Kavaliersreisen und das Reisen im Allgemeinen

Kavaliersreisen zu unternehmen, war für Adlige – beginnend beim niederen Adel bis hin zum Hochadel – normal. Doch woraus zogen sie ihre Informationen, wenn sie sich auf die Reisen vorbereiteten oder diese vorbereiten ließen. Seit der Erfindung des Buchdruckes und der verbreitung gedruckter Bücher bestand das Bemühen, nicht nur allgemein erbauliche Werke oder Traktate für oder gegen etwas zu veröffentlichen, sondern auch Informationen über die heimischen und fremden Lande unter dies des Lesens kundigen zu bringen.

Für die Betrachtung der Reisetätigkeit von Friedrich II. sind nicht so sehr die im 16. und 17. Jahrhundert veröffentlichten Werke interessant, sondern die des 18. Jahrhunderts. Und dabei vor allem die Publikationen, die entweder kurz vor oder nach Beginn der Herrschaft des Königs erschienen.
Als erstes ist hier das 1744 in Leipzig erschienene und von Carl Christian Schramm verfasste Buch „Neues Europäisches Historisches Reise-Lexicon. Worinnen die merckwürdigsten Länder und Städte nach deren Lage, Alter, Benennung, Erbauung, Befestigung, Beschaffenheit, Geist- und Weltlichen Gebäuden, Gewerbe, Wahrzeichen  und anderen Sehenswürdigkeiten, In Alphabetischer Ordnung auf das genaueste“ zu nennen.
In der Einleitung dieses Buch  steht zu dem Thema „Reisen“:

 Das Reisen in auswertige Welt-Theile“ ist bey jüngern Personen ein Stücke der Unterweisung, „bey ältern aber ein Stücke der Erfahrung.“ Nemlich es können junge Reisende in fremden Ländern durch guten Unterricht und fleißige Übung diejenigen Sprachen, Künste und Wissenschaften nebst einer wohlanständigen Aufführung erlernen, die sie zu einem und andern Endzwecke nöthig haben. dahero wird das wohlangestellte Reisen eine solche Schule genennet, darinnen man die Erkenntniß vieler Sachen von auswertigen Lehrern weit eher als aus Büchern, erlangen kann…

 

Das vorliegende Reiselexikon wurde in diesem Zusammenhang dergestalt gewürdigt, „daß unser Teutschland ein zum Reisen in fremde Länder dienliches Aufschlage-Buch, oder sogenanntes Reise-Lexicon, von einer so geschickten, als unermüdeten Feder nunmehro erhält, desto höher zu schätzen, je mehr daran gelegen ist, daß alle Reise mit Nutzen angestellet werden.“

Als ein Zwischenglied in der Entwicklung zum “modernen” Reisehandbuch mag man schließlich die, von jeweils mehreren Autoren herausgegebene Neue Staats- und Reisegeographie (Dresden u. Leipzig 1750-1770) betrachten, einem mit 16 Bänden (!) überaus groß angelegtem Unternehmen, das in Form und Inhalt, wie bereits der Titel verrät, noch ganz an die älteren “Staatsbeschreibungen” erinnert, sich im Vorwort aber ebenfalls ausdrücklich an den Reisenden wandte.4

 „Ich nenne dieses Buch eine Staats=Geographie, darum, weil ich darinne zugleich dasjenige, was zur Kenntniß der innern geist= und weltlichen Staatsverfassung eines Landes gehöret, mit abhandeln will. Die Ursache aber, warum ich es auch eine Reisegeographie nenne, ist diese, weil es eines Theils besonders für Reisende ein sehr nützliches Handbuch seyn wird, daß einer weiß, was er auf seiner Reise zu erleben, und wornach er sich in jedem Lande zu erkundigen habe, und anderen Theils, weil man mit Hülfe dieser Reisegeographie, ohne große Kosten, und mit größter Bequemlichkeit auf seiner Stube, fremde Länder durchreisen, und eine ziemliche Kenntniß von selbigen erlangen kann.“ (S. 5-6)

