Wie Oberbaurat Werner Dobisch[1] vom Preußischen Staatshochbauamt I Potsdam (Schloßbauamt) am 30. Juli 1945 in einem Sachstandsbericht festhielt, waren während der Kämpfe im Neuen Garten vor allem das Marmorpalais und die „Umfassungsmauer an der Albrecht-, Schul- und Behlertstrasse“ beschädigt worden. Letztere Schäden waren bis zu dem Datum seiner Niederschrift „bereits beseitigt“. Zu den übrigen Gebäuden im Neuen Garten konnte er „wegen der Sperre zur Zeit“ keine Einzelangaben machen. Dennoch schrieb Dobisch: „Die Beschädigungen sind jedoch nur gering.[2]

Am 24. August 1945 führte Dobisch bezüglich von in der Zeit zwischen dem 15. Mai und dem 15. August 1945 in den Parkanlagen und Schlössern durchgeführter Arbeiten auf:

8. Beseitigung von Kriegsschäden am Marmorpalais
a) Abbruch und Wiederaufbau eines zerstörten Fensterpfeilers im Obergeschoss,
b) Ausmauern mehrerer Pakdurchschüsse[3] in den Frontwänden,
c) Instandsetzungsarbeiten an den Fenstern und Wänden in mehreren Zimmern des Obergeschosses,
d) Wiederherstellung des umgestürzten Mauerwerks der Umwehrung längs der Albrecht- und Schulstrasse.[4]

Jewgenij Fjodorowitsch Ludschuweit, vor seinem Eintritt in die Rote Armee Dozent für Orientalische Geschichte an der Moskauer Staatlichen Universität „Michail Lomonossow“ und 1945 im Rang eines Oberleutnants der Garde Mitglied der Trophäenabteilung der 1. Belorussischen Front, wurde „Bevollmächtigter für die Schlösser und Kunstdenkmale in Potsdam“. Mit den Vorbereitungen für die Potsdamer Konferenz fielen ab Juni 1945 der Neue Garten und das Marmorpalais aus seinem Aufgabenbereich.[5] Das Schloss Cecilienhof hatte, aufgrund seiner Sonderstellung unter den Potsdamer Schlössern,  vermutlich von vornherein nicht dazu gehört.
Im Neuen Garten war, wie auch in den anderen Gartenanlagen und auf den Grünflächen im Stadtgebiet, Kartoffeln, Bohnen, Tomaten und anderes Gemüse für die Ernährung der Bewohner angebaut worden.[6]

Die großen Anbauflächen im Neuen Garten und im Babelsberger Park waren allerdings seit Juli 1945 durch die Absperrung im Zusammenhang mit der Potsdamer Konferenz nicht mehr zugänglich. Das Obst und Gemüse verdarb.[7]

Der Babelsberger Park war sowjetischen Sicherheitstruppen unterstellt worden.[8] Erst im Jahr 1946 wurde er freigegeben.

Am 16. März 1946 berichtete der neue Direktor der Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Willy Kurth, der Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg:

Unsere Gartenaufseher vom Neuen Garten und Babelsberger Park machen auf grobe Misstände aufmerksam, die dort herrschen. Zivilisten treiben sich in den Parks herum und richten große Schäden an, besonders im Fällen von Bäumen. Auf unsere Meldung an den Kommandanten von Sanssouci, Herrn Oberleutnant der Garde Ludschuweit bekamen wir den Bescheid, dass eine andere russische Dienststelle seit Juni vergangenen Jahres die Überwachung vom Neuen Garten und Babelsberg übernommen habe; somit die genannten Bereiche nicht mehr unter seiner Verantwortung stehen und er den geschilderten Vorgängen nicht unmittelbar Einhalt gebieten könne. Nach seiner Information würden diese Gärten jetzt von russischer Seite nur noch formell überwacht. Um den deutschen Behörden von polizeilicher Seite aus die Befugnis diesen Zuständen Einhalt zu gebieten, zu verschaffen, bitte ich, eine Meldung der Provinzialverwaltung an die SMA […] zu richten und zu erwirken, dass den deutschen Behörden erlaubt wird, den Misständen entgegentreten zu dürfen, […] bevor grösserer Schaden an diesen Kulturwerten angerichtet wird. Dieser deutsche Schutz würde auch den im Neuen Garten sowie in Babelsberg brachliegenden Ländereien, die zur Gärtnerei gehören, zugute kommen; da sie für die Ernährungslage der Bevölkerung in der jetzigen Notzeit von Bedeutung sind und nicht weiter brach liegen dürfen.[9]

