiedeln.
Älteres Subatlantikum (450 v. u. Z. – 500 u. Z.)
Scheidiges Wollgras dominiert die Vegetation im Bereich des Moores. nachgewiesen werden auch Binsen-Arten, Segge, Pfeifengras und Wolfstrapp. Keine Funde, die Rückschlüsse auf den umgebenden baumbestand zulassen.
Jüngeres Subatlantikum (1250 – 1800 u. Z.)
Seggen- und Bleichmossgesellschaften. Am Moorrand werden Pflanzen, wie Leimkraut und Mohn nachgewiesen, die Ruderalstellen und Äcker besiedeln. Dominanz von Wollgras bei gleichzeitiger Ausbreitung der Baumbirken. Nachgeiwsen wird auch eine hohe Stetigkeit von Moosbeere.
Mit dem Beginn des Jüngeren Subatlantikums werden im Moor durch die Luft eingetragene Schwermetallkonzentrationen nachgewiesen. Dabei handelt es sich zunächst um Chrom, ab dem 17. Jahrhundert dann auch um Blei.
Größere Waldrodungen und die Anlage von Mühlenstauen führen zu einem großräumigen Anstieg der Wasserstände und damit zur Förderung der Moorbildung.
Literaturübersicht (chronologisch)
Botanik
- Firbas, Franz: Spät- und nacheiszeitliche Waldgeschichte Mitteleuropas nördlich der Alpen, Jena 1949/1952.
- Fischer, Wolfgang: Zur Pflanzenwelt des Kreises Potsdam. Potsdamer Land 1958, S. 65-69.
- Krausch, Heinz-Dieter: Die Vegetationsverhältnisse Brandenburgs in slawischer Zeit. In: Märkische Heimat, Sonderheft II: Festschrift R. Hoffmann, S. 50-62, Potsdam 1961.
- Müller-Stoll, Wolfgang Richard u. Götz, H. G.: Die märkischen Salzstellen und ihre Salzflora in Vergangenheit und Gegenwart. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Potsdam, Nr. 7, 1962, S. 243-296.
- Scamoni, Alexis: Der Kiefernwald, der Buchenwald und die Eichenmischwälder des Höhendiluviums, die Wälder der Moore und Niederungen in Brandenburg. In: Märkische Heimat, Bd. 3, 1959 bis Bd. 6, 1962.
- Krausch, Heinz-Dieter: Vegetations- und Landschaftsgeschichte des Potsdamer Gebietes. In: Potsdamer Wanderführer, Potsdam 1987, S. 6-8.
- Rowinsky, Volkmar: Spätglaziale und holozäne Klima-Entwicklung am Beispiel des großen Fercher Kesselmoores. In: Schroeder, J. H. (Hrsg.): Potsdam und Umgebung. Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg, Nr. 4, Berlin (Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e. V., Selbstverlag) 1997, S. 67-76.
Zoologie
- Feiler, Manfred: Die Tierwelt des Potsdamer Havellandes. In: Potsdamer Wanderführer, Potsdam 1987, S. 11-14.