Die historischen Quartiere der Stadt Potsdam, d.h. die zwischen der Ersterwähnung Potsdams im Jahr 993 und dem Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Bauten, liegen auf einer Insel. Einmal um die Insel herum fahren zu wollen, bedeutet sich auf eine Strecke von rund 30 Kilometer einstellen zu müssen. Den größten Teil der Strecke fährt man auf der Havel, die als Fluß aber nicht erkennbar ist. Sie kann sich über eine so große Fläche zwischen den sich über die Insel entlang ziehenden Endmoränenhügelketten ausbreiten, dass sie zahlreiche Seen bildet. Von der Glienicker Brücke in Richtung Westen ist zunächst der Tiefe See zu durchqueren, nach einzelnen Flusszwischenabschnitten folgen der Templiner See, der Schwielowsee, der Große Zernsee, die Wublitz, der Schlänitzsee, der Sacrow-Paretzer Kanal, der Fahrlander See, Weißer See und der Jungfernsee.

12 Brücken verbinden die Insel Potsdam und das “Festland”.
Die Glienicker Brücke,
die Humboldtbrücke,
die Lange Brücke,
die Eisenbahnbrücke über den Templiner See,
die Eisenbahnbrücke über das Caputher Gemünde bei Caputh,
die Baumgartenbrücke zwischen Geltow und Werder (Havel),
die Eisenbahnbrücke über den Großen Zernsee zwischen Wildpark-West und Werder (Havel),
die Wublitzbrücke bei Grube,
die Fußgängerbrücke bei Nattwerder,
die Eisenbahnbrücke bei Marquardt,
die Straßenbrücke über den Sacrow-Paretzer Kanal auf der B 273 bei Marquardt und die
Brücke des Friedens bei Neufahrland.
Zwei Fähren – die Autofähre über das Caputher Gemünde sowie die Personenfähre vom Kiewitt zur Insel Hermannswerder – ergänzen die Verbindung mit dem Festland.

Das Wasser umspült nicht nur die Insel Potsdam, sondern ist im gesamten Stadtgebiet reichlichst vorhanden. 11 Prozent der Fläche Potsdams, das sind 20 Quadratkilometer, sind vom Wasser belegt. 83 Kilometer lang ist die Summe der Uferlinie aller im Stadtgebiet Potsdams befindlichen Gewässser.

Die Insellage brachte und bringt Potsdam Vorteile, aber auch Nachteile.
Unbestritten sind die sich daraus ergebenden Vorteile für den Tourismus, in der Frühphase der Entwicklung Potsdams bot die besondere Lage aber auch Vorteile für die militärische Sicherung der Stadt sowie für die Einnahme von Steuern. Diese wurden sowohl von den auf dem Wasserwege kommenden Reisenden und Händlern kassiert als auch von denen, die auf dem Landweg Potsdam querten. Zwei der bedeutendsten deutschen Fernreise- bzw. -handelswege verlaufen über der Insel Potsdam. Das sind die Bundesstraße 1 und die Bundesstraße 2.
Die Bundestraße 1 liegt im Verlauf der ehemaligen Reichsstraße 1. Diese führte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges über eine Länge von 1392 km von Aachen über Jülich, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Soest Paderborn, Hameln, Hildesheim, Braunschweig, Magdeburg, Potsdam, Berlin, Altlandsberg, Küstrin, Landsberg (Warthe), Konitz, Dirschau, Elbing, Braunsberg, Königsberg, Insterburg und Gumbinnen bis nach Eydtkuhnen an der damaligen deutsch-litauischen Grenze. Sie war die längste je existierende deutsche Straße.
Die Bundesstraße 2 liegt im Verlauf der ehemaligen Reichsstraße 2, die an der deutsch-österreichisvchen Grenze bei Mittenwald beginnt und heute an der deutsch-polnischen Grenze bei Schwedt (Oder) endet. Bis 1945 führte sie weiter nach Stettin und von dort weiter über Köslin durch den ab 1918 polnisch-kaschubischen Korridor nach Danzig und weiter bis an die Weichsel bei Dirschau (heute Tczew).

Aus der Tatsache, dass die Insel von den Bundesstraßen 1 und 2 gequert wird, ergeben sich aber auch die größten Nachteile für die Stadt. Die verkehrstechnischen Probleme führen immer wieder zu Bauarbeiten an den Brücken sowie auf der Insel selbst. Geichzeitig bringen sie stets neuen Stoff für Diskussionen, so z.B. für die über den Bau eines dritten Havelüberganges (der eigentlich ein vierter wäre) oder für die über die Notwendigkeit des Baus einer Innerstädtischen Entlastungsstraße (ISES). Zugleich wurden die verkehrstechnischen Probleme als Argument mit herangezogen, als es 1959 um die Beseitigung der Ruinen des Potsdamer Stadtschlosses ging oder 1968 im Zusammenhang mit der Sprengung der Ruine der Potsdamer Garnisonkirche sowie mit der Neugestaltung der Breiten Straße.
Die Insellage bietet in verkerstechnischer Hinsicht aber auch Vorteile. So könnte die Stadt Potsdam ihren Etat enorm aufbessern, wenn sie von den über die Brücken kommenden Fahrzeugen Maut verlangen würde. Man könnte dies ja zunächst auf Lkw und Fernreisebusse beschränken.

Von admin

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