Die von Ludschuweit andeutungsweise erwähnte „andere russische Dienststelle“ könnte das in Neubabelsberg ansässige Oberkommando der Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (GSBTD) gewesen sein. Mit den Vorbereitungen für die Potsdamer Konferenz beauftragt, hatte es bereits Anfang Juni sowohl die Kontrolle über das Schloss Cecilienhof als auch den Neuen Garten übernommen. Zwischen Ende Mai 1945 und Ende 1947 waren die in Deutschland, d.h. Ostdeutschland, anwesenden Truppen der Roten Armee bzw. später der Sowjetarmee massiven Veränderungen unterworfen. Von anfänglich 3,5 Millionen Mann wurden sie in diesem Zeitraum auf 350 000 reduziert. Auch der Oberbefehl über die GSBTD wechselte bis März 1954 mehrmals. Vom 9. Juni 1945 bis zum 21. März 1946 führte der Marschall der Sowjetunion Georgi K. Shukow und auf ihn, bis zum 31. März 1949 sein vormals Erster Stellvertreter, Marschall der Sowjetunion Wassili D. Sokolowski.

Hanna Grisebach berichtet über die Situation im Neuen Garten im September 1945, wobei sie hier vermutlich den Eingang an der Schwanenbrücke beschreibt:

Die Kinder haben im Neuen Garten ein ungeerntetes Kartoffelfeld entdeckt. Also gleich los mit Rucksäcken und alles schweigend ausgebuddelt und eingefüllt, damit die Wachsoldaten uns nicht hören. Als wir aber an den Parkausgang kommen, ist der Schlagbaum heruntergelassen, und der Posten, der vorher sein Plätzchen auf dem Gartenstuhl unterm Sonnenschirm zum Mittagessen verlassen hatte, steht wieder da. Wir kriechen unter der Barriere weg, dabei kugeln einige Kartoffeln aus meinem Rucksack. „Zapp-zerapp kartoschka“, ruft er und: „Kommandantura“ – dabei hält er listig seine gespreizten Hände vor die Augen und blinzelt hindurch wie durch ein Gitter. Wir verstehen, doch unser Versprechen „papirosa“ zu holen, hilft nichts. Erst als Manon ein paar Worte von ihrem Schulrussisch verlegen stottert, wird er freundlicher und läßt uns mit einem „Na Haus“ durchschlüpfen. Noch oft sind wir dann, wenn der Posten essen gegangen war, dorthin zurückgekehrt und haben uns Vorräte an Mais und Stangenbohnen geholt…[10]

Mathilde Gräfin Keller, die mit ihrer Adoptivtochter das Damenhaus im Neuen Garten bewohnte, verstarb 92jährig am 4. November 1945, nach dem sie zur Räumung des Hauses aufgefordert worden war.

Unter Sokolowski erfolgte die Umwandlung des Neuen Gartens in den „Park der Kultur und Erholung“ des Oberkommandos der GSBTD bzw. der Sowjetischen Militäradministration Brandenburg (SMA). Der offizielle Name des Neuen Gartens von 1947 bis 1952/53 (?) lautete „Центральный Парк Культуры и Oтдыха Группа советских оккупационных войск (ГСОВ) в Германии“ (Tsentral’nyy park kul’tury i otdykha Gruppa sovetskikh okkupatsionnykh voysk (GSOV) v Germanii) bzw. „Zentraler Park der Kultur und Erholung der Gruppe der Sowjetischen Besatzungsstreitkräfte in Deutschland“. Abkürzung: ЦПКО ГСОВГ.

Eingang zum sowjetischen “Park der Kultur und Erholung”. Er bestand zwischen 1947 und 1952/53.

Die Rückführung der nicht mehr benötigten Truppenteile in die Sowjetunion war gut vorangekommen und es wurden nach und nach Regeln der Unterbringung und Führung der Truppen eingeführt, wie sie in sowjetischen Garnisonsstädten üblich waren. Hinzu kam die Gewährung der Einreise von Familienmitgliedern (Ehefrau, Kinder) der in Deutschland gebliebenen Offiziere und Berufsunteroffiziere. Für sie wurde Wohnraum bereitgestellt und, um den Familien Erholung zu gewähren sowie Kultur zu bieten, die entsprechenden kulturellen Angebote zu schaffen. Dass das in einem extra dafür abgeriegelten Areal geschah, war kurz nach Kriegsende und unter den Bedingungen des Besatzungsregimes normal.

