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Proterozoikum bis Paläogen
Das Gebiet des heutigen Potsdam und seiner Umgebung befand sich im Proterozoikum auf einem Superkontinent, den die Wissenschaftler als Rodinia bezeichnen. Vor etwa 1,1 Milliarden Jahren soll er entstanden und vor 800 Milllionen Jahren zerbrochen sein. Seine Teilstücke drifteten auf dem Urozean und bildeten neue Landmassen. So entstand Pangaea, der letzte Superkontinent der Erdgeschichte. Vor etwa 300 bis 150 Millionen Jahren (Karbon bis Jura) soll er existiert haben. In einem Abschnitt der Erdgeschichte, in dem am Ende des Perm zunächst alles Leben auf der Erde ausstarb, sich später aber die Dinosaurier entwickelten. Vor 150 Millionen Jahren zerbrach Pangaea in seine früheren Hauptbestandteile, die Großkontinente Laurasia und Gondwana, die wiederum vor 135 Millionen Jahren – in der (Kreidezeit) – in die Kontinente zerfielen, die das heutige Bild der Erde prägen. Die die Kontinente umgebenden Ozeane sowie Gebirge, wie die Alpen, das Apennin, die Karpaten, das Balkangebirge und die Pyrenäen in Europa, das Himalayagebirge in Asien, das Atlasgebirge in Nordafrika oder die Rocky Mountains in Nordamerika und die Anden in Südamerika, sind ein Resultat der damaligen Erdbewegungen.
In dieser Phase der Erdgeschichte entstanden die heute als Bodenschätze bekannten Gesteine und verschiedene Vorkommen an Steinkohle und Braunkohle. Es war die Zeit der Dinosaurier, deren Spuren auch in Mitteleuropa entdeckt wurden. In der Unterkreide waren Bärlapppflanzen, Farne, Baumfarne, Ginkos und Nadelbäume die vorherrschenden Pflanzen. In der Oberkreide konkurrierten bereits viele Laubbäume wie Ahorn, Eiche oder Walnuss mit Nadelbäumen. Gräser breiteten sich auf dem Festland aus. Am Ende der Kreidezeit stand ein gewaltiger Meteoriteneinschlag, der ein erneutes Aussterben aller Lebewesen zur Folge hatte. Die großen Saurier und viele andere Tierarten verschwanden.
Auf die Kreidezeit folgte das Paläogen (früher Bestandteil des Tertiärs), das vor 66 Millionen Jahren begann und vor über 23 Millionen Jahre endete. Im norddeutschen Raum, dem Potsdam zugeordnet wird, kam es während dieser Zeit wiederholt zum Wechsel zwischen dem Vordringen des Meeres und dessen Rückzug. Bei Bohrungen gefundene Bodenablagerungen verweisen darauf. Im Paläozän, dem ältesten Paläogen, waren weite Teile Mitteleuropas Festland. Im Potsdamer Gebiet entdeckte kalkhaltige Feinsande lassen hier für das darauf folgende Eozän die Küstenzone eines Flachmeeres vermuten. Im Oligozän nahm das Meer vollständig Besitz von Norddeutschland und verwandelte es in einen breiten Meeresarm. Bis Leipzig stand das Land unter Wasser. Im Potsdamer Raum lagerte das Meer so genannte Rupeltone und Septarientone ab. Versalzene Grundwasservorkommen sind ebenfalls ein Hinweis auf das einst alles bedeckende salzige Meereswasser. Im weiteren Verlauf des Oligozäns kühlten sich die Temperaturen drastisch ab, was zum Anwachsen der antarktischen Gletscher und zum Sinken des Meeresspiegels zwischen 30 m und 150 m führte. Über dem Rupelton gefundene Feinsande und Schluffe enthielten intensiv grüne Glaukonitkörnchen. Diese entstanden auf dem Meeresboden und werden als Beweis für eine “marine Sedimentation in Küstennähe und damit einen Rückzug des oligozänen Meeres” angesehen. Die obere Grenze des Oligozäns geben darüber liegende feine weiße Glimmersande an.
