Am Anfang war die Neugier, hinzu kam der Zufall und schließlich wurde daraus die konkrete Absicht, mehr über das Leben des Menschen zu erfahren, für den in der Zeit von Friedrich II. in der direkten Achse zum Schloss Sanssouci, an der heutigen Lennéstraße, extra ein Haus gebaut worden ist. Damit er dem König nah sein konnte. Anfang der 1990er Jahre war über George Keith, dem letzten Lordmarschall der Schotten, in Potsdam kaum etwas öffentlich bekannt. Spezialisten für die Geschichte Preußens zu Zeiten Friedrichs II. wird der Name vermutlich einiges gesagt haben. Doch in der Öffentlichkeit ist der einstige Hausherr des so genannten Lordmarschallhauses nach wie vor so gut wie unbekannt.

Schotten in Deutschland
Schotten in Deutschland, in Preußen, in Potsdam?
Wer waren sie?
Was hatte sie bewogen, hierher zu kommen?
Und was ist aus ihnen geworden?

Diese Fragen trieben mich in den 1990er Jahren um. Und es ist erstaunlich, was man findet, geht die Suche nach den Antworten erst einmal los. Sie konnte aber nur gebremst erfolgen. Die Sorge um die Sicherung des Lebensunterhalts ließ einfach nicht mehr Zeit.

Thomas A. Fischer und die “deutschen” Schotten

Thomas Alfred Fischer war offensichtlich der erste Autor, der sich publizistisch mit der Thematik „Schotten in Deutschland“ befasste. Anfang des vorigen Jahrhunderts erschienen von ihm dazu mehrere Titel.1902 veröffentlichte er, Bürger von Edinburgh, eine umfangreiche Abhandlung über die Schotten in Deutschland. 1903 befasste er sich in einer weiteren Arbeit auf über 244 Seiten mit den Schotten in Ost- und West-Preußen und widmete sich 1907 widmete dem Thema „Die Schotten in Schweden“. Von Thomas Alfred Fischer liegen weitere Veröffentlichungen vor, die sich auch mit Themen aus der schottischen Geschichte befassen. Seinen Arbeiten über die Schotten in Deutschland und Schweden fügte er aber keine weiteren hinzu. Bekannt ist nicht, ob sich später andere Autoren diesem Thema annahmen. Wobei davon ausgegangen werden kann, dass das das offensichtlich nicht der Fall war. Denn sein Hauptwerk über die Deutschen in Deutschland wurde 1974, 1977 und 1982 in Edinburgh als Reprintausgabe wieder herausgegeben. Übersetzt liegen seine Bücher bislang nicht vor.

Fischer sammelte über mehrere Jahre intensiv Informationen über Schotten, die nach Deutschland gegangen waren. Zugearbeitet wurde ihm aus Edinburgh, Glasgow, Aberdeen, St Andrews, Fort Augustus, Dundee und aus mehr als 50 Orten in Schweden, Deutschland und Österreich.
Die Ergebnisse der Recherchen fasste er in den folgenden
Rubriken zusammen:
– Kirche
– Handel und Gewerbe
– Militär
– Staatsmänner und Lehrer

Kirche

Im Dienst der Kirche und zur Verbreitung des christlichen Glaubens entsandten schottische und irische Klöster schon im frühen Mittelalter ihre Mönche auf den europäischen Kontinent. Klostergründungen von schotttischen Mönchen sind auch in Deutschland nachweisbar. In Erfurt gab es ein schottisches Kloster. Es gibt auch Berichte über das „Schottenkloster“ in Würzburg. Um nur zwei Beispiele zu nennen.

Doch nicht nur dem katholischen Glauben dienten Schotten der Kirche. Die Reformation machte viele von ihnen zu Protestanten. Wie bereits die katholischen Mönche hielten sie sich in verschiedenen Ländern des europäischen Kontinents auf. Auch in Deutschland waren sie aktiv, selbst auf heutigem brandenburgischem Territorium. Erwähnt soll hier sein, Alexander Alesius.

Alexander Alesius, auch Aleß genannt (* 23. April 1500 in Edinburgh, † 17. März 1565 in Leipzig) kam dank der Unterstützung seines Freundes Melanchthon an die Universität Frankfurt (Oder), und erhielt dort die Professor in Theologie. Er war der erste akademische Lehrer für den Protestantismus.
Er hatte zunächst in St. Andrews studiert. Als Patrick Hamilton reformistische Gedanken nach Schottland brachte, sollte er diesen im Gefängnis vom alten Glauben überzeugen. Das Ergebnis war das Gegenteil. Alesius musste seinen Gesinnungswandel und das Eintreten für die neue Glaubenslehre im Gefängnis büßen, konnte aber fliehen und auf einem deutschen Schiff entkommen.

1533 kam er nach Wittenberg und versuchte von hier aus nach Schottland hin zu wirken. Er setzte sich in einer Schrift für das Bibellesen in der Muttersprache ein und trug deswegen eine Fehde mit Johannes Cochläus aus.1535 folgte er einem Ruf Thomas Cranmers nach England, überbrachte König Heinrich VIII. einen Brief Philipp Melanchthons, auf dessen Empfehlung hin er zum Professor in Cambridge ernannt wurde. In theologische Kämpfe verwickelt, konnte er sich weder in Cambridge noch in London halten und kehrte nach Deutschland zurück.

Kurfürst Joachim II. von Brandenburg berief ihn als Professor nach Frankfurt (Oder) und nahm ihn 1540 auch zum Religionsgespräch nach Worms (1540/1541) mit. Ab 1543 Professor in Leipzig, nahm er in den folgenden Jahren an den wichtigsten Verhandlungen teil.
Alesius hatte sich im Wesentlichen an Melanchthon angeschlossen und hielt auch in den Jahren, als die Philippisten stark angegriffen wurden, seinem Lehrer die Treue.
Im Prinzip hatte er sich entschieden und zeigte in der Heimat festen Charakter, aber in der Fremde wurde er unsicher und verhielt sich oft widerspruchsvoll. So blieb, auch nachdem er in Leipzig Ruhe gefunden hatte, seinem Wirken der Erfolg versagt. Er hatte eine Reihe großer exegetischer und dogmatischer Werke geschrieben, aber auch in die innerprotestantischen Auseinandersetzungen mit polemischen Schriften (gegen Andreas Osiander, besonderst auch gegen die Antitrinitarier Servet und Gentile) eingegriffen.