Die Räumlichkeiten des Schlosses Cecilienhof, in denen die Konferenz getagt und die Delegationen gearbeitet hatten, werden nach der Potsdamer Konferenz unangetastet geblieben sein. Die anderen Räume, wie die Küche und der große Speisesaal, wird das Oberkommando genutzt haben. Das Marmorpalais wurde „Haus der Offiziere“, mit Restaurant, Bibliothek, Vorführraum für Filme, für Theateraufführungen und für andere Veranstaltungen. Der Neue Garten selbst diente der Erholung – Spazierengehen, Familiensport treiben, für die Durchführung von Festen im Freien – so zum 1. Mai, zum 9. Mai (Tag des Sieges über den Faschismus), zum 1950 erstmalig durchgeführten  Internationalen Kindertag am 1. Juni oder zum  Schulbeginn am 1. September. Der Wunsch nach Gemeinsamkeit und Geselligkeit, typisch für die Familien in der Sowjetunion, konnte im „Park für Kultur und Erholung“ Erfüllung finden.

Das Marmorpalais wurde 1946 in ein Kasino umfunktioniert. Auf einer Ehrenallee vom Eingang bis zum Schloß standen überdimensionale Schautafeln, die im Wechsel Stalin und die ihm zugeschriebenen Siege der Roten Armee verherrlichten. Es gab eine Freilichtbühne mit Erfrischungspavillon unmittelbar nördlich des heutigen Treffpunkts Freizeit, eine Konzerthalle am Eingang des Marmorpalais, eine Bibliotheks- und Lesehalle in einem hölzernen Haus nordwestlich, einen Theater- und Filmsaal für rund 500 Personen. Ein Autoscooter und eine Radrennbahn, etwa 150 m nördlich des Marmorpalais mit 5 m Breite und 450 m Länge, Volleyball- und Basketballplätze und Umkleidebaracken schlossen sich an. Am Marmorpalais und am Grünen Haus befanden sich Bootsanlegestellen mit Motorbooten und Segeljachten. Schloßinventar, das weder zur Potsdamer Konferenz noch zur späteren Nutzung des Neuen Gartens benötigt worden war, stand übereinander gestapelt in leeren Gebäuden oder war ein Opfer von Flammen geworden. Bei den Besichtigungen des Neuen Gartens am 30. Mai und 6. Juni 1953 fand man auch ein riesengroßes Porträtbild Stalins.[11]

Am 19. Juni 1946 berichtete der Direktor der Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Willy Kurth, dem 3. Vizepräsidenten der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg, Fritz Rücker, von geplanten Arbeiten im Marmorpalais:

Wie ich soeben durch das Hochbaumt I höre, ist eine Elektrofirma […] beauftragt, die Beleuchtung im Marmorpalais zu elektrifizieren. Nach Mitteilung dieser Firma ist beabsichtigt, aus dem Marmorpalais ein Theater- oder Kasinounternehmen zu machen. Gesehen wurde, wie die wertvollen Möbel des Marmorpalais in völlig unsachlicher und schädlicher Behandlung beiseite gestellt und herausgeräumt wurden. Da das Betreten des Parkes sowie des Palais der Verwaltung nicht erlaubt ist, möchte ich bitten, in diesem Falle wenigstens für die kostbaren Möbel bei Herrn General Scharoff nachzufragen.[12]

Ob Rücker dies tat und, wenn ja, ob er erfolgreich war, ist nicht bekannt. Generalmajor Wassili Michailowitsch Scharow war bei der SMA Brandenburg zunächst von Juli bis September 1945 Stellvertreter des Chefs der SMA für Zivilangelegenheiten und damit auch verantwortlich für die Militärkommandanten, von September 1945 bis 1949 war er Chef der SMA-Verwaltung. Geboren im Jahr 1907, gestorben 1992.