Neogen bis Holozän
Im Miozän, ältester Abschnitt des Neogen, bildeten sich in einer subtropischen Landschaft mit Flüssen und Seen ausgedehnte Moorgebiete aus. Aus diesen gingen Braunkohlenflöze hervor, die z. B. am Brauhausberg und in der Nutheniederung nachgewiesen wurden. Durch Erdbewegungen gerieten sie in Wechsellagerung mit den unter und über ihnen lagernden Sedimenten und sind somit nicht mehr in reiner Form nachweisbar, wie das in den Braunkohlegebieten der Lausitz und des Mitteldeutschen Indstriereviers der Fall ist
Das Quartär ist der jüngste Zeitabschnitt der Erdgeschichte. Sein ältester Abschnitt, das Pleistozän, hinterließ die die Potsdamer Landschaft prägenden Oberflächenformen. Kalt- und Warmzeiten wechselten sich in dem vor 2,6 Millionen Jahren beginnenden und 9700 Jahre v. u. Z. endenden Pleistozän ab. Sein Ende markiert eine mehr als 100 000 Jahre dauernde Vereisung weiter Teile der Kontinente auf der Nordhablkugel der Erde. Diese letzte Kaltzeit erhielt regional unterschiedliche Bezeichnungen. Für Norddeutschland, wozu auch Potsdam gehört, und Skandinavien wird der Begriff Weichsel-Kaltzeit verwendet. In diese Zeit fällt der Übergang vom Pleistozän zum Holozän, dem jüngsten und bis heute andauernden Abschnitt des Quartärs.
Mittlerer Abschnitt dieser Kaltzeit war das Weichsel-Hochglazial (57.700 v. u. Z.-13.000 v. u. Z.). In vier großen Phasen drängte das aus dem Norden kommende Eis in diesem Zeitraum vor. Im ersten Vorstoß, der Brandenburg-Phase (24.000 v. u. Z.-22.000 v u. Z.), erreichte es seine maximale Ausdehnung. Die südlich vom Glogau-Baruther Urstromtal und nordwärts bis zum Potsdamer Urstromtal folgende Linie wird auch als Brandenburger Eisrandlage bezeichnet. Eiswanderung und Stillstandszeiten wechselten sich ab. Während jeder längeren Stillstandslage bildete sich eine so genannte glaziale Serie. Im Idealfall bestand sie aus folgenden Elementen :
Eine sandige Grundmoräne der äußersten Eisrandlage entstand um Caputh, Michendorf und Wilhelmshorst. Die Hügelkette vom Brauhausberg über die Ravensberge bis zu den Saarmunder Bergen, die so genannte Saarmunder Endmoräne, war das Ergebnis einer zweiten Eisrandlage der Gletscher in der Zeit des Brandenburger Stadiums. Einer dritten Eisrandlage sind die ebenen Flächen des Nuthetales und des Stadtgebietes von Potsdam zu verdanken. Auch die Grundmoränen und die Endmoränen des Bornstedter Feldes, des Königswaldes und des Gebietes rund um den Wannsee unter Einschluss der Höhen von Babelsberg sind dieser Zeit zuzuordnen. Die beim Abschmelzen des Gletschereises entstandenen Wassermengen formten ein Tal, durch das heute die Nuthe und die Havel fließen. Das Stadtgebiet von Potsdam und die Parkanlagen von Sanssouci befinden sich in dem Talbereich, den die riesigen Wassermengen mit einer Breite von mehreren Kilometern formten.