Handel und Gewerbe

In Brügge (Flandern) gründeten Schotten im 13. Jahrhundert eine Siedung, die den Namen „Scottendyk“ trug.
Von 1297 stammt ein Brief, der an den Senat und die Kaufleute der Hansestädte Lübeck und Hamburg gerichtet war und den der schottische Nationalheld William Wallace unterzeichnet hatte. Unter anderem offerierte Wallace darin die Dienste der schottischen Kaufleute John Burnett und John Frere. Dieses Schreiben ist der bislang älteste Beleg für Handelsbeziehungen zwischen Deutschen und Schotten.

Der US-amerikanische Film „Braveheart“ von 1995, mit Mel Gibson in der Hauptrolle, behandelt das Leben von Wallace und den Kampf, den die Schotten für die Verteidigung bzw. Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit mit England führten.

Im 14. und 15. Jahrhundert berichten Schreiben der englischen Krone über Handelsbeziehungen zwischen Deutschen und Schotten. So beschwerte sie sich u. a. beim Großmeister des Deutschen Ordens auf der Marienburg, Konrad von Jungingen, wegen der Belieferung der „rebellischen Schotten“ mit Waffen, Mehl und Lebensmitteln. Jungingen antwortete darauf, dass der Orden mit allen Christen in Frieden lebe und er dem König von Schottland nicht verbieten könne, mit den Ordensterritorien Handel zu treiben.

Anfang des 15. Jahrhunderts betrieben die Schotten des weiteren Handel u. a. mit Lübeck, Rostock und Stralsund. Deutsche – Kaufleute der Hanse oder des Deutschen Ordens – gründeten Niederlassungen in schottischen Städten. Für das Jahr 1406 ist in Edinburgh ein deutscher Kaufmann namens Hermann Gral nachgewiesen. Und Schotten ließen sich in deutschen Handelsstädten nieder. Es gab einen regen Handel zwischen Schottland und den Hansestädten.

Es gab immer wieder Bemühungen der englischen Krone und der mit ihr verbündeten gekrönten Häupter Sonderhandelsbeziehungen anderer mit Schottland zu unterbinden. 1564 wurde z. B. die Einfuhr von schottischer Wolle nach Flandern verboten. Was die dortigen Händler bewog, die Wolle nunmehr im ostfriesischen Emden in Empfang zu nehmen.

Ein Fortschritt in der Normalisierung der Handelsbeziehungen ist mit der Stadt Elbing im Ermland (heute: Elbląg in der polnischen Wojewodschaft Ermland-Masuren.
Ab 1579 unterhielt die die Stadt enge Handelsbeziehungen zu England, welches freien Handel in Elbing ausüben konnte. Viele englische und schottische Kaufleute kamen und wurden Elbinger Bürger. Sie organisierten sich in der „Fellowship of Eastland Merchants“. Die Schottische Reformierte Kirche gründete die Bruderschaft der Schottischen Nation in Elbing. Familiengräber mit Namen Ramsay, Slocombe konnte man noch bis 1945 auf dem St. Marien Friedhof in der Altstadt Elbings finden. Andere Familien aus diesem Kreis waren die Lamberts, Paynes, Lardings, Wilmsons und andere.

Doch nicht nur auf dem Seeweg betrieben Schotten Handel. Fischer entdeckte Dokumente, die die Existenz eines von Schotten betriebenen ausgedehnten Hausierer-Gewerbes für das 15. bis 17. Jahrhundert belegen. Schotten unterhielten so Handelsbeziehungen zwischen deutschen Städten und Territorien einerseits und den Gebieten des Königsreichs Polens andererseits. Anfang des 17. Jahrhunderts berichtete der schottische Botschafter am polnischen Königshof von vielen Tausend Schotten in Polen. 1621 wurde die Zahl der im Königreich lebenden Schotten mit 30.000 beziffert. Die meisten waren Hausierer, die mit  Zinngerätschaften handelten, sowie mit einer Art Wollstoff genannt „Scotch“ und mit Leinentüchern.

Die reichen Städte hatten ihre Probleme mit den umtriebigen Schotten.
So erließ Breslau am 2. Juli 1533 ein Edikt gegen Hausierer, Schotten, Zigeuner, Bettler und andere.
Doch auch den Herren Brandenburgs bereiteten sie Sorgen
Eine Order von Herzog Albrecht von Brandenburg-Preußen, der auf der Marienburg residierte, verbot 1558, den schottischen„Vagabunden“ im Land umherzustreifen. Sie seien der Ruin „für unsere eigenen armen Untertanen“, würden ihnen die Lebensgrundlage nehmen und die Möglichkeiten zum Betteln verringern. Er beschuldigte die Schotten zudem der Verwendung falscher Gewichte und Maße. Er grenzte ihren Handel strikt ein.
31 Jahre später erneuerte sein Sohn, Georg Friedrich, diese Order mit genau den gleichen Worten des Vaters.

Gegen diese und andere Vorwürfe, Unterstellungen u. ä. verteidigten sich die Schotten in verschiedenen an den Herzog von Preußen gerichteten Schreiben. 1599 unterzeichneten sie diese als „the honorable Company of the honorable Scottish Nation” (die ehrenwerte Gesellschaft der ehrenwerten schottischen Nation), ein anderes Mal als die „elders of the Scots in the districts of Holland, Riesenburg and the Prussian Mark” oder als die „Scots of the district Rastenburg and Barten” (1628).