Wassili Michailowitsch Scharow

Am 30. Juni 1947 hielt Kurth in seinem Arbeitsnachweis für die Zeit von Juni 1946 bis Juli 1947 fest:

Rückgabe des Parkes und der Schlösser durch die Besatzungsmacht in die eigene Verwaltung 1. Juni 1946
ausschließlich des Marmorpalais und des Neuen Gartens, die von der SMA. in Benutzung genommen sind; [13]

Der Bau einer Radrennbahn im Neuen Garten sowie die Anlage von weiteren Sportflächen lässt sich nicht allein daraus erklären, dass die Offiziere mit ihren Familien sich dort sportlich ertüchtigen konnten. Vielmehr sollten sie dem sportlichen Wettstreit innerhalb der sowjetischen Besatzungstruppen, zwischen ihnen und Sportlern der Besatzungszone bzw. mit Sportlern der anderen Besatzungsarmeen dienen. Der Straßen- und Bahnradsport hatte sich in der Sowjetunion in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre zu entwickeln begonnen. Das wurde durch den Krieg unterbrochen und sollte nun weiterverfolgt werden. Die Sowjetunion wollte nicht nur militärisch und geographisch als Großmacht wahrgenommen werden, sondern auch auf anderen Gebieten, darunter dem Sport.

Aus diesem Grund wurden nach dem Ende des Krieges mit dem Ziel der Erreichung von sportlichen Höchstleistungen Sportbataillone bzw. Sportkompanien geschaffen, die direkt den Hauptquartieren der jeweiligen militärischen Struktur unterstanden, Sie entstanden in den Militärbezirken, bei der Armee und der Flotte. Alle Mittel wurden eingesetzt, um in den Sportbataillonen die besten Athleten zusammenzuführen und um ihnen die besten Möglichkeiten für die Erreichung von höchsten sportlichen Leistungen zu bieten. Die Aufgabe dieser speziellen Armeesportler war es, die sportliche Ehre der jeweiligen Armee oder Flottille, eines Militärbezirks, einer Gruppe von Streitkräften oder der Marine zu verteidigen. Die Armeesportler im Hochleistungsbereich unterlagen der Kontrolle durch die Staatssicherheit. [14]

Gotthold Blüthgen[15], zu DDR-Zeiten stellvertretender Vorsitzender des Bezirksfachausschusses (BFA) Potsdam Radsport, berichtete in einem Gespräch mit dem Sportredakteur der MAZ im Jahr 2002, dass es im Neuen Garten eine von der Sowjetarmee gebaute Radrennbahn gegeben habe.

Diese war eine tadellose 333-Meter-Zementbahn, fugenlos gebaut und unheimlich schnell.[16]

Wann sie genau gebaut wurde und wann wieder entfernt worden ist, konnte er nicht mitteilen. Der Direktor der Staatlichen Schlösser und Gärten, Willy Kurth, habe aber in Verbindung mit dem Ausbau des Schlosses Cecilienhof zur Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens auf ihre Entfernung gedrängt.

Wo Stalin das Abkommen unterzeichnet hat, dürfen keine Rennen mehr stattfinden. Die Bahn muss verschwinden.[17]

Mit diesen Worten soll er das Ende der Bahn besiegelt haben. Befunden hatte sich die Radrennbahn vermutlich auf der großen Rasenfläche zwischen dem Marmorpalais und dem Schloss Cecilienhof. Für eine zum Wettkampfsport geeignete 333 Meter-Radrennbahn wird ein Flächenbedarf von  30 x 60 m = 1.800 Quadratmeter benötigt. Das entspricht der Fläche eines Eishockeyfeldes.[18] Hinzu kam die Fläche für die Zuschauerplätze und für mögliche Tribünen. Zuschauerplätze und Tribünen mussten ebenfalls massiv verankert sein.[19]

Fritz Pietrowiak, geb. 1929, begann mit 17 Jahren ein Studium an der Ingenieurschule für Bauwesen in Berlin und schloss dieses 1948 als Bauingenieur ab. 1949 war er beim Wiederaufbau der Botschaft der UdSSR Unter den Linden beteiligt. Zwischen 1952 und 1954 wirkte er am Bau der Radrennbahn in Berlin Weißensee mit. Da Pietrowiak über keine Erfahrungen bei solchen Projekten verfügte, besuchte er zahlreiche bereits existierende Radrennbahnen und wertete diese aus. Zuvor hatte er mit einem geliehenen Rad versuchsweise einige Runden auf der Bahn in der Werner-Seelenbinder-Halle gedreht.