Friedrich II. ist dafür bekannt, dass er Vorlieben hatte, was die Autoren der Bücher anbelangte, die er für sich als des Lesens würdig ansah.
Die Neue Staats- und Reisegeographie ist eine Arbeit, bei der sächsische Verfasser das Prä hatten. Das zuerst vorgestellte Reise-Lexicon stammt jedoch aus der Feder eines Mannes, der Friedrich, was die dynastischen Aspekte anbelangte, näher gestanden haben könnte.
Carl Christian Schramm soll 1707 geboren worden sein. Das Todesjahr ist nicht bekannt.  Zum Zeitpunkt der Abfassung und Veröffentlichung des Lexikons war er Hochfürstlicher Brandenburg-Bayreuth-Culmbachischer Hofrat.  Markgraf Friedrich III. zu Brandenburg-Bayreuth-Culmbach persönlich hatte ihm diese Stelle angetragen und dabei vor allem die bisherigen Publikationen  Schramms sowie die Unterstützung dessen Arbeit an dem neuen Reise-Lexicon.
Friedrich III. galt als im Volk beliebter Markgraf, der sich um Wissenschaft und Kunst bemühte. Umfangreiche Bautätigkeiten führte er gemeinsam mit seiner Frau, der Markgräfin Wilhelmine mit dem Bau des Neuen Stadtschlosses des Markgräflichen Opernhauses und der Eremitage aus. Das Ehepaar hatte eine Tochter (Herzogin Elisabeth Friederike Sophie) deren Ehe scheiterte und kinderlos blieb. Bevor Schramm nach Bayreuth kam, war er Amtsrat der Reichsgrafen zu Solms.

Friedrich II. war kein König, der das Reisen liebte – zumindest sofern es die so genannten Kavaliersreisen betraf. Hinsichtlich seiner Reiseaktivitäten unterschied er sich merklich von den Unternehmungen, die andere gekrönte Häupter vor ihm bzw. in seiner Zeit entwickelten. Zu reisen, sich dabei in der Welt umzusehen und Erfahrungen für die eigene Herrschaftsausübung zu sammeln, gab es bei Friedrich II. nicht. Er hatte stets Sorge, das von ihm regierte Territorium zu verlassen und womöglich von einer fremden Macht oder von Spießgesellen anderer Art gefangen genommen zu werden.

Den ersten Versuch, sich auf nicht deutsches Territorium zu begeben, unternahm er als Kronprinz: im Alter von 18. Jahren. Bei einer Reise des preußischen Hofes ins Reich im Juli/August 1730 wollte Friedrich, der als Oberstleutnant im Regiment des Königs Friedrich Wilhelm I. mitreiste, seit längerem gehegte Fluchtpläne verwirklichen. Nach einem Besuch beim Herzog von Württemberg in Ludwigsburg übernachtete man vom 4. auf den 5. August in dem Dorf Steinsfurt bei Sinsheim. Die von dort aus beabsichtigte Flucht wurde jedoch entdeckt und die Vertrauten des Kronprinzen, die mit ihm in Den Haag zusammentreffen sollten, ergriffen die Flucht (Peter Karl Christoph von Keith) oder wurden gefasst (Hans Hermann von Katte). Ein traumatisierendes Ereignis – vor allem die später auf Befehl des Königs vor den Augen des Jugendlichen vorgenommene Enthauptung Kattes.

Im Juli/August 1740 reiste Friedrich II. (seit Anfang Juni 1740 König in Preußen) in seinem Herrschaftsbereich umher, um die Erbhuldigung (Treueid der Stände) als neuer König entgegenzunehmen. Ab 2. August reist er von Berlin in die westfälischen Provinzen. Die Reise führt ihn über Umwege nach Bayreuth, wo er seine Schwester Wilhelmine besucht. Zu dieser Zeit trug er sich mit dem Gedanken, sich heimlich nach Paris zu begeben. Als das Gerücht davon dorthin drang, ließ Voltaire eilig das Palais de Chatelet für den hohen Gast herrichten. Aber Friedrich änderte kurzfristig seine Reisepläne und fuhr stattdessen am 23. August 1740 inkognito nach Straßburg.

Aber schon der Einreise auf französisches Territorium ging schief. Der König hatte vergessen, sich mit einem Paß zu versehen und wurde deshalb an der Grenze angehalten. Er fertigte sich schnell einen Geleitbrief aus, und sorgte auch auf andere Weise für viel Aufmerksamkeit, so dass sich sein Inkognito schon am ersten Tag fast in Luft auflöste. In Straßburg dann wurde er von einem Bürger erkannt. Den er aber noch loswerden konnte. In einem Wirtshaus enttarnten ihn schließlich zwei Deserteure, die die Straßburger Polizei als Aufpasser bestellt hatte. Zum Gouverneur bestellt, zog es Friedrich II. nach dem Gespräch und einigen ihm aufgenötigten Besichtigungen vor, am 25. August 1740 das Elsaß schnellstens wieder zu verlassen. Und fuhr rheinabwärts weiter nach Wesel. Am 12. September traf er auf dem unweit von Kleve gelegenen Schloß Moyland mit Voltaire zusammen; zum ersten Mal.