Forschungsstand und Darstellungsgeschichte
Die offensichtlich bislang älteste bekannte Arbeit zur Geologie des Potsdamer Gebietes entstand 1863. Verfasser der aus seiner Dissertation hervor gegangenen Publikation war der Geologe Gottlieb Michael Berendt (1836 – 1920). Er war an vielen geologischen Untersuchungen beteiligt. 1888 leitete er u. a. eine Wassertiefbohrung auf dem Gelände des Bahnhofs in Potsdam. Die Arbeit stand in Verbindung mit dem Aufbau einer zentralen Wasserversorgung in der Residenzstadt. 1882 hatte Berendt zusammen mit Ernst Laufer die Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte von Preußen Blatt Potsdam vorgelegt. Ebenfalls 1882 legte er gemeinsam mit Felix Wahnschaffe und Ludwig Dulk weitere Forschungsergebnisse zu dieser Spezialkarte vor.
1923 beschrieb der Geologe Paul Woldstedt die Potsdamer Glaziallandschaft. Kurt Dietz von der Preußischen Geologischen Landesanstalt legte 1933 mehrere Berichte vor, die sich mit den Ergebnissen der Arbeiten für die Geologische Karte Blatt Potsdam, Nr. 3544, befassten. In diesem Zusammenhang waren zahlreiche Erkundungsbohrungen erfolgt.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges erfolgten Untersuchungen zu den Torfvorkommen auf dem Stadtgebiet von Potsdam. Konkret betraf dies 1947 den Springbruch und die Nuthewiesen. Das Moorvorkommen “Großes Luch” in Krampnitz war 1955 Gegenstand einer Untersuchung.
Für die Zeit ab 1947 sind zahlreiche Publikationen nachweisbar. Eine Zusammenfassung des erreichten Forschungsstandes erfolgte 1969 in Band 15 der von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin herausgegebenen Reihe “Werte der Deutschen Heimat”. Potsdam und seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme ist das Produkt einer von der Arbeitsstelle Dresden der Akademie betreuten Gruppe von Autoren. Der Potsdamer Geograph Dr. Gerhard Engelmann hatte sie für die Mitarbeit gewonnen und koordinierte die Arbeiten. Das Themengebiet Geologie bearbeitete Horst Röpke und das Themengebiet Geomorphologie Dr. Hans-Joachim Franz, Institut für Geographie der Pädagogischen Hochschule Potsdam. Anliegen der heimatkundlichen Bestandsaufnahme war die Verbindung von geologischen, morphologischen, hydrologischen, vegetationskundlichen, forstlichen, faunistischen und fischereikundlichen Beiträgen mit solchen ur- und frühgeschichtlicher, siedlungsgeographischer, ortsgeschichtlicher, kunstgeschichtlicher und namenkundlicher Art. Die Bestandsaufnahme wollte wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und durch die populär-wissenschaftliche Beschreibung der Ergebnissse eine breite Leserschaft erreichen.
Erstmalig wurden in diesem Buch der Öffentlichkeit die Ergebnisse von paläontologischen Erkundungsbohrungen zur Kenntnis gegeben, die auf dem Stadtgebiet Potsdams erfolgt waren:
- Januar und März 1961
- Oktober bis Dezember 1962
- September 1963.
Nachfolgende über Potsdam und seine Geschichte veröffentlichte Arbeiten gingen über das Niveau der 1969 veröffentlichten Forschungsergebnisse zu Geologie und Geomorphologie des Potsdamer Raumes nicht hinaus. Das Thema wurde in ihnen zudem nur ganz knapp am Rand behandelt.
Beispiel:
Potsdam ist in eine Landschaft eingebettet, der die beiden letzten Eiszeiten und die Abschmelzphasen das Gepräge gaben. Das breite Tal der Nuthe, der zwischen Spandau und Brandenburg in eine Seenkette aufgelöste Havellauf, die Wublitzrinne nördlich Potsdams, die Endmoränenzüge an der Südseite der Havelseen zwischen Potsdam und Ferch, die großen Sanderflächen bei Ferch und die lehmigen Grundmoränenflächen im sich nördlich anschließenden Gebiet etwa bei Glindow sind eindrucksvolle Zeugnisse dieser landschaftsgestaltenden Kräfte.