Dann wertete ich die besuchten und in der Literatur gefundenen Bahnen aus. Es waren 24 Bahnen (Buschallee, Werner-Seelenbinder-Halle, Messehallen am Funkturm, Leipzig, Radrennbahn Walter Stolze in Erfurt, Wabbeltstadion in Halle, Nordhausen, Forst, Amorbahn in München, Vigorellibahn in Mailand, Sportpalast in Berlin, Frankfurt a. M., Bielefeld, Olympia-Radrennbahn in Helsinki, Festhalle Frankfurt, Westfalenhalle Dortmund, Hallenstadion Zürich, Heidenau bei Dresden, Werner-Seelenbinder-Sportplatz in Brandenburg, Cottbus, Kampfbahn Freundschaft in Merseburg).
Ausgewertet wurden Bahn, Ort, Baujahr, überdacht, Kosten, Richtung der Achse, befahrbar für Flieger oder/und Steher, Länge, Masse der Piste, Teppich und Drehpunkt, Bahnbelag, Untergrund, maximale Neigung, Meinungen der Flieger und Steher, Geschwindigkeiten in min., Querschnitt der Bahnen, Entfernung von Gerade-Gerade, Übergangsbogen, Kurve-Kurve, Längen je Quadrant-Gerade, Übergangsbogen innen, Übergangsbogen außen, Kurve, Verhältnis, Radien, Winkel, Neigungen, Abstand der Fugen, Ausbildung der Fugen, Anzahl der Zuschauer, Treppen-Anzahl, Größe, Entleerungszeit, Breite der Rangstufen, Tribünenfolgen der Bahn, Bauart der Tribünen, Unterkunft der Sportler, Meinung der Zuschauer.
Wo es möglich war, wurden Aufnahmen von den Bahnen gemacht. Danach berechnete ich die Gestaltung der Kurven (11 Seiten) für eine 333 ⅓ m Bahn, und zwar Gestaltung der Kurven – normale Überhöhung, Höchstgeschwindigkeiten, Mindestgeschwindigkeiten – Übergangsbogen – normale Geschwindigkeit, Einfluss der Kurvenhöhe, und berechnete daraus die Werte für die Radrennbahn in der Buschallee und der Werner-Seelenbinder-Halle. Die Erfahrungen auf der Bahn in der Werner-Seelenbinder-Halle habe ich noch handschriftlich notiert, weil es die erste Fahrt war und grausam. Aus den ganzen Überlegungen und Berechnungen heraus baute ich mit Knete eine ideale Bahn. Das konnte ich noch fertigstellen am 30.07.1954 als Angestellter des VEB Industriebau. Wegen der Baukosten, die eigentlich genehmigt waren, wurden später alle Tribünen auf Erdwällen errichtet und das Fahrerlager entfiel. So wurde es dann auch gebaut. Das Komitee für Körperkultur und Sport bedankte sich dann noch schriftlich bei mir für die geleistete Arbeit als Spezialist für Sportbauten der DDR.[20]

Die Radrennbahn im Neuen Garten könnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr existiert haben bzw. Pietrowiak erhielt keine Genehmigung zu ihrer Besichtigung. Dass er von ihrer Existenz nichts gewusst haben soll, ist unwahrscheinlich.

Wie Konrad Blüthgen der MAZ berichtete, wäre neben der Radrennbahn ein für die deutschen Besucher der Radrennen nicht zugänglicher Rummel aufgebaut gewesen.

Auf Veranlassung der Sowjetischen Kontroll-Kommission in Deutschland (SMAD) wurde das Schloss Cecilienhof am 10. Januar 1952 an die Landesregierung Brandenburg übergeben.

Der Vertreter der Sowjetischen Kontroll-Kommission, Herr Oberstleutnant, Lawrientew[21] übergab an den Vertreter der Landesregierung Brandenburg, Herrn Gerhard Fritz, die bisher unter sowjetischer Verwaltung stehende historische Stätte, Schloß Cäcilienhof, in welchem die Potsdamer Konferenz 1945 abgehalten und das Abkommen von Potsdam abgeschlossen wurde. Das Haus ist massiv mit einem Ziegeldach und befindet sich in einem einwandfreien, benutzbaren und sauberen Zustand […].[22]

Den Neuen Garten übernahm, in Teilen, im Frühjahr 1953 der Rat der Stadt Potsdam. In den Jahren danach dürfte der Rückbau der bis 1952 entstandenen baulichen Anlagen, wie der Radrennbahn, erfolgt sein. Aber weder die einstigen Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci noch ihr Nachfolger die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg haben sich der Aufarbeitung der Zeit ab der Übernahme der Parkanlagen gewidmet.