Ein merkwürdiges und zugleich bedeutendes Dokument liegt aus dem Jahr 1615 vor, die „Verfassung der schottischen Bruderschaft in Brandenburg und Preußen“. Im Auftrag des Kurfürsten von Brandenburg erstellte ein Schotte mit Namen Jacob Koch (Kock oder Cook) eine Übersicht der schottischen Krämer im Kurfürstentum. Die Liste enthält 410 Namen.
Koch ergänzte die Übersicht mit verschiedenen Empfehlungen ein, die sich aus der praktizierten Besteuerung ergaben sowie aus seinen eigenen Reiseerfahrungen. Insgesamt verfasste er 20 Artikel, die die Schottische Gilde, Bruderschaft oder Nation begründeten. Dieses Dokument trug dazu bei, der Gesetzlosigkeit der Schotten ein Ende zu bereiten. Sie wurden nach und nach gleichberechtigte Bürger des Kurfürstentums Brandenburg.

Im 17. Jahrhundert waren Schotten und von ihnen gegründete Siedlungen, Niederlassungen und Manufakturen sowohl in Ost- und Westpreußen sowie in Brandenburg als auch in Pommern und Mecklenburg zu finden.
Im 18. Jahrhundert verlor Schottland den letzten Rest seiner Unabhängigkeit. Sein Handel wurde nun Teil des Handels Großbritanniens.

Militär

Schottische Tapferkeit und schottische Loyalität wurden durch Historiker und Dichter verewigt, sowohl im eigenen Land als auch außerhalb. Könige und Kaiser auf dem Kontinent verstanden es, diese unschätzbaren Eigenschaften zu nutzen.

In Frankreich gab es eine aus Schotten bestehende Leibgarde. In Polen nahmen König und Edelleute gern schottische Leibwächter in ihren Dienst. In Dänemark und Holland gab es schottische Regimenter. Mehr als einmal hielten schottische Offiziere das Schicksal des riesigen Russlands in ihrer Hand. Und auch Gustav Adolf stützte sich im 30jährigen Krieg auf schottische Regimenter.

Bereits im 14. Jahrhundert gab es militärische Beziehungen zwischen den Rittern des Deutschen Ordens in Preußen und schottischen Rittern. Aus dem Jahr 1356 liegen die ersten Informationen darüber vor. Aus späteren Jahren gibt es Berichte über schottische Ritter, die zur Unterstützung der Kreuzritter nach Preußen aufbrachen.
1577 warb die Stadt Danzig ein Regiment von 700 Schotten an, das ihr im Krieg gegen den polnischen König
Stefan Batory beistehen sollte.
Ein Bericht aus der Zeit des 30jährigen Krieges beschreibt die auf Seiten des Protestantismus und des schwedischen Königs kämpfenden Schotten wie folgt:

„Es ist ein starkes, dauerhafftiges Volk, behilft sich mit geringer Speis, hat es nicht Brod, so essen sie Wurzeln, wenn’s auch die Nothdurfft erfordert, konnen des Tags uber die 20 teutsche meil’ lauffen, haben neben Muskeden ihre Bogen und Kocher und lange Messer.“

Eine aus verschiedenen Gruppen gebildete vereinigte Schottische Brigade war 1630 an der Eroberung der Festung Frankfurt an der Oder beteiligt.

In der Zeit zwischen dem 30jährigen Krieg und dem Siebjährigen Krieg nahmen schottische Einheiten an zahlreichen Kriegen in Europa teil: u. a. am Spanischen Erbfolgekrieg (1702/13) oder am Österreichischen Erbfolgekrieg (1742/48).

Im Leben und in der Regierungszeit des preußischen Königs Friedrich II. spielten Schotten ebenfalls eine wichtige Rolle. Zahlreiche schottische Offiziere dienten in seiner Armee.

Major Grant of Dunlugas, der die Nachricht über den Sieg bei Leuthen (5. Dezember 1757) nach England brachte, hatte sich selbst bei Kolin (18. Juni 1757) ausgezeichnet. Lord John Drummond und Lord John Macleod zog das militärische Genie Friedrichs an. Sie dienten als Freiwillige Offiziere in seiner Armee. Drummond war 1747 Adjutant; Macleod kam von Schweden und veröffentlichte später eine Beschreibung der ersten SommerKampagne von 1757.

Im Siebenjährigen Krieg kämpften nicht nur bei den Preußen Schotten, auch auf österreichischer Seite fanden sich schottische Generäle: z. B. Ogilvie, St Paul, Wallis, und Loudon. Selbst in russischen Diensten konnte man Schotten finden.

Die Keiths in Brandenburg-Preußen

Besonders hervorzuheben sind bezogen auf Preußen, auf Friedrich II. und Potsdam die Angehörigen der Familie Keith. Nicht weniger als sechs Personen mit diesem Namen sind mit mehr oder weniger bedeutenden Rollen in des Preußen-Königs Leben zu finden.

Zwei Brüder mit Namen Keith dienten als Pagen am preußischen Hof. Sie wurden in Poberow in Hinterpommern geboren. Sie stammten aus einer über Schweden nach Deutschland gelangten Linie des schottischen Adelsgeschlechts.
Peter Karl Christoph von Keith (geb. 24. Mai 1711, gest. 27. Dezember 1756), der ältere der beiden, war in die geheime Flucht des Kronprinzen Friedrich 1730 eingeweiht. Frühzeitig gewarnt, floh er nach Holland und mit Unterstützung von Lord Chesterfield weiter nach England. Da man seiner nicht habhaft werden konnte, wurde sein Bild in Wesel an den Galgen gehängt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Portugal, wo er als Major
diente, kehrte Peter Karl Christoph von Keith nach Berlin zurück, nachdem Friedrich II. den Thron als König bestiegen hatte. Unter ihm machte er Karriere – Oberstleutnant und Kurator der Akademie der Wissenschaften mit einem guten Salär. Er starb 1756.
Von seinem jüngeren Bruder ist nur soviel bekannt, dass er in einem Infanterieregiment in Wesel diente.
Zu nennen wären auch Vater und Sohn Murray-Keith. Sie waren preußische Botschafter in Wien.

Eine ganz besondere Rolle spielten am Hof von Friedrich II. die Brüder George und James Keith. Wie Peter Karl Christoph von Keith stammten sie aus dem gleichen schottischen Adelsgeschlecht, waren jedoch nicht miteinander verwandt.