Die Revuereisen

Der Schwerpunkt der Reisetätigkeit von  Friedrich II. lag auf den so genannten Revuereisen.
1904 veröffentlichte Dr. Ernst Pfeiffer seine Arbeit “Die Revuereisen Friedrichs des Grossen, besonders die Schlesischen nach 1763, und der Zustand Schlesiens von 1763-1786”. Pfeiffer hatte im Geheimen Staats-Archiv Berlin, im Staats-Archiv Breslau und im Archiv des Kriegsministeriums des Deutschen Reiches gearbeitet und die einschlägigen Akten durchgesehen. Hinzu kam eine umfangreiche Literatur-Recherche.[1]

Nach Pfeiffer übernahm Friedrich die „Revuereise” von seinem Vater. Der „Soldatenkönig” hatte immer alles selbst sehen, alles selbst erledigen wollen.

Er wollte sich selbst vom Zustande des platten Landes und der Städte, von der Richtigkeit der Lieferungen für das Militär überzeugen. Daher machte er seine Reisen… Es tat ihm nichts, dass die Strassen schlecht vorbereitet waren. In den Quartieren stand er wie immer früh, um drei Uhr, auf und arbeitete dann angestrengt bis zum Essen. Dieses wurde gewöhnlich bei dem Kommandeur eingenommen. Hatte sich dieser aber etwas zu Schulden kommen lassen, so ass der König nicht bei ihm, sondern im nächsten Dorfe. Auf die starke Arbeit folgte auch starke Anregung, beim Essen wurden schwere Weine getrunken. Dem das Extreme liebenden Sinne Friedrich Wilhelms I. entsprach es auch, das Nachtquartier gelegentlich einmal in einer Scheune zu nehmen, in der zur Herbstzeit die Kälte ziemlich heftig war. Bei den Besichtigungen ging es sehr scharf her. Eine Veruntreuung wurde mit schweren Strafen belegt, weder Herkunft noch Rang schützte davor.

In seinem Testament legte der König seinem Nachfolger diese Art des Reisens ans Herz. Er werde auf ihnen Land und Leute kennen lernen, besonders auch das Militär und werde sehen, dass er jährlich 600 000 – 800 000 Taler mehr Revenüen (franz. Einkünfte, Kapitalrente) ohne Drückung der Untertanen erhalten könne. Dennoch: Friedrich Wilhelm I. war auf „Revuereisen” immer nur gelegentlich gegangen. Sein Sohn, Friedrich II., unternahm diese als König in einem regelmäßig wiederkehrenden Turnus.

Das Datum der einzelnen Reisen des Jahres wurde Anfang Mai festgestellt.
Lediglich 1749 erfolgte dies bereits Anfang Januar. Friedrichs Schwester, Wilhelmine von Bayreuth, sollte ihn bei ihrem Besuch in Berlin und Potsdam nicht verfehlen.

Die Vorspannpferde für die Reisegesellschaft wurden mindestens vierzehn Tage vor Reiseantritt bestellt.
1747 bis 1756, zwischen dem Zweiten Schlesischen Krieg (1744/45) und dem Siebenjährigen Krieg (1756/63) wiesen die Reiseaktivitäten eine ziemliche Regelmäßigkeit auf, die nur wenig unterbrochen wurde.

Den Anfang der jährlichen Reisetätigkeit  machte bis 1754 die Besichtigung der Magdeburger Truppen.
Die Magdeburger Revuereise begann in der Regel in der Zeit vom 31. Mai bis 24. Juni und dauerte 4 bis 7 Tage. Natürlich schob sich das Datum etwas herauf, wenn die Reise bis nach Cleve-Mark und Ostfriesland (das war 1751 und 1755 der Fall) verlängert wurde. 1754 war der Aufenthalt in Magdeburg verkürzt, weil Friedrich weiter nach Bayreuth reiste, um seine Schwester zu besuchen.