(Potsdam. Geschichte der Stadt in Wort und Bild. Von einem Autorenkollektiv unter der Leitung von Manfred Uhlemann und Otto Rückert, Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1986, S. 7)
Eine Zusammenfassung des nach 1969 erreichten Forschungsstandes bildet gewissermaßen die im Jahr 1997 im Selbstverlag von mehreren Geowissenschaftlern erstmals und 2001 in zweiter erweiterter Auflage herausgegebene Arbeit Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg, Nr. 4: Potsdam und Umgebung.
Havel-Seenlandschaft
Der Potsdamer Geologe Roland Weiße stellt darin zur Morphologie des Potsdamer Gebietes fest, dass es aus Platten und Niederungen besteht, die von trockenen und wassergefüllten Hohlformen durchsetzt sind. Die im Ergebnis der Gletscherbewegung in der Weichsel-Kaltzeit entstandenen Höhenunterschiede zwischen Platten und Niederungen schätzt er mit 135 m ein.
Hinsichtlich der im Potsdamer Gebiet vorhandenen Gewässertypen unterscheidet Weiße:
- streichende große Seen (Jungfernsee, Templiner See, Schwielowsee)
- kleinere Stillgewässer
- kleinflächige Seen
- Tümpel.
Etwa 100 Millionen m3 Wasser seien in den Oberflächengewässern der Potsdamer Gegend gespeichert.
In glazialen Tiefrinnen, wie der Templiner Rinne und der Schwielowsee-Rinne, entstanden Rinnenseen. Im Potsdamer Stadtgebiet wären das:
- der Templiner See
- der Schwielowsee.
Der Geologe W. Behrmann deutete die Seenrinnen in dem 1949/50 erschienenen Beitrag Die Umgebung Berlins nach morphologischen Formengruppen betrachtet als Naht zwischen Eisloben (breiten und rundlichen Gletscherfronten von Eisschilden oder Eiskappen), in der Schmelzwasser abfloss. Die seitlichen Zuflüsse bezeichnete er als Seitengabeln und Seitenbäume. Weiße zweifelt an, dass das Schmelzwasser die alleinige Ursache für die Ausbildung der Seenrinne gewesen sei. Breiten-, Längen und Tiefenverhältnisse derselben sprächen dagegen.
In durch vorstoßendes Inlandseis geschürften Hohlformen bildeten sich weitere Seen aus. In gestreckten Hohlformen, die großflächig und tief sind, befinden sich:
- Tiefer See,
- Templiner See.
Beim Templiner See handelt es sich um eine Kombination von Tiefrinne und Hohlform.
Der Bornstedter See befindet sich in einer Hohlform, die während einer Niedertauphase bzw. einer Toteisphase entstanden ist.
Die beiden anderen Gewässerformen beschränken sich auf subglaziale Rinnen und hohlformenreiche Kamesfelder. Subglaziale Rinnen seien in Niedertau- und Toteisphasen entstanden. Im stagnierenden Gletschereis entstandene Spalten blieben länger erhalten und konnten von Schmelzwasser ausgestaltet werden. Im Stadtgebiet von Potsdam wären mehrere in Talsanden verlaufende subglaziale Rinnen vorhanden. Sie verlaufen von Nordosten in Richtung Südwesten, haben eine Tiefe zwischen 5 und 15 m, seien aber im Verlauf der Entwicklung vertorft oder anthropogen, d. H. als Resultat menschlicher Aktivitäten, verfüllt.(1)
Eckhart Jungfer fasst die Gewässersituation in Potsdam wie folgt zusammen:
Das heutige Gewässernetz der Havel entwickelte sich aus der Kombination teilweiser Nutzung der Schmelzwasserbahnen, des periglazial angelegten Talnetzes und der Anpassung der Entwässerung an das von Toteiskörpern gestaltete Glazialrelief.