Clans – Allgemeines

Das englische Wort Clan stammt aus dem gälischen clann und heißt übersetzt „Kinder”, „Abkömmlinge”, „Stamm” oder „Familie”. Clan bezeichnete ursprünglich eine Gruppe von Familien, die eine eng umrissene geographische Einheit bewohnten (z. B. ein Tal – Glen – oder eine Insel) und die sich auf einen gemeinsamen genealogischen Ursprung beriefen. Sie alle erkannten den Clan-chief als ihren Herrn und Richter an. Im Gegenzug war der Chief verpflichtet, die Interessen seiner Gefolgsleute auch mit der Waffe zu verteidigen.
Heute wacht der Lord Lyon King of Arms über die Rechte der Clan-chiefs, der Clans und Familien.

Schottische Clans definieren sich über ihren Nachnamen, der meist in anglifizierter und in gälischer Form existiert. Die meistens Clans definieren sich über ein Motto, einen sog. Badge (ein Abzeichen oder Wappen), ihren Tartan (das Webmuster, das vor allem im Kilt zu finden ist) und ihre Ländereien – sofern noch im Clanbesitz.

Ein Tartan ist ein spezielles Webmuster für Stoffe, das in der Neuzeit häufig repräsentativ für die Zugehörigkeit zu einem schottischen Clan genutzt wird. Das für Tartans typische Karomuster („Schottenkaros“) entsteht beim Weben durch Verwendung von unterschiedlich farbigen Fäden. Tartans werden heute vornehmlich für Kilts und andere “schottische” Kleidungsstücke verwendet.
Der Kilt (auf deutsch auch „Schottenrock“) ist ein aus Wolle gewebter, hinten aufwendig gefalteter Wickelrock, der in Schottland hauptsächlich von Männern getragen wird. Die Länge eines Kilts wird so gewählt, dass er dem Träger bis an die Knie reicht und beim Knien nicht den Boden berührt. Traditionell ist der Kilt Männern vorbehalten, Frauen tragen dagegen die so genannten kilted Skirts, das sind kiltähnliche Röcke, die auch länger oder kürzer sein können als echte Kilts.

Der Clan Keith

Gaelic Name: Ceiteach
Motto: Veritas vincit (Truth conquers: Die Wahrheit siegt)
Gebiet Caithness
Namensursprung: ein Ortsname in der Grafschaft Banffshire

Der Clan leitet seine Geschichte bis in das Jahr 1010 zurück. In der Schlacht von Barrie soll ein Krieger der Chatten den dänischen General Camus nach Walhalla befördert haben. Malcolm II. würdigte den Krieger für diesen Erfolg, indem er drei Finger in das Blut des Generals tauchte und damit auf dem Schild des Chatten drei Streifen machte. 1019 eroberte Malcolm Lothian und überließ die Ländereien von Keth dem Chatten, der Camus getötet hatte.
Seine Nachkommen nahmen die Gebietsbezeichnung als ihren eigenen Namen an. Zur Erinnerung an ihren Vorfahren sind auf ihrem Schild unter dem Wappen drei rote Linien zu sehen. Der Clan erweiterte sein Gebiet vorwiegend auf dem Weg der Heirat. Ihm gehören große Ländereien und zahlreiche Schlösser im Nordosten und Nordwesten Schottlands.
Aboyne Castle
Ackergill Tower
Barmagachan
Benholm Castle
Dunnottar Castle
Inverugie Castle
Keith Hall
Ravenscraig Castle (Banff and Buchan)
Sorn Castle

Die Marschallswürde

Seit 1176 ist das Clangebiet mit dem Titel eines „Marschalls des Königs von Schottland“ verbunden, was sich auch auf die Keith übertrug. Seit dem 3. Lord of Keith nennt sich das Familienoberhaupt Earl Marischal. Der 5. Earl of Keith war der reichste Edelmann Schottlands. Als der 7. Earl Marischal von den Engländern eingesperrt wurde, brachten die Keith die schottischen Kronjuwelen und andere Hoheitszeichen der schottischen Krone bis zur Wiedereinsetzung des Earl Marischals außer Landes.

Die Würde des Groß Marschalls von Schottland (Great Marischal of Scotland) hörte auf zu existieren, als sie ein Mitglied der Familie Keith wegen der Beteiligung an der Rebellion von 1715 einbüßte. Die Familie Keith war zugleich Inhaber der Würde des Rittermarschalls (Knight Marischal, 1633 bei der Schottischen Krönung von Charles I. geschaffen). Sowie eines Lordmarschalls (Lord Marischal), die später in Earl Marschall von Schottland (Earl Marischal of Scotland) umgewandelt wurde. Die diesem Amt zu Grunde liegende Aufgabe, der Regulierung der Wappenkunde wurde dem Earl Marshal von England übertragen und liegt heute beim Lord Lyon King of Arms in Schottland. Zehnter und zugleich letzter Earl Marschall von Schottland war George Keith.
Der gegenwärtige Earl lebt auf Keith Hall in Aberdeen, dem Stammsitz der Familie. Die Familie ist heute über Großbritannien, Neuseeland, die USA und Kanada verbreitet, ist aber mit Hilfe des Internets um Zusammenhalt bemüht.

George und James Keith

Kindheit und Jugend

George Keith, 10. Earl Marishal of Scotland (auch als Lord Marshall bezeichnet) wurde am 2. April 1693 auf Inverugie Castle bei Peterhead (Schottland) geboren. Sein jüngerer Bruder James Francis Edward kam dort am 11. Juni 1696 zur Welt. Er war benannt worden nach James Francis Edward Stuart, dem Sohn von James II. und dessen zweiter Ehefrau Maria di Modena.

Sie waren die Kinder von William Keith (um 1665-1712), des 9. Earl Marischal von Schottland, und von Mary Drummond (1675-1729), Tochter des 4. Earl of Perth, James Drummond. Ihre Erziehung erfolgte durch eine dem katholischen Glauben anhängende Mutter und einen dem Protestantismus verpflichteten Vater und war an den Prinzipien der unbeirrbaren Treue zum Haus Stuart ausgerichtet. Ihre Kindheit und Jugend verbrachten
sie auf Inverugie Castle. Ihr erster Lehrer war Robert Keith, Bischof von Fife.