An die Magdeburger Reise schloss sich die Stettiner an, die in der Zeit vom 2. Juni bis 7. Juli begonnen wurde und 4 bis 8 Tage dauerte.
Wurde sie schon im Juni angetreten, wie 1750 und 1753, so dehnte sie sich gewöhnlich bis Königsberg aus.

Nach der Rückkehr von der Pommerschen Reise war bis Ende August eine längere Ruhepause.
Der König trank drei Wochen lang seinen Brunnen in Sanssouci und zog dann nach dem Stadtschlosse, wo er Besuche von Verwandten und Fürstlichkeiten erhielt.

Ende August oder Anfang September wurde die Schlesische Reise angetreten, die ca. 17 bis 20 Tage währte.
Ihr unmittelbar voran ging die Küstriner Revue über die Neumärkischen Regimenter, die einen Tag dauerte

 1754 trat in dieser Reihenfolge eine Änderung ein. Die Stettiner Revue wurde vor die Magdeburger geschoben.
1754 und 1755 geschah es wahrscheinlich, weil die Magdeburger Reise bis Bayreuth bzw. bis Ostfriesland ausgedehnt wurde. Diese Neuerung wurde aber auch 1765 und nach dem Siebenjährigen Kriege bis 1772 beibehalten.

Änderungen im Reisekalender des Königs wurden aber auch durch politische Verwicklungen hervorgerufen.
1749 zeigte Russland kriegerische Absichten und Friedrich traf deswegen Vorbereitungen zur Mobilmachung. Wohl deswegen machte er die Schlesische Reise schon im Mai und ließ die Magdeburger und Stettiner ausfallen. 1753 machte er zwei Schlesische Reisen, die erste im Mai, die zweite trat er außerordentlich spät, erst am 27. Oktober, an. Diese Verschiebung geschah, weil Friedrich, um die Kriegslust Englands zu dämpfen, an der Grenze von Hannover bei Spandau große Herbstmanöver veranstaltete.

Bisweilen fielen einzelne Reisen aber auch wegen Verlängerung einer anderen aus.
Die Magdeburger Reise fand außer 1749 auch 1750 und 1753 nicht statt, weil in den beiden letzten Jahren die Pommersche Reise bis nach Königsberg ging. Die Stettiner Revue fiel 1751 aus, vielleicht wegen der Fortsetzung der Magdeburger Reise bis Kleve-Mark und Ostfriesland. 1755 fiel sie aber trotz desselben Umstandes nicht aus.

Auf allen Reisen besichtigte der König stets die Festungen, sowie die Truppen, die in ihnen als Besatzung lagen.
Die Generalrevue über die Magdeburger Truppen erfolgte bei Pitzpuhl, wo sich das königliche Hauptquartier befand.

Die Regelmäßigkeit, die die Reihenfolge der Revuereisen aufwies, zeigte sich auch bei den Stationen der einzelnen Reisen.
Besonders ausgeprägt war diese auf der Magdeburger Reise. Der König fuhr immer über Brandenburg, Burg, Magdeburg und ebenso zurück. Bei der Weiterreise nach Cleve-Mark und Ostfriesland 1751 und 1755 waren die Stationen: Minden, Bielefeld, Lingen, Emden, Aurich, Wesel. Die Rückreise ging über Lippstadt, Bielefeld.

Im Gegensatz zu seinen sechs ersten Regierungsjahren wurden die ab 1746 unternommenen Revuereisen nicht mehr durch Badereisen unterbrochen.
Friedrich glaubte, die Pyrmonter Bäder hätten ihm 1746 nicht gut getan. Außerdem hatten sie bei anderen Personen, die sich ihrer zu gleicher Zeit wie er bedient hatten, entgegengesetzte Wirkungen hervorgerufen. Der König wechselte daher zu Egerer Brunnen, und nahm diesen aber in Potsdam zu sich. Mit ihm war er sehr zufrieden, so Pfeiffer.