Natürliche Vorflut für die Havel bildet die Elbe. Diese konnte sich dank ihrer großen Geschiebefracht dem steigenden Meeresspiegel im Holozän anpassen. Die seenreiche und dadurch an Geschiebefracht ärmere Havel war dazu nicht in der Lage. Der sich demzufolge bildende Niveauunterschied zwischen der höheren Elbe und der tiefer gelegenen Havel führte zu Rückstau und damit zu Grundwasseranstieg und Vermoorung der Potsdamer Havelniederungen. (2)
Neben der vorstehend beschriebenen natürlichen Erhöhung des Wasserspiegels rund um Potsdam gab es eine durch menschlichen Eingriff verursachte.
Der Wasserspiegel der Havelseen fällt innerhalb der Potsdamer Landschaft von 30 auf 29 m über NN ab. Er lag in frühgeschichtlicher Zeit tiefer als in der Gegenwart. Die Hebung des Grundwasserspiegels wurde im 13. Jahrhundert, wenn nicht bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts, durch die Stauwerke der Brandenburger Wassermühlen ausgelöst. Die auf den erhöhten Wasserspiegel eingestellten Siedlungen, Verkehrswege und Kulturflächen zwangen dazu, den Mühlenstau auch nach dem Wegfall seines wirtschaftlichen Zweckes aufrechtzuerhalten. (3)
Der intensive Ausbau der Landwirtschaft durch deutsche und slawische Bauern führte 1236 zur Anlage von Mühlenstauen (Stauschleusen) an der Havel in Rathenow. 1309 kamen weitere in Brandenburg/Havel hinzu.
Die Havel, die sich im Großen Wannsee in einen breiteren – in südwestlicher Richtung fließenden – und in einen schmaleren Teil – in südöstlicher Richtung fließenden Teil – aufgespalten hat, vereinigt sich wieder im Jungfernsee, um sich dort auch wieder aufzuspalten. Der kleinere nordwestliche Wasserweg verläuft ab dem Jungfernsee über den Weißen See, den Sacrow-Paretzer-Kanal, den Schlänitzsee bis zum Göttinsee. Als kleiner Schiffahrtskanal existierte der Sacrow-Paretzer-Kanal bereits seit 1680. Mit seinem Ausbau in den Jahren 1888 bis 1890 wurde er zu einer wirklichen Verbindung zwischen den vorstehend genannten Seen.
Der Hauptstrom der Havel durchfließt das Potsdamer Stadtgebiet ab dem Jungfernsee über den Tiefen See in südwestlicher Richtung in der glazialen Tiefenrinne. Er erweitert sich dann wieder in den Templiner See und in den Schwielowsee.
Das Wasser in den Potsdamer Havelgewässern kommt vorwiegend aus der Oberen Havel, der Spree und dem Teltowkanal.Aber auch die Nuthe speist Wasser ein. Für die ersten drei Zuflüsse gibt es langjährige Meßreihen, die Jungfer in seinen Text mit eingebaut hat. Für die Nuthe sind in Wikipedia Angaben zu finden
Obere Havel | Spree | Teltowkanal | Nuthe | |
---|---|---|---|---|
mittlerer Abfluß (MQ) | 14,8 m3/s | 42,7 m3/s | 11,5 m3/s | 8,8 m3/s |
niedrigster Abfluß (NNQ) | 2,7 m3/s | 0,5 m3/s | 0,5 m3/s | 2,17 m3/s |
höchster Abfluß (HHQ) | 53,2 m3/s | 134,0 m3/s | 38,3 m3/s | 35,6 m3/s |