George erhielt als ältester Sohn eine militärische Erziehung. Er erlangte das Patent eines Hauptmanns. 1712 diente er unter John Churchill, 1. Herzog von Marlborough. Nach dem Tod der Königin Anna und dem Regierungsantritt von König Georg I. aus dem Haus Hannover erklärte er sich für den Prätendenten James Stuart. Er gab sein Offizierspatent zurück und beteiligte sich an den Kämpfen der Anhänger des verdrängten Hauses Stuart gegen den neuen König.

Zur Vorbereitung auf die Ausübung einer normalen Tätigkeit ging James Keith an die Universität von Edinburgh, wo er Geschmack an Literatur fand. Danach studierte er Jura in Aberdeen, Schlug aber ab 1715 die militärische Laufbahn ein.

Die Erhebung von 1715 und ihre Niederlage

Am 20. September 1715 waren die Brüder unter den Hochland-Edelleuten, die am alten Marktkreuz von Aberdeen Charles Edward König von Schottland als James VIII. proklamierten. In den nachfolgenden kriegsähnlichen Unternehmungen kommandierte George Keith zwei Schwadronen Kavallerie. Nach anderen Quellen soll James Keith in diesen Kämpfen unter dem Grafen von Marr gekämpft haben und dabei verwundet worden sein.

Im Exil

Nach der Niederlage der Erhebung wurde George Keith vom Parlament geächtet und zum Tode verurteilt sowie alle seine Güter enteignet. Mit seinem Bruder James floh er auf den Kontinent. Und ging zunächst nach Frankreich, dann weiter nach Spanien.
Als Kommandeur einer kleinen spanischen Streitmacht kehrte George Keith 1719 nach Schottland zurück. Die Expedition landete auf der Insel Lewis im Nordwesten Schottlands, nahm Inverness ein und hisste die Flagge der Stuarts. Doch das Unternehmen endete erneut in einer Niederlage. George wurde verwundet, konnte aber auf die Inseln entkommen und von dort wieder nach Spanien gelangen. Er lebte in Valencia, aber auch in Paris, und wirkte weiterhin im Stillen für das Herrscherhaus der Stuarts. 1744 war er erneut vorgesehen, ein Expeditionsheer nach Schottland zu führen. Doch dieser Plan kam nicht zur Ausführung. 1745 ging George Keith nach Wien (andere Quellen behaupten nach Venedig).

James Keith blieb nach der Flucht aus Schottland im Jahr 1715 in Paris, wo er sehr gut am Königshof aufgenommen worden sein soll. Nachdem er einige Zeit bei Maupertuis Mathematik und Jura studiert hatte, reiste James nach Spanien. Nach einer mir vorliegenden Quelle soll er 1717 von Frankreich nach Spanien gegangen sein.
Am 6. März 1719 soll James Keith unter dem Kommando von Charles Edward Stuart mit zehn Kriegsschiffen Cadiz in Richtung schottische Westküste verlassen haben. Gegenwind und Wachsamkeit der britischen Truppen verhinderten aber den Erfolg. Daraufhin gab er die schottische Sache verloren und trat in den Dienst Philipp V., König von Spanien, wo er bis zum Oberst eines irischen Regiments aufstieg. Als Voraussetzung für einen weiteren Aufstieg wurde von ihm jedoch der Übertritt zur römisch-katholischen Kirche verlangt. Das bewog James Keith, Spanien zu verlassen. Im Dienste der Spanier hatte er sich 1726-27 aber noch an der Belagerung von Gibraltar beteiligt.

James Keith in Russland

1728 wechselte James Keith als Oberstleutnant in den Dienst des Zaren Peter II. von Russland. Dieser
ernannte ihn zum Oberst der Leibwache, die neue Zarin Anna Iwanowna 1730 mit Münnich und Lacy zum Leiter der Militär-Kommission für die Reform der russischen Armee. 1734 war er bereits Generalleutnant und Generaladjutant und belagerte im Frühjahr Danzig, erst unter Lacy, dann unter Münnich. 1735 führte er das russische Hilfskorps mit an den Rhein zu Prinz Eugen.
Das Frühjahr 1737 sah ihn unter Münnich im Vormarsch gegen die Türken an den Flüssen Dnjepr und Bug. Am 2. Juli stürmte er mit Rumjanzow (??) die stark besetzte Festung Otschakow am unteren Dnjestr im Kampf Mann gegen Mann. Dabei am Knie verwundet, beurlaubte ihn die Zarin zur Ausheilung in die französischen Pyrenäen zu den heißen Quelle von Barége, ernannte ihn zum General der Infanterie und sandte ihm für Otschakow einen goldenen Degen.

Gleichzeitig betraute sie ihn mit einer gesandschaftlichen Mission am englischen Hof, um über den Einfluss
Frankreichs in Schweden und Polen zu verhandeln. Zum Dank ernannte sie ihn zum Statthalter der Ukraine.
Im Juni 1741 kehrte er nach Petersburg zurück, rechtzeitig zu dem von Schweden angezettelten Krieg, der von 1741 bis 1743 dauerte. Als im Lager Wyborg die Garde gegen die Deutschen meuterte, ergriff er den ersten Empörer, ließ einen Popen rufen, um ihn auf den Tod vorzubereiten, und sofort erschießen. Der Aufstand war erstickt.

Mit Lacy schlug er am 3. September die Schweden bei Wilmanstrand und zwang sie mit 17 000 Mann bei
Helsinki zur Kapitulation. Zarin Elisabeth bewilligte den erträglichen Frieden zu Åbo am  6. August 1743, nachdem die Schweden den Schwager Friedrichs II. zum Thronfolger gewählt hatte.

Aus dem damals schwedischen Åbo, dem heutigen Turku in Westfinnland, brachte James Keithseine Lebensgefährtin  Eva Mertens mit. Mit Verstand und Schönheit lenkte sie ihn ein wenig nach ihrem Willen.

Die Zarin machte ihn zum Feldmarschall, gab ihm diplomatische Aufträge und Ländereien, schützte James Keith aber nicht vor Neid. Als er nach Venedig gehen wollte, enteignete sie ihn und entließ ihn erst unter dem Versprechen, niemals gegen Russland zu kämpfen, am 30. Januar 1747 aus ihrem Dienst. Im Juli 1747  wurde ihm der Abschied gewährt.