Anmerkungen

[1] Siehe zur Person von Werner Dobisch: http://archiv.bgv-rhein-berg.de/en/node/756.

[2] Vgl. Niederschrift vom 30.7.1945. In: SPSG, Archiv, P 354.
Zitiert in: Anders, Friedhild-Andrea: Schlösser in der Stunde Null. Die Berliner und Potsdamer Schlösser während der Kriegs- und Nachkriegszeit, Potsdam 1999, S. 82 f.

[3] Pak = Panzerabwehrkanone. https://de.wikipedia.org/wiki/Panzerabwehrkanone

[4] Beschäftigungs-Nachweis für die Zeit vom 15. Mai bis 15. August 1945 v. 24. August 1945. In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Pr. Br. Rep. 27 A Potsdam, Nr. 10, Bl. 385-387.
Zitiert in: Anders, Friedhild-Andrea, a. a. O., S. 93.

[5] Vgl. ebenda, S. 45, 47 und 61 f.

[6] Vgl. ebenda, S. 53 u. S. 108, Anm. 81.

[7] Ebenda, S. 53.

[8] Der Verwalter des Schlosses Babelsberg Heinrich Kluge, schrieb dazu: „Am 27.8.1945 musste ich zum dritten Mal die Wohnung verlassen. Seitdem ist das Parkgebiet für sämtliche Bewohner des Parks und andere Zivilpersonen gesperrt.“
Bericht über den Zustand des Flatowturmes am 7.1.1946 v. 14.1.1946. In: SPSG, Archiv, AR 1. Zitiert in: Ebenda, S. 96.

[9] Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), Archiv, AR 1.
Zitiert in: Anders, Friedhild-Andrea, a.a.O., S. 109, Anm. 119.

[10] Grisebach, Hanna: Potsdamer Tagebuch, Heidelberg 1974, S. 53 f.

[11] Anders, Friedhild-Andrea: Schlösser in der Stunde Null. Die Berliner und Potsdamer Schlösser während der Kriegs- und Nachkriegszeit, Potsdam 1999, S. 67.

[12] SPSG, Archiv, AR 4.
Zitiert in: Anders, Friedhild-Andrea: Schlösser in der Stunde Null. Die Berliner und Potsdamer Schlösser während der Kriegs- und Nachkriegszeit, Potsdam 1999, S. 110, Anm. 131.

[13] Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Rep. 205 A, Bl. 130-135.
Zitiert in: Anders, Friedhild-Andrea, a. a. O., S. 98.

[14] Vgl. http://militera.lib.ru/research/suvorov10/06.html.

[15] Gotthold Blüthgen verstarb am 15. November 2007 im Alter von 83 Jahren. In Verbindung mit seinem Tod erschienen verschiedene Nachrufe:
https://www.pnn.de/sport/gotthold-bluethgen-beigesetzt/22047190.html
Siehe auch:
https://www.pnn.de/sport/eine-radsportlegende/22390744.html.

[16] Braune, Detlef: Rundenjagd im Neuen Garten. Die moderne Radrennbahn an historischer Stätte blieb eine Episode. In: MAZ v. 18. Oktober 2012.

[17] Ebenda.

[18] Siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Radrennbahn.

[19] Vgl. Pietrowiak, Fritz: Nur der Wille zählt. Erinnerungen, Frankfurt/Main 2009, S. 143-145.
https://www.beuth-hochschule.de/fileadmin/oe/alumni/dokumente/Erfolgreich/FB_IV/Pionier_im_Fertigbau.pdf

[20] Pietrowiak, Fritz ,a.a.O., S. 144 f.

[21] Oberstleutnant Anatoli Nikolajewitsch Lawrentjew war 1949 Leiter der Abteilungen Kultur und Leserbriefe in der Redaktion der von der SMAD herausgegebenen Zeitung „Sowjetskoje slowo“. (S. 235) Danach war er in der mit Beschluss vom 10. Oktober 1949 geschaffenen Sowjetischen Kontrollkommission in Deutschland (SKK) tätig. Welche Funktion er in der SKK wahrnahm, ließ sich nicht ermitteln.

[22] SPSG, Archiv, Cecilienhof.
Zitiert in: Anders, Friedhild-Andrea, a.a.O., S. 110, Anm. 129.

© Dr. Volker Punzel, GeschichtsManufaktur Potsdam (09.07.2020)

Von admin

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