Die Havel zeigt in ihrem gesamten Verlauf das Verhalten eines typischen Flachlandflusses mit langanhaltenden, aber nicht sehr ausgeprägten Hochwasserwellen und einer weitgehend ausgeglichenen Niedrigwasserführung. Dies wird im wesentlichen durch zahlreiche natürliche Retentionsflächen der breiten Havelniederungen mit mächtigen Sanden und Niedermoortorfen sowie den Seen positiv beeinflußt. Deutlich wird dies auch durch die Tatsache, daß die Havel in ihrer Gesamtlänge von 341 km nur ein Gefälle von 39 m aufweist und der Abstand von der Quelle in der Mecklenburger Seenplatte bis zur Mündung in die Elbe nur etwa 90 km Luftlinie beträgt. Stauanlagen und Schleusen verhindern größere Grundwasserabsenkungen ebenso wie den schnellen Abfluß bei Hochwasserführung. (4)
Die Nuthe
Der im Potsdamer Stadtgebiet in die Havel mündende Fluss Nuthe verläuft in einer ehemaligen glazialen Tiefrinne, die durch Geschiebefracht des Flusses und durch Eingriffe des Menschen aufgefüllt wurde. Die einstige Tiefrinne wird als Nuthe-Niederung bezeichnet, die in einer Länge von 35 km von Nord nach Süd verläuft. Ihre Breite schwankt zwischen 2 und 5 km. Im osten wird sie von der Teltower Grundmoränenplatte begrenzt, im Westen von der Saarmunder Endmoräne. Nach R. Weiße (1997) liegt sie höhenmäßig in 35 bis etwa 29 m ü. NN. Die Quellhöhe der Nuthe befindet sich laut Wikipedia in 81 m ü. NN und die Mündungshöhe in 29,4 m ü. NN. Vermutlich betrachtet Weiße einen auf das Gebiet kurz vor und in Potsdam beschränkten Flussabschnitt.
Außer den Schmelzwässern kommen um 1 – 2 m tiefe gelegene Auenterrassen sowie vermoorte Altwässer, anthropogen stillgelegte Flußabschnitte sowie Dünen vor. …Mit dem Austauen des Totseises verstärkte sich die abtragende Wirkung des früheren Nuthewassers, so daß sich Flußauen und Terrassenunterschneidungen bildeten. Da die Nuthe mäandrierte, entstanden schlingenartige Talabschnitte, die Talsandinseln und -sporne entstehen ließen, auf denen die Menschen ihre nacheiszeitlichen Siedlungen – ebenso am Fuße der Endmoräne – anlegten. …Mächtigere weichselkaltzeitliche Talsande wurden im nördlichen Bereich der Nuthe-Niederung sowie im Stadtgebiet von Potsdam beobachtet. Die allgemeine Schüttungsrichtung war von Westen bis Nordwesten. …Auf einer kleinen überflutungsfreien Talsandterrasse wurde das Zentrum der Altstadt Potsdam angelegt (Stadtschloß, Altes Rathaus. (5)
Literaturübersicht (chronologisch)
- Berendt, Gottlieb: Die Diluvial-Ablagerungen der Mark Brandenburg, insbesondere der Umgegend von Potsdam, Berlin (Mittler Verlag) 1863
- Berendt, Gustav / Laufer, Ernst: Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte von Preußen Blatt Potsdam, Berlin (Verlag der Simon Schropp`sche Hof-Landkartenhandlung) 1882
- Woldstedt, Paul: Die Potsdamer Glaziallandschaft. Jahrbuch der Preußischen Geologischen Landesanstalt, Bd. 44, 1923, S. 172-176.
- Karrenberg, H.: Der vortertiäre Untergrund von Berlin. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Bd. 99, 1947, S. 215-248.
- Behrmann, W.: Die Umgebung Berlins nach morphologischen Formengruppen betrachtet. Die Erde, Bd. 80, 1949/50, S. 93-122.
- Bergmann, E.: Über den tieferen Untergrund Brandenburgs. In: Die Erde, Bd. 86, 1955, S. 21-44.
- Röpke, Horst: Untergrund und Oberflächengestaltung des Potsdamer Stadtgebietes. Staatsexamensarbeit PH Potsdam 1955.
- Scholz, Eberhard: Die Oberflächenformen der Potsdamer Landschaft. Begleitworte zum Entwurf eines Blockbildes. In: Märkische Heimat, Bd. 2, 1957, S. 394-399.