Friedrich II. war sehr stark von der Wichtigkeit der Revuereisen für einen preußischen Herrscher überzeugt.
Deshalb war er sehr erfreut, als 1753 der Thronfolger, sein Bruder August Wilhelm, den Wunsch kundgab, die Preussische Reise wieder mitmachen zu wollen. Denn der Prinz müsse das Land und die Soldaten in den Provinzen kennen lernen, die er eines Tages regieren solle. August Wilhelm war auf den Reisen wohl immer in Friedrichs Umgebung, ebenso die beiden andern Brüder, Prinz Heinrich und Prinz Ferdinand. Außer einigen General- und Flügeladjudanten und dem Kabinettsrat Eichel waren ständige Begleiter des Königs auf den Revuereisen der Prinz Ferdinand von Braunschweig und einige Generale, Winterfeld, Zieten, Retzow. Auch die Günstlinge Friedrichs, Lentulus und Krockow, der 1754 in preussische Dienste trat, beteiligten sich. Prinzliche Gäste waren zuweilen Eugen und Ludwig von Württemberg, der Erbprinz von Hessen-Darmstadt und oft Moritz von Anhalt.

In den Quartieren fand Friedrich II.  trotz der vielen Arbeit noch Zeit zur Korrespondenz.
Unter den Briefadressaten aus der Zeit von 1740-1756 stand an erster Stelle seine Schwester Wilhelmine. Außerdem war er in den ersten Regierungsjahren mit Jordan und Duhan de Jandun während der Revuereisen in regem brieflichen Verkehr, gegen Ende der vierziger und in den fünfziger Jahren traten d` Argens und Voltaire an ihre Stelle. 1743 korrespondierte Friedrich während der Reisezeit mit dem Grafen Rottenburg, den er sehr schätzte. Nur einige wenige Briefe richtete er Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre an seinen Bruder August Wilhelm. Etwas seltsam erscheint unter diesen Briefadressaten der Abt vom Kloster Camenz, Tobias Stusche, von dem der König sehr viel hielt.

Die Briefe von 1746-1756 zeigten gegenüber den ersten Regierungsjahren eine starke Veränderung in der Stimmung Friedrichs.
Man erkannte den ruhmbegierigen, jungen Helden nicht mehr wieder, wenn er mitten in den Stettiner Truppenübungen 1747 an d` Argens schrieb: „Alle diese grossen Ereignisse (gemeint ist wahrscheinlich der Sieg Moritzens von Sachsen bei Laeffelt), welche den Ehrgeiz der andern anregen, töten diese Leidenschaft in mir.” Er hält die Menschen für “die weisesten und glücklichsten, welche keine andern Sorgen kennen als sich vernünftig und die Menschen glücklich machen.” Friedrich liebte es, sich in seinen Briefen gelegentlich sentimentalen Anwandlungen hinzugeben, Einfluss auf sein Handeln gewannen sie natürlich nicht. Er fühlte sich und war auch “ der Anstoss zur Bewegung seines kleinen Staates. Er wollte im Schatten erhalten, was er den Armen des Krieges verdankte”, aber er kannte die Beschränktheit, die die menschliche Natur auch dem edelsten Wollen auferlegt: “Ich verbessere alte Missbräuche und gebe für neue Raum, ich verbessere Fehler und mache selbst welche”. Die hier hervortretende Resignation zeigte sich auch in anderen Briefen aus dieser Zeit. Mit feinem, überlegenem Humor gewürzt half sie dem König über die müden Stimmungen der Abspannung hinweg: “Man muss sich, während man in der Welt ist, mit etwas beschäftigen.” Er verglich sich wohl mit einem Schulmeister, der den Schülern erst in Stettin, dann in Magdeburg u. s. f. die Aufgaben abhörte, bisweilen auch mit einem Verdammten im Fegefeuer, für den er Voltaire um Wasser bat, damit er bald herauskomme. Die Heilung Schlesiens von den Kriegswunden nahm ihn so sehr in Anspruch, dass er auf der Reise von 1747 seinem Bruder August Wilhelm nur einmal schreiben konnte. Er werde nicht einmal ruhig essen können, schreibt er an ihn, denn der Rest seines Aufenthaltes in Schlesien werde eigentlich ein fortwährendes Reisen sein. Trotz dieser vielen Arbeit suchte Friedrich auf den Revuereisen auch sein poetisches Talent auszuüben. Aber die Geschäfte legten seiner Einbildungskraft immer wieder Zügel an. Er stehe zwischen Geschäften und Versen wie der Esel des Buridan, schrieb er an Voltaire.

Anmerkungen

[1] Pfeiffer, Ernst: Die Revuereisen Friedrichs des Grossen besonders die Schlesischen nach 1763 und der Zustand Schlesiens von 1763-1786, Berlin 1904, S. 25 bis 32

© Dr. Volker Punzel, GeschichtsManufaktur Potsdam (13.11.2020)

Von admin

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