James Keith, Offizier, und George als Diplomat in Friedrichs Diensten

Ohne jedes Vermögen nahm James Keith im September 1747 ein Angebot von Friedrich II. an („Feldmarschallsrang, 8000 Taler Gehalt, herzliches Willkommen“) und begab sich nach Berlin.
Der König war durch seinen General Winterfeldt mehrfach auf Keith hingewiesen worden.

Am 18. September 1747 wurde James Keith als Generalfeldmarschall in das preußische Heer übernommen. Am 28. Oktober 1747 beendet er einen langen Brief an seinen Bruder, der mit den folgenden Worten endete:

Ich habe gegenwärtig die Ehre, und was noch mehr ist, das Vergnügen bei dem König in Potsdam zu sein, wohin er mich…, zwei Tage nachdem er mich zum Feldmarschall ernannt, zu sich beschieden, wo ich fast täglich die Ehre habe, mit ihm zu Mittag und zu Abend zu speisen. Er besitzt mehr Geist, als ich Geist besitze, um es Euch zu sagen, spricht gründlich und mit Kenntnis über alle Art Gegenstände…

Ein Jahr später kam auch George Keith nach Berlin und trat in preußische Dienste. Beide Brüder machten wegen ihrer hohen Bildung und Umgänglichkeit einen großen Eindruck auf den König. An George schätzte er vor allem dessen französische Bildung, philosophischen Kenntnisse und literarischen Neigungen. Beide lud er zur Tafelrunde von Sanssouci ein und machte sie zu Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften.

Schon im ersten Jahr seines Aufenthalts in Berlin erkrankte James Keith nach den Entbehrungen der Feldzüge schwer an Asthma. Der König war sehr besorgt und ließ sich durch den Generaladjutanten, Oberst von Manstein, laufend berichten. Gewandt und feinfühlig, gebildet, von vornehmen Charakter, sehr schlagfertig und angenehm in der Unterhaltung, von allen anerkannt, wurde er rasch ein enger Freund des Königs. Mit todernster Miene erzählte er kurzweiligste Geschichten.
Am 1. Dezember 1749 wurde James Gouverneur von Berlin und erhielt den Schwarzen Adler-Orden, obwohl er seine Krankheit sich bis 1751 hinzog, so dass er erst ab Herbst 1752 militärisch in Erscheinung trat. Bis zum 14. März 1758 war er Gouverneur von Berlin.
Auf seine unverheiratete Lebensgefährtin angesprochen, erwiderte er:

„In ihrer Unschuld hat sie sich mir ergeben, da erachte ich mich für verbunden, sie nicht zu verlassen!“

Niemand lästerte mehr. Unterstützt von seinen Adjutanten Grant und Varenne, leitete er wiederholt größere Manöver bei Berlin. Als Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften – er beherrschte neun Sprachen – übersetzte er eine Vielzahl englischer Werke ins Deutsche. Als James Keith 1754 erneut erkrankte, schrieb ihm der König:

„Euer Gesundheitszustand wird Mich der Freude berauben, Euch in Schlesien in Meiner Nähe zu haben.
Doch hoffe ich von ganzem Herzen, Euch bei Meiner Rückkehr in bester Gesundheit wiederzufinden.“

Eine Kur in Karlsbad im Sommer 1756 brachte Abhilfe. 1756 bei der Mobilmachung zu Beginn des Siebenjährigen Krieges kam Leutnant v. Schwerin als Adjutant zu ihm. Am 18. September 1756 übernahm er das Observations-Korps mit 28 Bataillonen, 25 Schwadronen, die er bis 24. September im Lager Johnsdorf sammelte. Unstimmigkeiten mit Winterfeldt sollen den König zur Übernahme des Oberbefehls am 28. September 1756 bewogen haben.
Bei Lobositz übergab ihm der König den Befehl, als er bereits den Rückzug vorbereitete, und übernahm die Führung des Angriffes, der, vom linken Flügel her losgebrochen, in erbittertem Häuserkampf das Städtchen eroberte. Als der König nach Sachsen zurückkehrte, führte James Keith den Oberbefehl in Böhmen bis Ende Oktober zum Rückzug in die sächsischen Winterquartiere.

Ab 8. November 1756 verhandelte er mit Marschall Brown über einen Austausch der Kriegsgefangenen. Im Winter nutzte er seine Verbindungen nach England und Stockholm, um Schweden aus dem Krieg herauszuhalten, aber erfolglos. In vielen Briefen erkante der König seinen Einsatz dankbar an. Keith warnte immer wieder den König und Winterfeldt vor einer Unterschätzung der Russen.

Ab den 2. Mai 1757 blockierte James Keithden Westteil von Prag mit 30 000 Mann, versuchte oberhalb der Stadt den Rückzug abzuschneiden und deckte die rückwärtigen Verbindungen der Armee. Er konnte den Sieg beobachten, war aber tief vom Tode Schwerins erschüttert, mit dem er bei aller Rivalität befreundet war:

„Er ist nicht mehr, der große Schwerin! Mit unsterblichem Ruhme bedeckt, ist er gefallen. Ein solches Glück ist mir nicht vorbehalten!“

Nach der Schlacht kommandierte er ab 7. Mai den linken Flügel der Belagerungsarmee und führte nach Kolin seine Truppen aus dem Gefecht am Weißen Berge äußerst geschickt bis Leitmeritz, wo er den König wieder traf. Als der König Mitte August Zittau angreifen wollte, meinte James Keith:

„Wenn Ew. Majestät den Ruhm des Prinzen Karl vermehren wollen, müssen Sie angreifen.“

Zuvor hatte er Nadasdy an der Biela das Nachdrängen verwehrt. Als der König im Oktober 1757 Berlin zu Hilfe eilte, deckte er mit 6 000 Mann die Saale bei Naumburg, um dann von Leipzig bei Merseburg zum König
zu stoßen. Bei Rossbach vertrat er den König im Kommando und deckte mit dem zweiten Treffen Reichardtswerben, auf das der feindliche Angriff zielte. Während der König ab 13. November 1757 nach Schlesien marschierte, stieß er mit 10 000 Mann von Chemnitz bis Budin (??) vor, um das Korps Marschall aus der Lausitz abzuziehen. Nur er könne Prinz Heinrich in Sachsen vertreten, urteilte der König. Als der Erfolg eintrat, ging er nach Sachsen zurück.