- Solger, Friedrich: Vom Werden der Potsdamer Landschaft. In: Märkische Heimat, Bd. 2, 1957, S. 270-280.
- Cepek, A.: Zum Pliozän in Brandenburg. In: Berichte der Geologischen Geselschaft der Deutschen Demokratischen Republik, Bd. 2/3, 1958, S. 158-170.
- Diener, S.: Pleistozän südlich und südwestlich von Berlin. In: Exkursionsführer Brandenburg zur 7. Jahrestagung der Geologischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik 1960, S. 135 – 149.
- Solger, Friedrich: Verlauf und Bildungsbedingungen der Endmoränen im Raume Brandenburg. In: Berichte der geologischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik, Bd. 5, 1960, S. 206-223.
- Franz, Hans-Joachim: Morphogenese der Glaziallandschaft südlich von Potsdam. In. Geographische Berichte, H. 6, 1961, S. 214-231.
- Franz, Hans-Joachim: Morphogenese der Jungmoränenlandschaft des westlichen Brandenburger Stadiums. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Potsdam, math.-nat. Reihe, Bd. 7, 1962, S. 29-60.
- Kölbel, F.: Das Prätertiär in Südbrandenburg. In: Geologie, Bd. 11, 1962, S. 1113-1132.
- Engelmann, Gerhard (Bearb.): Potsdam und seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme, Berlin (Akademie-Verlag) 1969, S. 3-7.
- Weiße, Roland: Glaziale und periglaziale Strukturen der Grundmoränen bei Potsdam. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Potsdam, math.-nat. Reihe, Bd. 29, 1985, S. 428-444.
- Feiler, Manfred: Die Potsdamer Landschaft – Ein Ergebnis der Eiszeit. In: 1000 Jahre Potsdam. Blätter aus der Stadtgeschichte Teil I, Potsdam 1987, S. 8 u. 9.
- Weiße, Roland: Genese und glaziärer Baustil der Potsdamer Seenlandschaft. In: Petermann Geographische Mitteilungen, Bd. 135, 1991, S. 39-47.
- Weiße, Roland: Glazialmorphologie und geoökologische Probleme des Potsdamer Raumes. In: Geographische Rundschau, Bd. 43, 1991, S. 590-596.
- Schroeder, J. H. (Hrsg.): Potsdam und Umgebung. 2. erweiterte Auflage – Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg, Nr. 4: 277 S. –
Berlin (Geowiss. Berlin Brandenburg)mit Beiträgen von R. Weiße, W. Bartmann, H. Beer, M. Böse,R. Bräunig, A. Brande, G. Engelhardt, D. Göllnitz, B. Gramsch, J. Henker, U. Hermel, A. Hermsdorf, P. Hoelzmann, H. Jortzig, E. Jungfer, D. Knothe, J. Kopp, H.-D. Krausch, W. Linder, L. Lippstreu, M. Müller, B. Rechlin, V. Rowinsky, W. Schirrmeister, J. H. Schroeder, G. Stackebrandt, W. Stackebrandt, S. Wolters, H. Ziermann, R. Zwirner.
Einzelnachweise
(1) Vgl. Weiße, Roland: Oberflächennahe Glazialgeologie und Geomorphologie. In: Schroeder, J. H. (Hrsg.): Potsdam und Umgebung. Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg, Nr. 4, Berlin (Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e. V., Selbstverlag) 1997, S. 29-66
(2) Jungfer, Eckhart: Hydrographie der Potsdamer Havelgewässer. In: Ebenda, S. 148
(3) Engelmann, Gerhard (Bearb.): Potsdam und seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme, Berlin (Akademie-Verlag) 1969, S. 3
(4) Jungfer, Eckhart: a.a.O., S. 149
(5) Weiße, Roland: Exkursionsrouten. In: Schroeder, J. H. (Hrsg.): Potsdam und Umgebung]. Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg, Nr. 4, Berlin (Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e. V., Selbstverlag) 1997, S. 86 f.