1758 führte er die Belagerung von Olmütz, die schwierig war. Aber am 1. Juni sagte Friedrich II.:

„Ich habe dort meinen guten Marschall, einen bewundernswerten Menschen. Er hat alle Vorzüge der Kaltblütigkeit, großer Begabung und langer Erfahrung. Sein Wert ist unbezweifelbar. Er ist niemals unsicher, nie unentschlossen. Dieser Mann ist zum Soldaten, Politiker und Wissenschaftler wie geschaffen; ich kann mich seiner mit Vorteil bedienen.“

Als Daun auf das östliche March-Ufer überging und die Belagerer bedrohte, meinte
Keith:

„Unsere Herren haben diesen Marsch als Kleinigkeit angesehen. Ich gestehe, habe große Augen gemacht.“ Als in der Truppe Missmut aufkam, schrieb ihm der König: „Ihr müsset allen Offizieren einprägen, dass sich niemand entmutigt zeige. Wenn ein Offizier redet, als sei alles verloren und nicht den Soldaten gut zuspricht, soll er kassiert und auf Festung gesetzt werden.“

Sein umsichtiger Rückzug mit dem schweren Belagerungspark bis Königgrätz war eine Musterleistung.
Mitte Oktober 1758 führte James Keith dem König Truppen und Mehl von Dresden nach Hochkirch zu. Kaum überblickte er die Stellung, sagte er zu Friedrich II.:

„Wenn die Österreicher uns hier in Ruhe lassen, verdienen sie gehängt zu werden.“

Seine Warnung tat der König mit einem Scherz ab. Im Gewühl des Gegenangriffes riß am 14. Oktober 1758 James Keith eine Kanonenkugel vom Pferd, nachdem er schon zwei Stiche im Unterleib hatte, so dass er verblutete. Der König klagte:

„Mein lieber Marschall Keith ist tot! Das ist ein wirklicher Verlust für die Gesellschaft und das Heer.“

Am 23. November 1758 schrieb Friedrich an George Keith:

„Der Feldzug ist beendet. Auf beiden Seiten ist nicht mehr herausgekommen als der Tod vieler ehrlicher Leute.“

Die Generäle Daun und Lacy sorgten dafür, dass James Keiths Leichnam in der Kirche von Hochkirch ehrenvoll aufgebahrt wurde. Später erfolgte seine Überführung nach Potsdam. Friedrich II. ließ ihn am 3. Februar 1759 in die Gruft der Berliner Garnisonkirche überführen und ließ am 5. Mai 1778 ein Denkmal für James Keith auf dem Wilhelmplatz in Berlin aufstellen.
Aufgrund von Schäden infolge Umweltbelastung wurde das Denkmal in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ins Depot überführt. Eine Kopie dieses Denkmals kam 1868 nach Peterhead, eine Stadt unweit des Geburtsortes von James Keith. König Wilhelm I. von Preußen machte es der Stadt zum Geschenk, aus Anlaß des 110. Todestages von James Keith. Noch heute steht es auf dem Hauptplatz der Stadt..

Denkmäler wurden für James Keith auch durch Prinz Heinrich und andere errichtet. Unter anderem erinnert ein Gedenkstein in Hochkirch an ihn.

Die Hofmaler Christian Bernhard Rode und Adolph Menzel machten ihn, wie auch seinen Bruder, noch im 19. Jahrhundert auf ihren Bildern berühmt. Rode verewigte ihn in einem Gedächtnisbild in der Berliner Garnisonkirche. Menzel hatte beide Brüder auf dem Bild „Tafelrunde Friedrichs II. in Sanssouci“ festgehalten.
1889 wurde das 22. Infanterie-Regiment (das 1. Oberschlesische) nach James Keith benannt. Straßen in Berlin-Tiergarten/Schöneberg und in Berlin-Tempelhof tragen seinen Namen. Die Keithstraße in Berlin-Schöneberg erlangte als Handlungsort von Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“ eine gewisse Bekanntheit.

Bis um 1950 befand sich der Leichnam von James Keith in der Gruft der Berliner Garnisonkirche. Im 2. Weltkrieg zerstört, wurden die Trümmer der Kirche nach 1945 beseitigt und die Fläche eingeebnet. Die Toten aus der Gruft wurden in ein einfaches Sammelgrab auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof umgebettet. Nach anderen Quellen sollen die sterblichen Überreste von James Keith auf den Neuen Friedhof der Nikolai- und Mariengemeinde (Prenzlauer Berg) überführt worden sein.

Garnisonkirche Berlin
Sie befand sich in Mitte (Alt-Berlin), Neue Friedrichstraße (heute An der Spandauer Brücke).
Nachdem 1655 die evangelische Gemeinde der Berliner Garnison mit David Hanisius ihren ersten Prediger bekommen und 1655-1703 die Heilig-GeistKapelle als 1. Garnisonkirche genutzt hatte, sollte sie auch eine eigene Kirche erhalten. Der Grundstein dazu wurde 1701 gelegt. Auf Anweisung von Friedrich I. baute Martin Grünberg bis 1703 ein Gotteshaus für die in Berlin stationierten Soldaten und Offiziere sowie deren Familien. Als am 12. 8. 1720 der nahe gelegene Pulverturm explodierte, wurde die Kirche so stark in Mitleidenschaft gezogen, daß nur noch der Abriß blieb. 1720-1722 baute sie Johann Philipp Gerlach
(1679-1748) wieder auf.

1817 wurde der Innenraum umgestaltet. 1863 sorgten Friedrich August Stüler und August Ferdinand Fleischinger (1804-1885) für eine Vergrößerung der Fenster, die Neuverputzung der Außenwände und ein weiteres Kreuz auf dem vorderen Giebel. Das Innere wurde 1899-1900 erneut umgebaut.
Am 13. 4. 1908 brannte die Garnisonkirche wegen eines überhitzten Orgelmotors aus und wurde bis 19. 8. 1909 wiederhergestellt. Endgültig zerstörte der II. Weltkrieg die Kirche. Sie wurde 1962 zugunsten eines Sportplatzes abgetragen, nachdem das Grundstück der Humboldt-Universität zugesprochen worden war. Erhalten blieben nur das Pfarr- und Schulhaus in der Burgstraße 21. In Erinnerung an die Garnisonkirche wurde 1999 an ihrem ehemaligen Standort der Garnisonkirchplatz benannt.

Garnison- oder Gedächtnisgrab auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf
Es ist ein mit Steinen eingesäumtes, inneres Grasviereck (10 m x 8 m), umgeben von großen Rhododendren, links im Walde bei der Kapelle. Hier ruhen die Gebeine von Toten, hauptsächlich hohe Offiziere und Beamte der preußischen Armee aus 2 Jahrhunderten (1729-1830), umgebettet aus der ehemaligen Garnisonskirche zu Berlin, durchgeführt auf Veranlassung der Alliierten Besatzungsmächte von Berlin im Jahre 1949. Neben den
hohen Militärs, die einstmals im Gewölbe der ehemaligen Garnisonskirche beigesetzt wurden, wurden hier auch eine große Zahl von Frauen und Kindern verstorbener Offiziere bestattet.
Als Besonderheit waren dort ebenfalls die Gebeine von einer Maria Haupt aufbewahrt worden, der Amme Friedrichs des Großen. Ein hohes Holzkreuz von 4 m Höhe befindet sich im oberen Teil der Begräbnisstätte mit dem Spruch aus dem Neuen Testament, aus 2. Korinther 6, Vers 9: “Als die Unbekannten, und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben!”.

George Keith, als preußischer Gouverneur und Diplomat

George Keith wurde 1751 durch den König, dessen besonderes Vertrauen er genoss, als Gesandter nach Paris geschickt. Bis 1754 blieb er Gesandter. 1754 ernannte Friedrich II. ihn zum Gouverneur des preßischen Fürstentums Neuenburg (Neuchâtel) in der Schweiz und verlieh ihm den Orden vom Schwarzen Adler. Von 1754 bis 1768  wirkte Keith als Gouverneur und Generalleutnant des Fürstentums, wobei er 1765 bis 1768 nicht vor Ort residierte. In dem kirchlich-politischen Konflikt über die Lehre der zeitlichen Beschränktheit der Höllenstrafen, wie sie ab 1754 durch den Pfarrer Ferdinand Olivier Petitpierre gepredigt wurde, war er ebenso verwickelt wie in die Auseinandersetzungen, die durch den Aufenthalt seines Freundes Jean-Jaques Rousseau 1762 bis 1765 in Motiers im Fürstentum ausgelöst wurden.

1759 (nach anderen Quellen 1758) ging Keith im Auftrag des Königs nach Spanien, wohin er von früher her noch gute Verbindungen hatte. Er hoffte, Spanien für eine Vermittlung zwischen Preußen und seinen Gegnern im Siebenjährigen Krieg gewinnen zu können, um so einen Beitrag zu dem Kampf zu leisten, an dem er im Gegensatz zu seinem Bruder James nicht aktiv teilnahm. Da der König von Spanien anstatt an Vermittlung an den Beitritt zu der antipreußischen Koalition dachte, reiste Keith nach England.

Am 10. August 1760 wurde er vom englischen König empfangen. 1763 reiste George Keith erneut auf die britische Insel und besuchte sein Elternhaus bei Aberdeen. Seine Landsleute empfingen ihn mit großer Ehre.
Dank der Fürsprache Friedrichs II. beim mit ihm Verbündeten englischen König wurde George Keith rehabilitiert und seine Güter wurden ihm zurück erstattet. 1764 kehrte George Keith nach Potsdam zurück.

Dort hatte Friedrich II. im gleichen Jahr für George Keith unterhalb von Schloß Sanssouci ein Grundstück
erwerben und darauf den Bau eines Hauses für seinen Freund beginnen lassen. Das nach ihm als des Lordmarschall Haus benannte Gebäude ist 1765 im Rohbau fertig. 1766 zog er mit seiner Pflegetochter Emmetah Uellah in das Haus ein. Sein Bruder soll das Mädchen, die Tochter eines türkischen Janitscharen, bei der Erstürmung der Festung Otschakow im Jahre 1737 vor dem Tod gerettet haben. 1747 brachte er sie nach Preußen mit. Am 26. Mai 1778 starb George Keith im Lordmarschallhaus.

© Dr. Volker Punzel, GeschichtsManufaktur Potsdam (24.01.2021)

Von admin

3 Gedanken zu „Schotten in Brandenburg und in Preußen“
  1. Sehr geehrter Herr Dr. Punzel,
    ich habe mit Interesse über die preußischen Schotten gelesen. Ich bin gerade selbst mit Recherchen in Sachen Keith beschäftigt, finde aber die aussagekräftigen Briefe von James und Keith bisher nur in der Biografie von E. Cuthell (The Scottish Friend of Frederic the Great), dort aber ohne Quellenangabe. Können Sie mir mit Quellenangaben helfen?
    Über eine Nachricht würde ich mich sehr freuen.

    Mit freundlichen Grüßen ausdeem Allgäu
    Gerhard Dick

  2. Hallo Herr Dick, ich habe gerade Ihren Artikel zu Schotten in Brandenburg gefunden. Der von Ihnen erwähnte Autor Fischer hieß eigentlich Ernst Ludwig Fischer (geb. 4.10.1844 in Bad Niendorf bei Travemünde, gest. 9.9.1906 in Bad Niendorf). Er war mein Urgroßonkel. Ab 1873 lebte er zunächst in Irland und dann in Edinburgh, Schottland. Das später von ihm verwendete Pseudonym “Thomas Alfred Fischer” war wohl auf siene Verehrung des schottischen Schriftstellers Thomas Carlyle zurückzuführen, dessen Werke er auch übersetzte.

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